Hallo carl,
das gefällt mir, ich mag so kurze Lyrik, über die man ein wenig grübeln muss und sich trotzdem unsicher bleibt, ob man die Intention des Autors erkannt hat.
Hier erkenne ich ein lyr. Ich, das vor einer Entscheidung steht (Wegkreuzung), mit der es Probleme hat. Es weiß zu viel, deshalb kann es die Entscheidung kaum bewusst fällen, zu viele Dinge, die bedacht werden müssen (vielleicht sogar gegensätzliche?). Der Ruf des Kuckucks hat dabei eine Signalfunktion, denn durch ihn wird sich das lyr. Ich bewusst, in welcher Lage es sich befindet (Mit einer Assoziation zur Kuckucksuhr, könnte man diesen Ton auch als Weckruf verstehen). Der Ton der angeschlagen wird ist tiefer, durchdachter, auf einer anderen (Meta-)Ebene des Denkens, bereitet einerseits Unbehagen, andererseits gibt er Anspron die Entscheidung aus dem Bauch heraus zu treffen, wenn sie über den Kopfweg nicht möglich sein sollte.
Sprachlich habe ich an diesem knappen Text nichts zu mäkeln, er ist gut verdichtet. Nur ist es vielleicht einen gedanken wert, in Zeile 3 ein "das" statt ein "was" zu nehmen, das wäre in meinen Ohren noch etwas direkter, bezeichnender. Das lyr. Ich weiß nicht nur (et)was, sondern genau das, was ihm im Wege steht und genau in welcher Situation es sich befindet.
Gerne gelesen, dankeschön