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Amputiert

Verfasst: 26.05.2006, 17:44
von Cornelia
Amputiert -

Im Nebel
Stunden kauend
die Nacht
für Träume zu klein

nach dem Brief
tropft ungebremst
Augenglanz
ins leere Glas

gute Wünsche
für die Zukunft

- ohne Narkose

Verfasst: 26.05.2006, 18:32
von Louisa
Hallo Cornelia,
also ich kann nur erahnen, was Du genau meinst. Jemand bekommt einen Brief, de ihn zum Weinen bringt. Das ganze auch noch in einer Nebelnacht.

Aber was hat das jetzt mit Narkose und Amputiert zu tun?

Entweder in dem Brief steht etwas von einer Amputation oder es ist wieder so eine "Amputation des Herzens, der Seele, des Glücks" gemeint und man fühlt sich in seinem Schmerz (der durch den Brief hervorgerufen wurde) wie unter Narkose.

-Falls das erste gemeint ist würde ich es noch deutlicher einbauen. Dann fände ich das auch gut und es würde mich berühren, aber wenn das zweite gemeint ist kann ich mich nicht recht damit anfreunden.

Das kann man einfach nicht vergleichen. hast Du schon mal lange Zeit unter Narkose verbracht? Kennst Du jemand, dem etwas amputiert wurde?

-Das ist noch einmal eine höhere Stufe als Liebesschmerzen, meine ich. Obwohl die auch sehr schlimm sein können, aber dafür möchte ich andere Bilder sehen.

Liebe Grüße, louisa

Verfasst: 26.05.2006, 18:59
von Cornelia
Hallo Louisa,

mein Grundgedanke war, das Gefühl von "ohne Narkose amputiert" darzustellen. So ist der Anfang und das Ende des Gedichtes auch mit Gedankenstrichen verbunden.
Ich habe mit Absicht dem Leser Interpretationsfreiheit gelassen.

Ich wollte den grellen, heftigen Verlustschmerz darstellen, aus welchen Gründen auch immer....das soll der Leser auf seine eigene Situation beziehen können, deshalb die abgehackten Andeutungen.

LG
Cornelia

Verfasst: 26.05.2006, 19:21
von Herby
Hallo Cornelia,

diesen Grundgedanken umzusetzen ist dir hervorragend gelungen!

Nachhaltige Bilder! Gefällt mir ausgesprochen gut!

Liebe Grüße
Herby

Verfasst: 26.05.2006, 22:13
von Cornelia
Hallo Herby,

ich danke Dir...

Verfasst: 29.05.2006, 15:46
von steyk
Liebe Cornelia,
ich habe mir deinen Text zweimal durchgelesen und anschließend deine Erklärung. Ich war mit meiner Deutung gar nicht so weit weg.
Sehr gut gelungen. Eindringlich.
Ich wünsche dir eine schöne Woche
Gruß
Stefan / steyk

Verfasst: 30.05.2006, 10:26
von Lisa
Hallo Cornelia,

dein Anliegen ist dir meiner Meinung sehr gut gelungen! Ich las aufgrund des Briefes sofort die Trennung zweier Menschen als Amputation von einander ohne Narkose. Das ist vielleicht nicht das konkrete, was du ausdrücken wolltest, aber du sagt ja, dass du dem Leser die Freiheit lassen wolltest, für sich die entsprechenden Projektionsfläche zu wählen.



Vielleicht - obwohl dieses Zeichen nicht oft in Gedichten auftaucht - würde ich an einer Stelle einen Doppelpunkt setzen:
Amputiert -

Im Nebel
Stunden kauend
die Nacht:
für Träume zu klein


Ich lese es zumindest so, als stünde dort einer. Aber das wohl nur eine nichtige Anmerkung :grin:

Gekonnt umgesetzt!

Lisa

Verfasst: 30.05.2006, 12:15
von Cornelia
Hallo Steyk, hallo Lisa,

ich freue mich über Eure anerkennenden Worte.

Lisa, zu Deiner Anmerkung zum Text:

Ürsprünglich hieß der Satz:

Im Nebel
Stunden kauend
war die Nacht
für Träume zu klein

ich habe das "war" dem Stilmittel das "abgehackt Schreibens" geopfert.