Sonnenaufgang

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Erman

Beitragvon Erman » 19.12.2017, 14:20

Dieser ungewisse Aufbruch wird sich mit der Sonne vollenden.
Ich spüre die Verschiebung des Westens in meinem Herzen.
Sie spottet jeder Kleinlichkeit des Mittags.
Im Stein wird die kleine Libelle meinen Sternblutkreis erhellen.
Und bis dahin soll alles was geschieht, wegen des Liedes sein.
Einen anderen Trost brauchen wir nicht.
Dieses Andauern verhöhnt die Warnung des schwarzen Saftes.
Nein, diese Wanderung wird nicht im Gift enden.

Ein neuer Kosmos wird uns finden,
wenn auch mit blindem Gesicht und dunklem Herzen, spricht das wahre Wort.
Im Felsen schläft die kleine Sonne, die uns scheinen wird.
Kannst Du das Sternsystem meines Blutkreises hören?
Ich wiederhole: Es wird uns ein neuer Kosmos erschaffen,
wenn auch blinden Gesichtes und dunklem Herzen,
bis die Sonne zu sprechen beginnt.
Der Warnung eines schwarzen und offenen Saftes entgegen

***
Das Ende entfernt sich.
Ich war allein,
und ich zitterte.
Einfache Einsamkeit!
Ich gebe zu, ich wusste dich zu lesen.
Ich gebe zu, sie haben mich verlassen,
ich gebe es zu, auch ich habe die verlassen, die ich liebte.
Im Laufe der Jahre hat sich alles angeordnet,
wie die Schar der Krähen, in der Hand des Irrlichts!
Spielendes, wie die Segeltücher auf Segelschiffen,
wenn der Wind sich dafür eignet wie die Flammen des Feuers,
die mit der Wärme die Jahre im Wildfluss erfüllen.
Wieder entdecke ich dich, du Niedergeschlagene.
Unendliche Anwesenheit,
lebendes Volumen der Liebe,
(ist) nun vermehrt.

Niko

Beitragvon Niko » 22.12.2017, 14:32

Hallo Erman,
dieser Text ist für mich ein gutes Beispiel von Vermischung oder Untrennbarkeit von lyrik und Prosa. Das imponiert mir sehr!
Generell aber bin ich ein Freund kompakter Texte. Bei dieser Länge steige ich für gewöhnlich relativ schnell wieder aus. Aber das ist mein Ding, meine Sicht auf lyrik, die nichts mit der Realität zu tun haben muss!

"wegen des Liedes" klingt für mich falsch. "wegen" müsste meinem empfinden nach den Dativ nach sich ziehen. (wobei ich den Genitiv liebe!) und müsste es nicht "Sternensystem" heißen?
Obwohl mir manche von dir verwendeten Bilder sperrig oder auch manchmal zu umkreisend, zu salbungsvoll sind, mag ich deine Sprache, die Art, wie du die Dinge siehst. Und sie dann auch so in Worte fassen kannst.
Nur bevorzuge ich das kurze und knackige..... (so schreibe ich halt)

Herzlichst - Niko

Erman

Beitragvon Erman » 23.12.2017, 15:45

Liber Nico,

vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren. Freut mich, wenn du trotz der länge der Strophen daran Gefallen finden konntest. Mir persönlich macht es wenig aus, ob ein Gedicht in fünf oder vierzig Zeilen verfasst ist. Es ist immer die Intention die mich entweder begeistert und ich daran Gefallen finde oder eben nicht. Es ist nicht nur wichtig, was in einem Gedicht als Inhalt steht und wie es der Autor schreibt, aber viel wichtiger für den Leser wie mich ist: ''was will mir das Gedicht in diesen Worten sagen?''. So denke ich.

Freut mich wenn du den Genitiv liebst - dann sind wir schon zwei.

Wegen des Liedes, Lieds (Genetiv)
oder
Wegen dem Lied (Dativ)

Das Problem ist sehr alt, ich habe dazu diesen Interessanten Link gefunden: http://hypermedia.ids-mannheim.de/call/ ... ht?v_id=67
Zitate aus dem Link:
''Generell ist festzustellen, dass mit Kritik ausschließlich von Seiten der Verfechter des Genitivs zu rechnen ist. Wer Dativformen nach wegen gebraucht, tut dies in aller Regel stillschweigend und sieht sich nicht dazu aufgefordert, anderen Sprachgebrauch zu bewerten.''

''Will man sich keiner Kritik aussetzen, wird man deshalb nach wegen bei nachfolgendem Artikel den Genitiv wählen, also wegen des Regens, nicht wegen dem Regen, wegen eines Unfalls, nicht wegen einem Unfall.''



Als Sternsystem meinte ich ein fernes Planetensystem, du aber meinst mit Sternensystem ein Mehrfachsternsystem oder Sternhaufen.

Vielen Dank noch mal fürs Lesen.

Lieben Gruß


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