winta

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Cicero
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Beitragvon Cicero » 02.03.2018, 13:52

winta

da kiaschnbam
vua mein fensta
da opfebam
in mein goatn
und da zwetschgnbam
bei mein nochban
trogn heia
bsundas vü
eiszopfn
Die Sprache sei die Wünschelrute, die gedankliche Quellen findet. (Karl Kraus)

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Cicero
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Beitragvon Cicero » 06.03.2018, 15:42

wienerischer kann man nicht schreiben:

https://www.lyrikline.org/de/gedichte/n ... p7TzkxFyGk

Ich glaube, das erklärt vieles
Zuletzt geändert von Cicero am 06.03.2018, 19:25, insgesamt 1-mal geändert.
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aram
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Beitragvon aram » 06.03.2018, 19:03

ganz zweifellos sehr sehr schön.
wie man sieht, sind durchaus auch harte konsonanten vertreten.
jede schriftform des wienerischen beinhaltet im übrigen eine gewisse kreative freiheit, da es dafür keine verbindlichen regeln und in details recht unterschiedliche 'schriftauslegungen' gibt - "sama r ole" zu schreiben ist z.b. eine einigermaßen individuelle lösung. (die der sprechweise von h.c.artmann sehr gut entspricht.)
persönlich finde ich die schreibweise von wolfgang teuschl bei seiner übertragung des neuen testaments - "da jesus und seine hawara" (1971) - am überzeugensten.
(...cicero, aus gewissen gründen empfehle ich, obenstehendes zitat durch link noch ana sindflud zu ersetzen - so lange ist der h.c. ja doch noch nicht tot. ...auf der lyrikline-seite ist auch ein schöner lesungsmitschnitt vom master himself, an dem man gut hört, dass der übergang von hochsprache ins wienerische fließend sein kann, letzteres also keineswegs immer 'breit' gesprochen wird.)
Zuletzt geändert von aram am 06.03.2018, 20:49, insgesamt 1-mal geändert.

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 06.03.2018, 20:44

Ja, fließender Übergang.

"sama r ole" -- Gehört das "r" noch zu sama im Sinn von "simmer", "sinwer", "sind wir"? Oder steht das für ein Extra-Wort jenseits von "wir"? So Sachen machen mich neugierig.

aram
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Beitragvon aram » 06.03.2018, 20:58

pjotr, hör es dir einfach nochmal im audiomitschnitt von hartmann im obigen link an. er spricht so wie es transkribiert ist und es ist sehr wienerisch, aber nicht jede wiener* spricht so. ...tatsächlich gehört das 'r' weder wirklich zu 'sama' noch zu 'ole', es ist fast ein bindelaut - fast, weil es doch mehr zu 'sama' gehört, das zwar für sich allein völlig ohne 'r' auskommt, aber trotzdem... hm, ein bisschen schwer zu erklären.. beispiel: "samma aogfressn?", "simmer angfressn?" und simma r aogfressn?" ist alles möglich. (wenn wir weiter ins detail gingen würden wir feststellen, dass unterschiedliche bezirke /ehemals vororte wiens unterschiedliche dialektformen hervorbrachten, die aber heute fast ganz verschmelzen und verschwinden - gerademal das meidlinger 'L' ist noch allgemein bekannt, viele andere 'wieninterne regionalformen' kaum noch. (...artmann stammt aus breitensee, ich aus hütteldorf, da ist nicht viel dazwischen.-)
Zuletzt geändert von aram am 06.03.2018, 21:09, insgesamt 1-mal geändert.

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 06.03.2018, 21:07

Ha! Klingt saugut! Und der liest das doppelt so schnell wie ich :-)

Inzwischen verstehe ich auch das "r", glaube ich. Das ist wohl der Rest von "hier" oder "her".

Edit: Du hast Deinen Kommentar erweitert während ich den meinen schrieb.


"uns ged a des gschraa fon de fegl nima r oo" -- nimmer hier/heuer(?) an

"sama r ole medaranaund" -- simmer hier/gar/heuer(?) alle miteinander

aram
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Beitragvon aram » 06.03.2018, 21:17

ja, ich brauche meist so 30 minuten für die endfassung eines kommentars .-)

- das "r" ist im ersten der von dir zitierten fälle ein rest von "mehr", im zweiten von "wir".

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Cicero
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Beitragvon Cicero » 06.03.2018, 21:24

... und i kum aus ottakring, des is a a klassa hieb. ;o)

trotzdem hob i auf da schauschpüschui mitn meidlinga L imma mei gfrett ghobt. ;o)
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aram
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Beitragvon aram » 06.03.2018, 21:29

cicero, meine großeltern mütterlicherseits zogen von ottakring nach hütteldorf (genauer: zwischen knödelhütte und jägerwaldsiedlung) - dieses weltläufige trage ich heute noch in mir.

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Cicero
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Beitragvon Cicero » 06.03.2018, 21:36

bei mia ums eck woa de mannafabrik, do hods imma noch tschoklad grochn.
und de mannaschnittn woan sowiso a waunsinn.
nau seavas, do kumman earinnarungen hoch!
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Beitragvon aram » 06.03.2018, 21:40

da schnitnbruch...

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Beitragvon Cicero » 06.03.2018, 21:47

...da reine waunsinn! und daun ins columbia- oda ins odeonkino. a schwoaz-weis-westan mit n randolf scott.
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Beitragvon Pjotr » 07.03.2018, 10:56

Cicero, bist Du aktiver Schauspieler?

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Beitragvon Cicero » 08.03.2018, 09:57

Ich war viele Jahre Schauspieler am Schleswig-Holsteinischen Landestheater. Jetzt bin ich Rentner, mache aber noch Lesungen.
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Zefira
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Beitragvon Zefira » 08.03.2018, 10:59

Und gibst Sprechunterricht ... :blumen:
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(Ikkyu Sojun)


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