honigtage

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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birke
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Beitragvon birke » 04.03.2018, 11:35

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wenn die sonne deine halsmulde ausleuchtet setzen vögel zum flug an
abende in anderem licht
wie es schwindet ohne zu dunkeln

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Zuletzt geändert von birke am 07.03.2018, 07:55, insgesamt 1-mal geändert.
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aram
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Beitragvon aram » 04.03.2018, 20:15

liebe birke, ich weiß, ich bin ein schlechter kritiker... aber ich finde diesen text sehr schön, bis auf einen satzteil, der mich sehr stört.. (begründbar, aber letztlich subjektiv.)




wenn die sonne deine halsmulde ausleuchtet
abende in anderem licht
wie es schwindet ohne zu dunkeln




..reißt mich ziemlich mit. liebe grüße!

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birke
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Beitragvon birke » 06.03.2018, 10:17

lieber aram, es stört das bild in gewisser weise, oder?
aber genau das möchte ich hier, eine art bruch und aufbruch. bewegung im text.
sicher, es wäre eine option die vögel herauszulassen, aber es würde für mich den text glaube ich (zu sehr) glätten.
vielen dank und liebe grüße!
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Mucki
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Beitragvon Mucki » 06.03.2018, 13:51

Hallo Diana,

frei nach deiner Signatur, wünsche ich mir hier: tu etwas mehr Honig an diese Zeilen. Irgendwie ist es mir zu kurz. Ich möchte gerne mehr "Honig". ;):

Saludos
Mucki

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birke
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Beitragvon birke » 06.03.2018, 15:36

hmmmm, danke, mucki!
(nur besteht die gefahr, dass es dann zu süß und klebrig wird ... ;): )
aber vielleicht gibt es noch mehr "honigtage"... ich bin dran.
liebe grüße,
diana
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aram
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Beitragvon aram » 06.03.2018, 22:21

birke hat geschrieben:es stört das bild in gewisser weise, oder?

die sonne, die die halsmulde ausleuchtet, ist ein sehr feines, ein besonderes bild.

dem gleich ein weiteres folgen zu lassen, finde ich zunächst mal inflationär schwächend.

die auffliegenden vögel wirken auf das feine vorausgehende bild hin zudem nicht nur nicht besonders, sondern trivial, wahlweise kitschig.

und ich mag es weniger, wenn sätze brav zu ende geführt werden, und erklärungen stattfinden (ich meine damit den doppelpunkt) - auf mich wirkt der text in schwebe gelassen offener, poetischer - und filigraner, die situation latent von veränderung bedroht.

birke hat geschrieben:aber genau das möchte ich hier, eine art bruch und aufbruch. bewegung im text.

der bruch funktioniert auf dieser ebene nicht, finde ich - es sei denn ein bruch/übergang in seichtere, 'ufernähere' bereiche, aber das kann ja nicht gewollt sein.

birke hat geschrieben:sicher, es wäre eine option die vögel herauszulassen, aber es würde für mich den text glaube ich (zu sehr) glätten.

für mich wird er durch die offenheit und den unvollständigen satz eben nicht glatt, sondern rau - er lässt ahnen, dass da noch etwas anderes ist, das nicht benannt wird (es mit 'auffliegende vögel' zu umschreiben, finde ich vergleichsweise plump) - der unausgesprochene, offen gelassene bruch transportiert für mich viel mehr veränderungs(aufbruchs)potenzial als der ausgesprochene. (..ich weiß nicht, ob du die bevorstehende, bereits fühlbare veränderung speziell als 'aufbruch' definieren musst? - als veränderung kündigt sie sich auch ohne vögel schon ganz deutlich an, sie ist ja schon im bild der so tief stehenden sonne mit eingeschlossen - dazu noch der unvollständige satz, das ist in meiner wahrnehmungsart schon superdeutlich.)

- soweit nur zu erklärung meiner lesart. sie ist wie gesagt (wie immer) subjektiv, aber gut am text festzumachen.

birke hat geschrieben:vielen dank und liebe grüße!

vielen dank für den text, birke.

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birke
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Beitragvon birke » 07.03.2018, 07:55

danke sehr für die ausführungen, lieber aram, ja, kann ich zum teil nachvollziehen, wobei ich die vögel weder banal noch kitschig finde hier... der doppelpunkt nach "licht" kann weg, wenn er erklärend wirkt, denn das sollte er nicht. auch ich mag die dinge (in gedichten) lieber offen (schwebend) ... nun, ich werde mal drüber nachdenken, ob ich auf die aufbruchstimmung der vögel hier zur gänze verzichten mag.
liebe grüße!
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