Seite 1 von 1

das lautlose Lied

Verfasst: 27.05.2006, 17:54
von Cornelia
Du bist
das lautlose Lied
zwischen meinen Zeilen

die bewegende Stille
aus Schatten und Licht
die neue Regeln erstellt

Verfasst: 28.05.2006, 09:02
von Last
Hallo Cornelia,

generell mag ich ambivalente Antithesen und Oxymora, hier empfinde ich sie aber als zu unbestimmt, zu unpersönlich.
In der ersten Strophe beortest du das lyr. Du ja an einem Nicht-Ort (zwischen den Zeilen), der eher gefühlt, als in Worte gefasst werden kann. In diese Richtung geht auch das lautlose Lied. Das ist an sich eine geeignete Beschreibung für Liebe, da man sie ja wirklich so schwer in Worte fassen kann. Diesen Nicht-Ort füllst du aber nicht, weder das Unfassbare, noch das Du, noch seine Tätigkeit, noch die Gefühle des Ich's werden genauer bestimmt.
Dazu beeinhaltet die zweite Strophe leider wenige Anhaltspunkte, diese sind bewegend und Schatten und Licht. Was beides auch noch sehr unbestimmt ist, es deckt ja die ganze Gefühlsbreite ab.
Was meine ich damit? Generell bezieht sich dein Gedicht auf die Unbeschreibbarkeit der Liebe, diese Unbeschreibbarkeit könnte man aber genauer fassen. Wie fühlt sie sich an, wie empfindet das lyr. Ich sie? Ist es vielleicht ehrfurchstvoll oder eingeschüchtert, fröhlich oder nachdenklich?

Der Schlusssatz veranschaulicht vielleicht, wie ich diese Kritik meine: die Liebe erstellt neue Regeln, aber möchte das lyr. Ich diese finden, oder nicht, oder ist es unentschlossen? Ist es generell möglich diese Regeln zu setzen? Ist das lyr. Ich dazu fähig?

Wenn du allein allgemeine Aussagen über die Liebe treffen möchtest, dann solltest du zumindest das lyr. Ich rauslassen. Schreibst du "Zwischen den Zeilen", wird es noch unbestimmter, aber auf eine verallgemeinernde Art. Wenn du nun auch noch das "Du" ersetzt, kannst du aus dem Gedicht sogar eine Lebensweisheit machen. Vielleicht mit "Liebe ist" oder "Es gibt" als erste Zeile.

Verfasst: 28.05.2006, 12:38
von leonie
Liebe Cornelia,
mir gefällt Dein Gedicht sehr gut, ich mag die Gegensätze darin, die Neues möglich machen. Nur am Wort „Regeln“ störe ich mich ein wenig. Das andere ist so offen und Regeln sind für mich oft etwas, was verfestigt. Ich hätte vermutlich zu etwas in der Art „die Neues in Aussicht stellt“ tendiert.
Liebe Grüße
leonie

Verfasst: 28.05.2006, 18:28
von Cornelia
Hallo Last, hallo Leonie,

wenn ich Euch jetzt verrate, dass es ich bei der "bewegenden Stille aus Schatten und Licht" um eine Liebe in Gedanken handelte - mit der musste ich einfach mit neuen Regeln umgehen.