Sommerregen (Dortmund)

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 27.05.2006, 23:36

Der Regen prasselt
unablässig in den
Ahornbaum.
Es blitzt, als ob
ganz Dortmund
unter Feuer stünde.

Hörst Du die
Säge im Hof?
Sie zimmern wieder
einen Sarg.

Doch hier, Tanja,
in Deinem Bett,
wo wir uns ineinander
schmiegen, schon
Stunden beieinander
liegen, bald müd'
und wund gefickt,

erscheint der Tod
mir wie ein Stück
vom Leben aufgeführt,
damit es auch ein
Ende gibt.
Zuletzt geändert von Paul Ost am 27.10.2006, 21:37, insgesamt 1-mal geändert.

MarleneGeselle

Beitragvon MarleneGeselle » 28.05.2006, 12:09

Hallo Paul Ost,

nach dem Liebesakt Gedanken an die Wiederauferstehung??

Liebe Grüße
Marlene

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 28.05.2006, 12:28

Also MarleneGeselle,

ich dachte, das sei eine völlig gottlose Reminiszenz. So versöhnlich, dass sogar der Bestatter im Innenhof seinen Platz hat.

Grüße

Paul Ost

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leonie
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Beitragvon leonie » 28.05.2006, 12:35

Lieber Paul Ost,
dieses Gedicht finde ich sehr gelungen: Die aufeinander bezogenen Bilder mit verschiedenen Bedeutungsebenen, die Atmosphäre, das Fazit!
Da ich letztes Mal so sehr daneben lag, hier einige Ideen, keine Interpretation: manchmal ist es gut, wenn es ein Ende gibt. Beim Gewitter und beim verzweifelten, aber durchaus heilsamen Sex. Ich finde es schön, dass das Leben für das Ende sorgt. So hat der Schluss fast was Versöhnliches...
Viele Grüße
leonie

P.S. Geschrieben, bevor ich Deine Antwort an Marlene gelesen habe.

Louisa

Beitragvon Louisa » 28.05.2006, 12:39

Hallo Paul!

Ich finde das auch sehr gut! Besonders das Ende ist einfach fantastisch.

Vielleicht ahnst Du schon, dass ich das letzte Wort in der dritten Strophe streichen oder ersetzen würde, trotz aller Gottlosigkeit.

Vorher fand ich das nämlich noch erotisch. Auch wenn das vielleicht gar nicht Deine Absicht war. dann gäbe es aber einen schönen Kontrast.

Sonst sehr beeindruckend!

Liebe Grüße, louisa

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 28.05.2006, 13:48

Liebe Louisa,

das letzte Wort der dritten Strophe hat mit der Gottlosigkeit nichts zu tun. Ich glaube einfach nicht an ein Jenseits.

Warum ich es benutze? Hm. Es hat für mich gar nicht so einen negativen Klang. Vielleicht bin ich einfach falsch sozialisiert worden. Wenn ich mich recht entsinne, begegnete es mir in seiner Form als Partizip II (und dann noch in einer Alliteration) zuerst in einem (übersetzten) Roman von John Updike: Unter dem Astronautenmond. Hier soll nicht provoziert werden, sondern nur beschrieben.

Grüße

Paul Ost

Louisa

Beitragvon Louisa » 28.05.2006, 13:59

Ich finde es ist kein schönes Wort für eine schöne Beschäftigung O:) .


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