über kommen

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Benutzeravatar
Werner
Beiträge: 730
Registriert: 08.05.2014
Geschlecht:

Beitragvon Werner » 05.09.2018, 12:34

über kommen
für Arthur Rimbaud

wenn die arbeiter (die angestellten)
die fabrikhallen (die büros) verlassen
geht wieder /unbemerkt
ein sonniger tag zu ende
lassen sich die männer und frauen nicht
an den ufern der seine [sɛn] nieder
sondern fallen
in ihre fernsehsessel (in die balkonstühle)
soziale netzwerke
säuseln smart aus den phones arbeiterlieder
(angestelltenlieder)
über die liebe über gott
und die welt /unbedeutende? gegenden
zwischen zwei atemzügen zwei augenaufschlägen
eines glücks /nicht existent!
rauschen vor dem haus die autos
und in der ferne irgendwo
die grüngestorbenen wälder
die feldfluren die flusswasser
die stillen
die schnee-e
diese letzten leichentücher
die den arbeitern (den angestellten)
aus der /guten alten zeit geblieben sind

Benutzeravatar
Hetti
Beiträge: 485
Registriert: 31.03.2011
Geschlecht:

Beitragvon Hetti » 05.09.2018, 15:45

Hallo Werner,

vielen Dank für den Hinweis auf Rimbaud, von dem ich eigentlich nur den Namen kenne. Gerade habe ich im Netz ein wenig gestöbert und kluge Texte gefunden.

Wegen meiner Unkenntnis kann ich dein Gedicht nicht recht mit Rimbaud verschränken, aber du weißt bestimmt was du tust : ) . Mir gefällt es jedenfalls gut. Insbesondere wie du mit dem Schrägstrich arbeitest - wie eine Kommentarfunktion. Traurig ists. Die letzten Zeilen verstehe ich wieder nicht nicht. Ich schrieb ja schon einmal, dass wir irgendwie aus verschiedenen Welten stammen. Packt mich trotzdem, ich lese nochmals, dann womöglich...

Viele Grüße
Hetti

Benutzeravatar
Werner
Beiträge: 730
Registriert: 08.05.2014
Geschlecht:

Beitragvon Werner » 03.10.2018, 20:12

Rimbaud war ein Anhänger der Pariser Kommune von 1871, wenn das ein bisschen Deine "Ratlosigkeit" zum Gedicht mindert?

http://www.planetlyrik.de/arthur-rimbau ... e/2011/05/

Die Schrägstriche sollen als Betonung wirken.

Inzwischen wurde das Gedicht auch zu meiner Freude in einer online-Zeitschrift im Netz veröffentlicht:
http://signaturen-magazin.de/werner-wei ... ommen.html


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 16 Gäste