Ich ließ mich fallen

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Kurt
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Beitragvon Kurt » 28.02.2019, 16:19

Ich ließ mich fallen

durch den Boden der Tatsachen
brach ein durch dünnes Eis
in dämonische Abgründe

jedoch kein Mensch wollte sich erinnern

zu lange war es her seit dem
letzten Regen

nur meine stummen Vögel aus Napalm
stürzten sich aus ihren Glutnestern
vom schwarzen Himmel

sie hatten den Wald gezündelt

nun stand er da am hellichten Tag
ganz finster und schweigend

die Vögel tropften phosphorglimmernd
in meine dehydrierte Regentonne

darin hockte ich knöcheltief
im eigenen Schweiß

mit den Vögeln bis zum Hals

schoss verzweifelt Fragezeichensätze
durch die Verdunkelung

da lief die schwarze Katze Angst
mir über den Weg
auf ihrer Flucht vor
meinem Zerrrrrrberus

domauf am Baum blieb
sie hängen rollte sich zu
einer stachligen Pflaume
ließ sich entkräftet fallen

auf den Hund gekommen
in seinem Nacken sitzend floh sie
mit ihm oder er mit ihr
im Nebel der Rauchschwaden

Vom aufklarenden Himmel erwartete ich
keine Antworten in Großbuchstaben

machte mich auf durch ein paar
verdorrter Wiesen und Felder
passierte eine Handvoll vertrockneter
Beeren von den Sträuchern
"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)

Kurt
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Beitragvon Kurt » 23.04.2019, 13:50

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birke
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Beitragvon birke » 23.04.2019, 19:40

verdient...!
ein tolles gedicht, bildreich, kraftvoll. :daumen:
gratulation :)
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

Kurt
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Beitragvon Kurt » 25.04.2019, 18:50

Danke, Birke, det geht mir runter wie Öhhll. Ich selber weiß nämlich nie, ob ein Texterl juut is.
Vielleicht weißt du ja auch, ob die (etablierten?) Dichter selber wissen, einschätzen können, wann ihre Gedichte gut sind. Würde mich ma interessieren. Viele Namen begegnen mir oft, die z. B. in dem Buch “Heimat” (bist ja ebenfalls drin) sind und oft auch in den Inhaltsverzeichnissen von Literaturzeitschriften auftauchen. Die meisten haben ein Studium absolviert, irgendetwas mit Sprachen oder so.

LG Kurt
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birke
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Beitragvon birke » 26.04.2019, 10:31

ach, wer ist schon "etabliert"... aber ich weiß, was du meinst, diese namen, die einem immer wieder begegnen... ob die aber immer gute gedichte vorweisen können, da bin ich mir auch nicht so sicher...
wie man es weiß? keine ahnung!
manchmal weiß ich es schon beim entstehen bzw. fühle es mehr. ich versuche immer, mein gedicht so zu lesen, als sei es nicht von mir. ob das funktioniert... ja, zum teil denke ich schon. aber das ist erst mit der zeit gekommen, früher war ich mehr verstrickt ... oder so. aber manchmal weiß ich es auch einfach gar nicht. da ist dann ein fremder leser-blick sehr hilfreich!
lg
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Kurt
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Beitragvon Kurt » 29.04.2019, 16:55

Naja, für mich sind die Lyriker Fingermaler mit Wörtern, besonders die Experimentellen. Und dies gilt nicht als kreativ.
Kreativ ist dies hier:
https://www.youtube.com/watch?v=kvXhObSGYQA
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