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Die Berechnung ...

Verfasst: 15.03.2019, 16:48
von Amanita
Die Berechnung der Halbwertszeit
konsekrierter Substanz

Als wären mikroplastische Globuli
ohne Wirksamkeit
Betongärten ein Beweis
für die Absenz der Seele –
wir pflücken das Brot
von den Fließbändern
das Fleisch
von gekreuzten Knochen
und beweinen die tägliche Hilflosigkeit
in der Wüste

Verfasst: 15.03.2019, 17:00
von Pjotr
Klingt interessant.

(Sind nicht alle Globuli mikroplastisch? Tautologie? Also im Sinn von Kleinkörpern, nicht im Sinn von Kunststoff.)

(Bei Mikroplastik denke ich an Mikroplastik im Ozean. Meinst mit "Wirksamkeit" die umweltverschmutzende oder die medizinische?)

Verfasst: 15.03.2019, 17:02
von Amanita
Natürlich meine ich das Mikroplastik im Wasser und überall.

Verfasst: 15.03.2019, 17:06
von Pjotr
Woran soll ich das merken, dass Du natürlich das meinst?

Verfasst: 15.03.2019, 17:08
von Amanita
weil ich nichts über die Wirksamkeit von Globuli sagen will oder wollen würde.

Verfasst: 15.03.2019, 17:48
von Pjotr
Glaube ich Dir. Aber woher hätte ich das wissen sollen?

Verfasst: 15.03.2019, 18:12
von Amanita
Aus dem Text kann man es m. E. herauslesen. Denn es bleibt doch alles in der Schwebe.

Verfasst: 15.03.2019, 18:55
von Pjotr
Ja eben. In der Schwebe.

Verfasst: 16.03.2019, 13:48
von Klara
Hier verstehe ich manches nicht.

Warum "konsekriert" (musste ich googeln) und nicht "geweiht"?

Und wie passt dieses Geweihte, Geheiligte zusammen mit Wirkungslosigkeit?

Auf mich wirkt der Text unangenehm plakativ und moralisierend, ohne sprachlich in sich stimmig zu sein. Ich habe dann einen Abwehrreflex, als wolle er mir eine einzigmögliche Betrachtung aufdrücken, und die Geißel in die Hand, einfach nur, weil ich als Mensch zu diesem lyrischen "wir" gehöre. "Ich pflücke kein Brot", will ich rufen, "und ich brauche keinen Beweis für die Abwesenheit der Seele, auch wenn sie sich zur Absenz aufbläst!"

So lässt er mich, etwas ärgerlich, kalt.

Schade.

Verfasst: 16.03.2019, 14:29
von Amanita
Sorry, Klara, ich wollte Dich nicht verärgern.

Es ist halt ein Thema, das mich umtreibt und für das ich eine sprachliche Umsetzung suche. Pardon, wenn ich sie nicht gefunden habe.

Verfasst: 16.03.2019, 15:22
von Pjotr
Auf mich wiederum wirkt der Text überhaupt nicht moralisierend oder aufdrückend, sondern von unten herauf leidend. Daher spüre ich von mir aus eher ein Mitleiden als eine Abwehr, weil ich ja selbst auch da unten bin.

Nur der Begriff "mikroplastisches Globuli" finde ich unnötig verwirrend. Ich meine, das Anliegen ist doch konkret, dann kann man dem auch ein konkretes lyrisches Bild geben. Lyrik hat in meinen Augen nicht immer nur die Aufgabe, mehrdeutige Bilder zu schaffen, sondern in erster Linie Bilder überhaupt. Die Originalität eines Bildes (Metapher) muss nicht immer ausschließlich aus seiner Schwammigkeit herrühren; ein Bild kann auch originell und eindeutig zugleich sein. Also wenn der Text nicht mit einer homöopathischen Thematik verschwammt werden soll, würde ich den besagten Begriff anders und konkreter malen.

Verfasst: 16.03.2019, 15:49
von Amanita
Pjotr, ich war auch ziemlich erschüttert, dass da was "moralisierend" aufgefasst wird, zumal ich das überhaupt nicht bezweckt habe. Es geht mir einfach um die "Bredouille" zwischen Wissenschaft und Mysterium.

Es sollte eigentlich heißen "Globuli aus Mikroplastik", aber das fand ich klanglich zu holprig.

Aber nach dem Kopfwaschen von Klara nehme ich jetzt erstmal Abstand.

Verfasst: 17.03.2019, 11:42
von Klara
Liebe Amanita,

hej, das war doch nur mein Eindruck! Fünf Leute lesen denselben Text und fünf verschiedene Texte.
Pjotr hat etwas ganz anderes gelesen - ich wollte dich auf keinen Fall entmutigen, nur meinen Leseeindruck schildern.

Herzlich
klara