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Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Werner
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Beitragvon Werner » 29.03.2019, 19:43

ich war ein toter
und werde wieder ein toter sein
dazwischen schreibe ich gedichte
und liebe

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birke
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Beitragvon birke » 30.03.2019, 10:05

hat was, zwischen nichtdasein und tod die kurze episode leben - wobei ich ein problem damit habe, etwas ungeborenes, etwas  potenzielles, erstmal nicht existentes als "tot" zu bezeichnen - tot kann für mich nur etwas sein, was vorher lebendig war... und trifft mmn daher nur auf den zustand nach dem leben zu.
dennoch... sehr philosophisch!
(und sehr mag ich die doppeldeutigkeit "ich schreibe liebe/ ich liebe"!)
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

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Werner
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Beitragvon Werner » 30.03.2019, 11:00

wieso ungeborenes? davon steht hier nix. man kann ja im leben, z.b. vor dem schreiben und lieben "tot" gewesen sein? gedichte schreiben und leben ist hier wie eine zweite geburt, ist erst leben?

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birke
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Beitragvon birke » 30.03.2019, 11:25

ah, verstehe, das habe ich anders gelesen. so, wie du es meinst, ist dann aber "toter" hier zweifach definiert, denn vor dem "leben" war das lyrIch ja nicht "tot" im sinne von "nicht mehr lebend" ...? insofern ist das für mich so nicht hundertpro stimmig...
es bekäme schon eine andere nuance, wenn das "wieder" in der zweite zeile wegfiele, dann bezöge sich der "zweite tote" nicht eins zu eins auf die erste zeile bzw dieses "wieder" impliziert für mich einen gleichen zustand, der "wieder" erreicht wird, aber der zweite ist ja ein anderer? der erste eher metaphorisch, der zweite ganz konkret? so würde ich es dann lesen. etwas wirr... ich hoffe, meine gedanken sind einigermaßen verständlich ;)
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Werner
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Beitragvon Werner » 30.03.2019, 12:57

ich will hier nicht so weit gehen, und tot und tot noch unterscheiden, nicht im sinne von physikalisch ... es könnte hier auch ein früheres leben gewesen sein, z.b. in buddhistischem sinne vor einer neuen wiedergeburt? da gibt es eigentlich gar kein tot im kreislauf der ewigen wiedergeburten, im leiden? ... insofern finde ich es erst einmal stimmig und auch das wieder ok. wir sollten uns nicht so fest machen an begriffen und nicht zu sehr analytisch denken sondern vielmehr freier sein und sythetisch denken, z.b., dass letztlich alles eins ist (was auch immer für eins)? ich bin da eher für weite als für enge, auch begriffe und definitionen sind nur vorübergehend oder von dauer (endlich) und haben irgendwann keine bedeutung mehr?

ich schrieb mal vor langer zeit ein paar verschen:

vor liebe sterben
sagt sich so leicht
was weiß man schon von liebe
was weiß man schon vom tod

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birke
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Beitragvon birke » 30.03.2019, 13:54

ok, war ja auch nur (m)ein lese-eindruck, und der versuch, dem tot(en) hier ein wenig auf die spur zu kommen :)
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Werner
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Beitragvon Werner » 30.03.2019, 17:02

Danke für die intensive Auseinandersetzung mit dem Textchen, lg, werner


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