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Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Kurt
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Beitragvon Kurt » 23.05.2019, 02:44

Nicht jeder Mensch ärgert sich, wenn er zunimmt oder
nimmt zu, wenn er sich ärgert.

Viele ärgern sich, wenn sie zugenommen haben; andere nehmen erst zu, wenn sie sich ärgern.
Zuletzt geändert von Kurt am 23.05.2019, 21:50, insgesamt 3-mal geändert.
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Beitragvon Pjotr » 23.05.2019, 06:03

Nettes (Fast-)Palindrom. (Also "Fast" wie in "Nahezu", nicht wie in "Diät".)

Aber klingt der Satzbau nicht ein bisschen sperrig?



Ich spiel auch mal rum:

Nicht jeder Mensch ärgert sich ob seines Fettwerdens, und nicht jeder wird fett ob seines Ärgers.

Weder folgt auf Speckzuwachs stets Ärger, noch Ärger stets auf Speckzuwachs.

Weder wird man immer dick und dann sauer, noch sauer und dann dick immer.

Kurt
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Beitragvon Kurt » 23.05.2019, 07:17

Es geht ja nicht immer um Übergewicht bzw. Fettleibigkeit. Manch einen rät der Mediziner zuzunehmen. Aber ich setze ma libba Mensch ein anstelle er/sie. Ja, etwas umständlich muss man ja formulieren, sonst klingt es ja nicht. ;): Is wie in der modernen Lyrik, man setzt dem Leser unnötig Poller in den Weg, damit er es nicht so einfach empfindet.

LG Kurt
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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 23.05.2019, 11:42

Ja, ich dachte nicht an Muskeln, weil: Wer regt sich über wachsende Muskeln auf?


Ups ...

Pjotr hat geschrieben:Weder folgt auf Speckzuwachs stets Ärger, noch Ärger stets auf Speckzuwachs.

Da habe ich das "auf" falsch verteilt; so sind beide Kausalitäten identisch. -- Andere Beispiele:

Weder folgt stets Speckzuwachs auf Ärger, noch Ärger stets auf Speckzuwachs.

Nicht immer sprießt aus Ärger Fett, und aus Fett der Ärger auch nicht oft.

Manchmal macht das Dicke froh, machmal die Freude dick.

Manchmal macht das Dicke froh, und die Freude dick machmal.

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Beitragvon Kurt » 23.05.2019, 12:59

Wenn ich aus diesem spärlichen Material einen Spruch machen will, muss ich ihn so formulieren, dass der Leser mit einbezogen wird. Das reizt ihn. Also nicht einfach Vorgekautes, etwa so: „es gibt Dünne und Dicke; manche sind lustig, andere nicht“. Mein Satz ist ja so formuliert, dass, wenn man ihn liest, man ja gleich mit einbezogen wird, ihn zu vervollständigen bzw. zu ergänzen, indem man sich sagt, joor, es gibt bestimmt auch Menschen, bei denen es umgekehrt ist. Und bestenfalls fallen ein Beispiele ein, wie etwa die dünne Frau, die gerne rundlicher, da weiblicher, wäre, oder Stammesfrauen aus Afrika, deren Üppigkeit Fruchtbarkeit und Gesundheit vermitteln soll usw.

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Beitragvon Pjotr » 23.05.2019, 20:25

Kurt hat geschrieben:Es geht ja nicht immer um Übergewicht bzw. Fettleibigkeit. Manch einen rät der Mediziner zuzunehmen.


Ich glaube, jetzt habe ich deine Absicht verstanden: Manchmal ist die Gewichtszunahme nicht ärgerlich, nämlich dann, wenn man vorher zu dünn war, oder wenn man mehr Muskeln haben will -- zum Beispiel.

Ich hatte mehr den palindromischen Witz, diese kausale Spiegelung an sich, anvisiert. Mag sein, dass das zu kompliziert gedacht war von mir. Aber ich halte diesen (humorvollen) Aspekt -- in deiner Idee -- trotzdem immer noch für den originelleren, im Vergleich zum bloßen gesundheitlichen oder kulturellen Aspekt.


Kurt hat geschrieben:Wenn ich aus diesem spärlichen Material einen Spruch machen will, muss ich ihn so formulieren, dass der Leser mit einbezogen wird. Das reizt ihn. Also nicht einfach Vorgekautes, etwa so: „es gibt Dünne und Dicke; manche sind lustig, andere nicht“. Mein Satz ist ja so formuliert, dass, wenn man ihn liest, man ja gleich mit einbezogen wird, ihn zu vervollständigen bzw. zu ergänzen, indem man sich sagt, joor, es gibt bestimmt auch Menschen, bei denen es umgekehrt ist. Und bestenfalls fallen ein Beispiele ein, wie etwa die dünne Frau, die gerne rundlicher, da weiblicher, wäre, oder Stammesfrauen aus Afrika, deren Üppigkeit Fruchtbarkeit und Gesundheit vermitteln soll usw.


Ja, sehe ich auch so. Meine Beispiele widersprechen dem auch nicht, denke ich. Sie sind nur Varianten deiner ersten Version.

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Beitragvon Kurt » 23.05.2019, 21:47

Ja, ich habe noch einen formuliert, ihn oben druntergestellt; kommt dir wohl eher nah.

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Beitragvon Kurt » 23.05.2019, 21:47

Ja, ich habe noch einen formuliert, ihn oben druntergestellt; kommt dir wohl eher nah.

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Beitragvon Zefira » 23.05.2019, 23:10

Ich bin zunehmend verärgert.
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Beitragvon Kurt » 24.05.2019, 00:30

Verärgert is abba wat anderes als sich ärgern.

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Beitragvon Pjotr » 24.05.2019, 00:39

Aber nur zeitgrammatisch.

Auf der Zeitlinie des "Sich ärgerns" ist "verärgert sein" der Zustand zu jedem Zeitpunkt auf dieser Linie.

Die Qualität der gemeinten Empfindung ist aber dieselbe, meine ich.

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Beitragvon Kurt » 24.05.2019, 01:02

Nach meinem Sprachverständnis ist sich ärgern eher ähnlich passiv wie sich grämen, während verärgert so ähnlich ist wie aufgebracht sein, empört sein.

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Beitragvon Zefira » 24.05.2019, 01:09

Ich sehe es genau umgekehrt. "Sich ärgern" ist etwas Aktives, siehe Otto Waalkes' Kartenspielergymnastik: "Är-gern! Är-gern! "Är-gern!" (begleitet von rhythmischen Faustschlägen), während verärgert sein eher ein Zustand ist, in dem man statisch und unaufgeregt verharrt.
Vielleicht liegt es an dem "sich ärgern": Wenn mich meine zunehmende Wampe ärgert, ist das ärgerlich, aber ich muss halt zusehen, wie ich damit klarkomme. Wohingegen ich, wenn ich mich über meine Wampe ärgern täte, allein schon bei dieser Tätigkeit genug Kalorien verbrauchen würde, dass sie von selbst wieder verschwände. Aber ich ärgere mich nicht, das ist mir zu anstrengend. Der Bauch ärgert mich. Finde den Fehler.
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Beitragvon Kurt » 24.05.2019, 01:39

Ja, da ist was dran. Wahrscheinlich empfinde ich meinen Ärger als passiv, weil ich ihn meistens runterschlucke. Sollte ihm vielleicht ma Luft lassen. :ö((

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