Moderne Lyrik

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Kurt
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Beitragvon Kurt » 21.04.2020, 17:10

Moderne Lyrik will das Unsagbare hervorholen. Tatsächlich produziert sie es selber. Es
entsteht also ein fauler Zauber, der aber durchaus zu beeindrucken vermag.
"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 21.04.2020, 17:27

Moderne Lyrik produziert Unsagbares? Wie meinst Du das? Produziert sie Bezüge, die ansonsten nicht existieren?

Klara
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Beitragvon Klara » 22.04.2020, 09:29

Was ist denn MODERNE LYRIK?

Kurt
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Beitragvon Kurt » 22.04.2020, 12:25

Diese, meine Beurteilung hier, fußt auf eigenen Einschätzungen und Interpretationen aus Gedichten auf fixpoetry und Co. im Internet.
„Modern “ ergibt sich daraus, weil die meisten Gedichte sich ähneln in ihrer Darstellungsart (scheint Trend zu sein), einer Lyrik, die Unsagbares hervorholen will, tatsächlich aber selbst erzeugt und meiner Kritik anheim fällt. Es entstehen Sprachgebilde, die vielleicht originell sind und wenn sie Wortspielereien enthalten, meist jedoch nur in einzelnen Zeilen, den Intellekt des Lesers ansprechen; mehr aber nicht.

Während die Gedichte von Rilke z. B. einen zusätzlich berührten, weil sie Beziehungen zum menschlichen Wesen in treffender Weise offenlegten. Die modernen Dichter konstruieren aber Gedichte, welche die Menschen nicht verstehen, weil sie jenseits von ihnen sind mit ihrer Science Fiktion.

Große Literatur durchdringt immer ein Spektrum vom Gemüt über den Intellekt, den psychologischen Urgründen bis hin zu unserer philosophischen Abteilung, wirft vielleicht auch nur Fragen auf. Wollten die Dichter früherer Zeiten also glänzen, so mussten sie eben Befindlichkeiten (die für den Nicht-Dichter „unsagbar“ waren in scharfsinniger Weise aufspüren und in verständliche Sprache bringen. Deren Gedichte erreichen mich dann auch, durchziehen bestenfalls alle Abteilungen meines Wesens, während die „braingestormten“ modernen vielleicht nur eine Abteilung, meist den Intellekt erreichen, der oft aber an dem Rätselhaften verzweifelt.

LG Kurt
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Klara
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Beitragvon Klara » 22.04.2020, 14:51

Lieber Kurt,

früher war Rilke moderne Lyrik ;-)

Ich kann da so nicht mitgehen, ich lese eine große Vielfalt heutiger Autorinnen, mit manchen Texten kann ich etwas , mit anderen nichts anfangen, so geht es mir auch mit nicht zeitgenössischen Gedichten. Dichte der Sprache ist ein Kriterium für Qualität. In-sich-Schlüssigkeit. Mag sein, dass da manche Manierismen dabei sind, das gab es aber wohl auch zu anderen Zeiten - und man muss das ja nicht (mit)machen ;-)

Mir ist wichtig, sowohl als, oha, Dichterin, als auch als Leserin, den einzelnen Text zu betrachten, und nicht DIE "moderne Lyrik". Es gibt wunderbare, berührende Verse!

Herzlich
Klara

Kurt
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Beitragvon Kurt » 22.04.2020, 15:43

Nun gut, früher hat es auch schlechte Dichtung gegeben. Aber die Kriterien
und Ansprüche an die Gedichte waren doch wohl andere und nur die Begabtesten konnten sie erfüllen. Heute lese ich die zuletzt bei fixpoetry eingestellten. Und durchwegs werden von den Lyrikern Sätze formuliert mit Metaphern, Vergleichen usw. die mir weltfremd erscheinen und mich nicht treffen, mit denen ich mich nicht identifizieren kann, auch nach dreimaligem Lesen. Da ist z. B. von einem grünen Schoß die Rede usw. Es leuchtet mir aber nicht ein und bleibt entfremdet meiner Seele fern. Diese Art der Lyrik gibt es aber noch nicht so lange und hat offensichtlich Methode bei den Autoren. Schade.

Übrigens habe ich mal einige Gedichte von der Mayröcker gelesen auf lyrikline.org und die haben mich angesprochen, konnte sie genießen ohne lange rumzurätseln. Man merkt den Texten an, dass sie aus tiefstem Empfinden und Verständnis für das menschliche Dasein sprechen. Da stimmen die Metaphern und Vergleiche usw..

LG Kurt

P.S.: Liebe Klara ich würde ja gerne ein "kompetentes Fachgespräch" mit dir führen, aber ich habe null Ahnung. Ansonsten hätte ich die aufs Korn genommenen Gedichte, wohl einkreisen können unter, was weiß ich für einen Begriff.
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Kurt
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Beitragvon Kurt » 25.04.2020, 10:53

Übrigens, Klara, zum Thema Glaubwürdigkeit. Ich habe deinen Text auf signaturen gelesen. Ich nehme an, der Ich-Erzähler ist fiktional. Denn einer, der schon immer ne Packung Klopapier hortete, also vor der Krise, dem sein Naturell würde es nicht entsprechen, wenn er bei Eintritt der Krise, nicht auch besorgt extra eine Packung mehr kaufte, als gewöhnlich.
Ich will sagen, ich glaube dem Ich-Erzähler einfach nicht, dass er nun wie immer einkauft, besonders, weil er es auch noch mitteilt. So leicht springt keiner über seinen Schatten. Da hilft auch soziales Denken nicht. Das Fleisch ist schwach bei dem Erzähler, besonders wenn es um Scheißpapier geht. Könnt ich drum wetten.

LG Kurt :D:
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