SOLDATEN

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
cyberpoet

Beitragvon cyberpoet » 30.05.2006, 22:47

soldaten, soldaten
man hat euch verraten
und zwang euch zu taten
in anderen staaten
im blut von vermeintlichen
feinden zu waten

Gast

Beitragvon Gast » 31.05.2006, 08:37

Guten morgen Stefan,

schwere Kost am frühen morgen...

Die bitterböse Ironie kommt gerde durch den Reim sehr gut herrüber, wie ich finde.

Leider bleibt die Frage nach Verantwortung immer aktuell, weil es ja niemand gewesen sein will, der die Anweisungen zu "Greueltaten" erteilt... :sad:
Wir Dichtenden können aber wenigstens daran erinnern was im Argen ist, so wie du es mit dden starken Bildern getan hast.

Liebe grüße
Gerda

Herby

Beitragvon Herby » 31.05.2006, 12:14

Hi Stefan,

das gefällt mir sehr gut! Die Gefahr, durch die Reime die Aussage dieser ernsten Verse zu schwächen, hast du gut in den Griff bekommen.
Mich beschäftigt aber ein Teil von Gerdas Kommentar, die von Ironie in deinem Gedicht spricht. Da ich unsicher war, hab ich mal nachgeschlagen und fand in der Wiki folgende Definition des Begriffs:

Die Ironie (griechisch ... wörtlich die Verstellung) ist eine Äußerung, die das Gegenteil des Gesagten meint, die mit scheinbarer Ernsthaftigkeit den gegnerischen Standpunkt ins Widersprüchliche zieht.

Wenn ich das zugrunde lege, frage ich mich, ob und wo in deinen Versen Ironie liegt. Für mich klingen sie so, als ob du genau das meinst, was du auch sagst. Seh ich da was falsch?

Fragende Grüße
Herby

cyberpoet

Beitragvon cyberpoet » 31.05.2006, 12:39

Hallo Gerda, Hallo Herby!

Ich danke euch für eure wohlwollenden Kommentare!

@Gerda:

ich denke, dass dieses Thema zu jeder Tageszeit eine schwere Kost ist.

"Leider bleibt die Frage nach Verantwortung immer aktuell, weil es ja niemand gewesen sein will, der die Anweisungen zu "Greueltaten" erteilt.."

Das sehe ich ebenso und gerade der Krieg im Irak zeigt einmal mehr, wie recht du damit hast!

@Herby

Wenn ich es richtig interpretiere, meint Gerda die Ironie der beschriebenen Situation an sich. Wenn ein Krieg angezettelt wird (egal von wem) gibt es immer "echte" Gründe auf politischer Ebene in anderen den "Feind" zu sehen.

Würden wir allerdings die Soldaten einzeln (privat) befragen, wie sie über die gegnerische Streitpartei denkt, ergäbe das sehr wahrscheinlich ein völlig anderes Bild.

So gesehen auch meine Formulierung in diesem Text " im blut von vermeintlichen feinden zu waten". Die Soldaten werden regelrecht darauf eingeschworen, die andere Nation als Feind zu sehen.

Kann natürlich auch sein, dass ich da jetzt falsch liege und Gerda das ganz anders gesehen hat.

Euch beiden noch einen angenehmen Tag!!

Liebe Grüsse

Stefan[/u][/b]

Louisa

Beitragvon Louisa » 31.05.2006, 13:45

hallo poet,
ich finde Dein Gedicht auch gut, aber: Werden die Soldaten wirklich gezwungen in den Krieg zu ziehen bzw. bestimmte Taten zu begehen?

-das bezweifle ich. Eigentlich müsste doch jeder Mensch, der bei Verstand ist wissen welches Leid in solchen Gebieten auf ihn wartet.

Ansonsten ist das für mich auch keine Ironie (wie auch immer Gerda das meinte).

Liebe Grüße, louisa

PS: Vielleicht spielt bei vielen (jungen) Soldaten auch einfach nur Unwissenheit, Armut und falsche Vorstellung eine große Rolle.
-Bei vielen anderen aber auch nicht.

cyberpoet

Beitragvon cyberpoet » 31.05.2006, 14:33

Hallo Louisa!

Danke für deinen Kommentar. Ich denke, es ist immer abhängig, für welches Land ein Soldat "dient". In manchen Ländern gibt es für die jungen Männer die Wehr -Pflicht, der sie insbesondere im Falle eines Krieges, nicht auskommen. Bei anderen wird es wohl genaus so sein, wie du in deinem P.S. vermutet hast.

Ich wünsche dir noch einen schönen Tag!

Liebe Grüsse aus Wien!

Stefan

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 31.05.2006, 16:15

Hi cyberpoet

Ich denke, du hast in Deinen Versen einige Aspekte des Soldatenseins gut getroffen. Ich hatte erst Probleme mit dem Wort "verraten", da ich eher "benutzt" oder "belogen" für stimmiger gehalten hätte. An wen wurden sie denn verraten? Mit den anderen Worten reimt es sich allerdings nicht mehr und wenn man das Wort "verraten" in einem erweiterten Sinne nimmt, passt es durchaus.

Gerdas Einwand bezüglich der eigenen Verantwortung des Soldaten kann ich nachvollziehen und stimme zu, denke aber, dass man die ganze Komplexität des Themas nicht in der gewählten Kurzform abhandeln kann.

Zu Louisas Einwand; auch in einigen Ländern mit einer Freiwilligenarmee gibt es Zwänge Soldat zu werden, z. B. wurde es in Großbritannien straffällig geworden oder obdachlosen Jugendlichen empfohlen, der Armee beizutreten.

Mit pazifistischen Grüßen

Jürgen

cyberpoet

Beitragvon cyberpoet » 31.05.2006, 22:37

Hallo Jürgen!

Danke für deinen Kommentar und deine Überlegungen. "Verrat" meine ich in dem Sinne, dass die Soldaten mißbraucht werden für die persönlichen Interessen von politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsträgern. So gesehen hat das mich den Charakter eines "Verrates".

Ich hoffe, es geht Dir gut!!

Spätabendliche Grüsse aus dem verregneten Wien!!

Stefan

Gast

Beitragvon Gast » 31.05.2006, 23:17

Noch einmal ein Wort zur Ironie.

Oberflächlich hört sich das Gedicht doch an,
als müssten die armen Soldaten bedauert werden...
(Was im Einzelfall durchaus berechtigt sein kann).
Sie werden regelrecht von der Verantwortung freigesprochen.
Sie sind zu Schachfiguren degradiert, die von anderen Mächten hin - und her geschoben werden.
Tatsache aber ist doch, dass auch ein Soldat für sein Handeln verantwortlich ist...
Man nimmt ihm den Willen, schickt ihn zu töten, bedauert ihn und schon ist alles gut?

Vielleicht ist das Gedicht gar nicht so sehr ironisch sondern eher satirisch, Herby, was meinst du?
Möglich dass ich da ein Problem habe.

Abendgrüße
Gerda

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 01.06.2006, 09:15

Hallo Stefan cyber,
jetzt, wo ich deine Stimme zu deinen Gedichten kenne, kann ich meine Einwände zwar zum Teil revidieren, trotzdem tue ich mich mit der Form dieses Gedichtes schwer. Und ich meine damit nicht, ob ich das Gedicht als ironisch, nicht ironisch oder satirisch empfinde, ich denke, alle drei Formen haben bezüglich der Thematik ihre Berechtigung.

Der Reim, die Kürze, das Spiel mit der Form...ich tue mich da wirklich schwer...dadurch entsteht für mich eine (ungewollte) verkürzung des Themas, die pointierter ist als die Wirklichkeit und so für mich verfälscht...

Liebe Grüße,
Lisa

pandora

Beitragvon pandora » 01.06.2006, 10:51

hallo cyber,

mir geht`s mit deinem text wie lisa. ich bin unschlüssig.

außerdem fiel mir noch folgendes auf: die ersten drei zeilen erinnern mich sehr an kinderreime. dann kippt das ganze und du addierst drei zeilen erwachsenenweisheit und -wertung.

hm.

p.

Gast

Beitragvon Gast » 01.06.2006, 11:08

Merkwürdig ich lese das völlig anders...
s. o.
Wenn es denn als Satire gelesen werden soll (Stefan, da fehlt mir noch deine Aussage), dann trifft der Text ab soch in seiner kpomprimierten Kürze und Überzeichnung geanu den wunden Punkt...
Denk ich mir dazu viel hienin?
Aber ich höre solche schlagwortartigen, aufmüpfigen Texte innerlich immer bereits mit einer mir genehmen Süffisanz gesprochen...
Ein wenig :???:

Ihr wisst ja alle, wie ich zu Reimgedichten stehe...

Liebe Grüße
Gerda

Cara

Beitragvon Cara » 01.06.2006, 12:04

Ich weiß es nicht:
Wie stehst du zu Reimgedichten, Gerda?
(vielleicht gehört die Antwort nicht hierhin, weil es um Cyberpoets Gedicht geht)

Cyberpoet,
eigentlich hast du mit deinem Gedicht sehr gelungene , sich reimende und zugleich in sich stimmige Worte gefunden (Lob),
aber mir geht es wie einigen meiner Vorgängerinnen:
Ich finde, durch Reime wird eine Thematik geglättet, gewissermaßen "putzig" gemacht.
Und das passt hier nicht zu der Tragweite des Inhaltes.

Es ist schwierig, über so ein Thema ein Gedicht zu verfassen,
aber ein mutiger Ansatz.
Wäre es anmaßend, dich zu fragen, ob du das gleiche nicht noch einmal, und dann ohne die Reimform versuchen könntest?

Gast

Beitragvon Gast » 01.06.2006, 12:42

Hi Cara, siehe "Baues Brett"
Gruß Gerda


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