Über das Alter

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Nikolaus
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Beitragvon Nikolaus » 23.10.2020, 18:18

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Über das Alter

Ein Mensch, der alt an Jahren ist,
wird dicker, steifer und vergisst.
Er blüht in der Erinnerung
und Altes schenkt dem Neuen Schwung.
Erfahrung krönt des Lebens Wissen,
die grenzenlos und unverschlissen
ihm selbst und and'ren Stütze ist
und oft genug die Sinne küsst.
So ist das Alter sozusagen
gehaltvoll, gut und zu ertragen.

(c) NikolausKahlen
Zuletzt geändert von Nikolaus am 24.10.2020, 20:00, insgesamt 3-mal geändert.
Ich lese Lyrik. Das spart Zeit.

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 23.10.2020, 20:03

Hallo Niko, schön, wieder von Dir zu lesen! Ist ja mal was "ganz Anderes" ...!

Du hast allerdings eine unlogische Stelle drin. Der Typ vergisst und erinnert sich geradezu gleichzeitig. Vielleicht solltest Du einen Hinweis einbauen, dass das Kurzzeitgedächtnis nicht mehr so super ist, das Langzeitgedächtnis / die Erinnerung aber schon?

Und dann gefällt mir ehrlich gesagt der Dung nicht. Der ist mir an der Stelle nicht geruchsneutral genug ...

"das Alte gibt dem Neuen Schwung" fände ich da besser.

Nikolaus
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Beitragvon Nikolaus » 23.10.2020, 20:48

Hallo Amanita!

Danke für die schnelle Antwort. Vergessen und Erinnern ist kein Widerspruch. Zum einen muss man definieren was "vergessen" betrifft und "erinnern".
Aber gerade im Bezug aufs Altern sind die Begriffe passend, finde ich.
Das mit dem Schwung wäre eine gute Option. Danke dafür! Ich überlege es mir und modele es dann um.

Herzliche Grüße - Niko
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birke
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Beitragvon birke » 24.10.2020, 11:33

lieber niko, schön, dich mal wieder hier zu lesen!

das liest sich auf den ersten blick ja ganz nett, aber bei näherem hinsehen gibt es ein paar stolpersteine für mich, und vor allem auch klischees…

"alt an jahren" - woran sonst?

und : dick - nee, das kann man nicht verallgemeinern, meine ich, viele werden auch eher hager?

vergessen und erinnern... ja, das ist so ein ding. aber auch dies lässt sich meiner meinung nach längst nicht alles so in einen, dazu noch verklärten, topf werfen? es gibt menschen, die haben schlimme erinnerungen und diese mehr oder weniger erfolgreich verdrängt. und es gibt diejenigen älteren menschen, die im hohen alter noch mal ihr (ein) glück gefunden haben und alles andere als in erinnerungen leben wollen. (dann gibt es noch die an demenz erkrankten, aber okay, das ist noch eine andere geschichte). erfahrung… ja, das schon. aber ob gerade diese es ist, die „die sinne küsst“?? ist das nicht etwas viel direkteres?

und dann „gehaltvoll, gut und zu ertragen“ – auch wohl auch eher eine subjektive aussage?

okay, ich kann mich nicht selbst einfühlen, aber.

vielleicht bin ich jetzt auch ZU kritisch? aber dein text wirft jedenfalls fragen auf in mir und zweifel -

liebe grüße von diana

ps - was mir gerade noch dazu einfällt, du könntest natürlich das ganze einfach auf einen bestimmten menschen "zuschneiden", heißt, du gibst dem menschen einen namen ... herr x, der alt ... usw?? dann gäbe es das problem der verallgemeinerung nicht.
und am ende vielleicht auch eine wortumstellung "gehaltvoll und gut zu ertragen"? (weil sich ja eigentlich "gut" und "zu ertragen" etwas widerspricht.)

(übrigens, deinen eintrag im lydia finde ich wunderbar!!)
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

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Nikolaus
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Beitragvon Nikolaus » 24.10.2020, 18:33

Hallo und danke für die Rückmeldung!

Jeder Text, der Fragen aufwirft, ist ein guter Text, Diana. ;):
Und ebenso ist es sehr schwieg, einen objektiven Text in Gedichtform zu schreiben. Ich würde sogar so weit gehen und sagen, dass sich das grundsätzlich widerspricht.
Das Leben besteht aus Widerspruch und zweifeln und Einklang und jubeln. Es ist eine endlos breite Palette!
Für mich, aus meiner ganz subjektiven Sicht ist das Gedicht so wie es ist stimmig.

Was aber nicht heißt, dass deine Einwände abstrus sind. Gar nicht. Jeder guckt halt anders auf das Leben!

Herzliche Grüße - Niko
Zuletzt geändert von Nikolaus am 24.10.2020, 19:19, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon birke » 24.10.2020, 19:15

Nikolaus hat geschrieben:Und ebenso ist es sehr schwieg, einen objektiven Text in gedichtform zu schreiben. Ich würde sogar so weit gehen und sagen, dass sich das grundsätzlich widerspricht.

ja, eben :)
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Nikolaus
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Beitragvon Nikolaus » 24.10.2020, 19:47

Aber wie sollte dann deiner Meinung nach ein Gedicht sein? So allgemeingültig, dass es Immer stimmt? Ohne Reibung? Ohne Widerspruch?
Klar... Bei heiterer Lyrik ist das kein Thema. Wenn aber die Thematiken mit Mensch und Leben zu tun haben, sollten sie zum Denken und empfinden anregen. Das ist das Ziel.
Und mein Credo ist ohnehin: "Alle Menschen sind vom Grundempfinden gleich." Aber dennoch liegen zwischen den einzelnen Menschen Ozeane.

Bis in Bälde - Niko
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Beitragvon birke » 24.10.2020, 20:18

Nikolaus hat geschrieben:Aber wie sollte dann deiner Meinung nach ein Gedicht sein? So allgemeingültig, dass es Immer stimmt? Ohne Reibung? Ohne Widerspruch?


nein, ganz und gar nicht. aber dein gedicht liest sich für mich so, als hätte es allgemeingültigkeit... ?

lg :)
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Beitragvon Pjotr » 24.10.2020, 20:34

Kleine, allgemeine Anmerkung zu der Phrase "alt an Jahren": Ich denke, metaphermäßig kann man durchaus auch alt an etwas anderem sein, etwa "alt an Erfahrung, obwohl man noch ein Kind ist", also wenn jemand im Kindesalter schon viel durchleben musste. Anders herum könnte man auch viele physische Jahre alt sein und dennoch wenig erfahren haben. "Alt" als Metapher kann demnach schon mehrdeutig sein. Dabei fällt mir gerade auf, dass man die Phrase auch so ausdrücken könnte: "reich an Jahren" -- wie in: "reich an Erfahrung".

Weil "dick werden" nicht alle Alte betrifft, könnte man dieses Detail vielleicht streichen und dafür in derselben Zeile Platz schaffen für eine etwas genauere Beschreibung des "Vergessens", damit der Widerspruch zum "Erinnern" aufgehoben wird, denn ersteres meint wohl das Sich-nicht-merken-können von Alltäglichem, während letzteres das Langzeitgedächtnis meint. Beispiel:

Ein Mensch, der reich an Jahren ist,
wird steifer und merkt sich [...] nicht.


P.

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Beitragvon Nikolaus » 29.10.2020, 09:15

Hallo pjotr!

Schön, dich zu lesen!
Dicker, alter, er vergisst... - ich tausche das "und" gegen "er".
"und" bedeutet, da habt ihr recht, dass es jedem Menschen so ergeht. Ersetze Ich aber das "und" durch "er", dann ist es eine allgemeine und gültige Aussage, die sich auf die menschen allgemein bezieht.
Und "alt an Jahren" finde ich noch vor wie nach passend. :cool:

Herzliche Grüße - Niko
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Beitragvon Pjotr » 29.10.2020, 12:18

Nikolaus hat geschrieben:Und "alt an Jahren" finde ich noch vor wie nach passend.


Finde ich auch. Wie ich schon sagte, man kann auch "alt" an etwas anderem sein als an "Jahren". Daher halte ich das Wort "Jahre" nicht für überflüssig.


P.

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Beitragvon birke » 29.10.2020, 12:36

Nikolaus hat geschrieben:Hallo pjotr!

Schön, dich zu lesen!
Dicker, alter, er vergisst...

haha, ich dachte erst, jetzt sprichst du pjotr mit "dicker" und "alter" an, hihi. ;)

Nikolaus hat geschrieben:"und" bedeutet, da habt ihr recht, dass es jedem Menschen so ergeht. Ersetze Ich aber das "und" durch "er", dann ist es eine allgemeine und gültige Aussage, die sich auf die menschen allgemein bezieht.

ich fürchte, ich kann deiner logik nicht ganz folgen, lieber niko ... aber macht nix. :)

(und das wort "alt" hat meines erachtens immer einen zeitlichen bezug, eine zeitliche bedeutung... aber egal, ich will jetzt auch nicht weiter drauf rumhacken.)

liebe grüße!
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Beitragvon Nikolaus » 29.10.2020, 15:16

Liebe Diana

Wenn ich schreibe: ein Mensch.... "wird dicker älter und vergisst" dann impliziert das, dass die Dinge miteinander verbunden vorkommen. Bei... Ein Mensch... "wird dicker, älter, er vergisst. Dann ist es vom gespür her keine eng verknüpfte Folge.
Aber da geht es um Gespür, Nuancen.... Um subjektives Empfinden...

Herzliche Grüße - Niko
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