jochgrimm, ein gebirgsmoment

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Benutzeravatar
birke
Beiträge: 5248
Registriert: 19.05.2012
Geschlecht:

Beitragvon birke » 10.12.2020, 13:02

.

hochoben, weißes rauschen, berge voller schnee, weite, und ich, mittendrin, verloren, als hätte mich ein geliebter mensch verlassen, brachland breitet sich im innern und irgendwo am rand haust eine bodenlose angst

.
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

Nifl
Beiträge: 3881
Registriert: 28.07.2006
Geschlecht:

Beitragvon Nifl » 10.12.2020, 18:55

Hallo Birke,
ein eindrückliches (bedrückendes) Bild. Ja, Unbegrenztheit kann Ängste schüren, eine Verlorenheit mit sich bringen, die sich anfühlt, als hätte man sich nicht selbst, sondern jemand anderen verloren...
Dabei könnte es ja auch unendliche Freiheit sein, die gleichen Berge, der gleiche Schnee.
Liebe Grüße
Nifl
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Benutzeravatar
birke
Beiträge: 5248
Registriert: 19.05.2012
Geschlecht:

Beitragvon birke » 11.12.2020, 08:28

danke sehr, nifl. gut, wenn es so wirkt. desolat, drückend... fast denke ich, es könnte noch intensiver sein, und ja, schon beim schreiben kam mir auch der gedanke, dass es ebenso andersherum sein könnte, es hängt wohl von den umständen ab, von der befindlichkeit, von den erfahrungen auch…? (dies ist tatsächlich ein erinnerter, verinnerter moment aus meiner jugend, was allerdings nichts zur sache tut.) vielleicht probiere ich tatsächlich mal eine art „gegenentwurf“. bei mir ist es so, dass mich berge (immer noch) eher erdrücken, allerdings sehe oder auch nur wähne ich das meer hinter ihnen, um sie herum, dann empfinde ich freiheit. ich liebe berge in verbindung mit dem meer!
liebe grüße
birke
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

Nikolaus
Beiträge: 249
Registriert: 25.07.2019

Beitragvon Nikolaus » 17.12.2020, 15:38

Hallo Diana!

Wunderbar beschrieben, dieses Gefühl des Verloren - und Verlassenseins! Auch die Form mag ich. Nicht mit Zeilensprüngen sondern quasi wie dicht, ohne Abstand, bedrängt.... Für mich wäre es überlegenswert, die Satzzeichen zu entfernen. Erzeugt dann soetwas wie eine Atemlosigkeit auf 5000 Metern Höhe.

Ich finde es immerhin hoffnungsvoll, dass die bodenlose Angst am Rand haust. Fehlt nicht nach "im Inneren" das "aus"? Mir fehlt es dort.

Besonders, dein Text. So oder so!

Herzliche Grüße - Niko
Ich lese Lyrik. Das spart Zeit.

(Marilyn Monroe)

Benutzeravatar
birke
Beiträge: 5248
Registriert: 19.05.2012
Geschlecht:

Beitragvon birke » 18.12.2020, 09:03

hallo niko,

ja, die satzzeichen zu entfernen wäre in der tat überlegenswert, ich setz es hier mal rein ohne, hat tatsächlich was.
und das "aus" könnte man ergänzen, ja, aber für mich steckt es auch schon im "h-aus-t" mit drin...?
danke dir!



hochoben weißes rauschen berge voller schnee weite und ich mittendrin verloren als hätte mich ein geliebter mensch verlassen brachland breitet sich im innern und irgendwo am rand haust eine bodenlose angst


.
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 9 Gäste