nachtfalter

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Benutzeravatar
birke
Beiträge: 5243
Registriert: 19.05.2012
Geschlecht:

Beitragvon birke » 02.04.2021, 17:50

.

ich falte die nacht
stecke sie in die tasche
meiner jeans und gehe zum tag
über. am abend ziehe ich sie wieder hervor
breite sie aus und vor mir liegt ein bild
sterne, auf tiefblauem grund.
tauch hinein, kleiner falter
und nimm deine flügel mit.
die traumwege sind verschlungen
doch gesäumt von licht. flieg!
die dämmerung wartet darauf
entfaltet zu werden.


.
Zuletzt geändert von birke am 04.04.2021, 10:37, insgesamt 1-mal geändert.
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

Benutzeravatar
Amanita
Beiträge: 5627
Registriert: 02.09.2010
Geschlecht:

Beitragvon Amanita » 03.04.2021, 11:41

Liebe birke,

dieser Text ist für mich nicht stimmig. Erst ganz witzig, wenn die Nacht gefaltet wird (etwas skurril, das hätte man m. E. ausbauen können), und dann wird es ... "zu" schön.

Beim Schluss gehe ich mit ... aber wieder eine andere Sichtweise. Also: Für mich passt es nicht zusammen.

Benutzeravatar
Pjotr
Beiträge: 6747
Registriert: 21.05.2006

Beitragvon Pjotr » 03.04.2021, 12:58

Ich sehe das als eine Ode and die Unhörigkeit des Ichs :-)

Die Nacht steckt in der Tasche des Ichs. Das Ich lässt sich von der Nacht, oder der Natur allgemein, nicht dominieren. Es ist umgekehrt: Die Nacht ist dem Ich hörig -- oder zu-gehörig, wenn man mit der "zu"-Vorsilbe die Einbindung im Gesamtmosaik betonen will. Jedenfalls hat das Ich zunächst die Kontrolle. Die Nacht wird dann frei gelassen vom Ich. Die Gefangenschaft ist also kein Dauerzustand. Das Ich ist großzügig. Wie ein tierliebender Mensch, der ein Tier an sich bindet, selbiges aber auch im Tagesrhythums stundenweise freilässt. Diese freigelassene Nacht im Text wird wahrscheinlich am nächsten Morgen erneut in die Tasche des Ichs gesteckt. So wechseln die Hörigkeiten alle halbe Tage. Mal dominiert das eine, mal das andere. Dieser Zyklus ist nur dann stabil, wenn Vertrauen besteht.

Allerdings spricht der Text von einem Traum. Es kann also sein, dass das ein einmaliges Erlebnis war und kein Zyklus.

Benutzeravatar
birke
Beiträge: 5243
Registriert: 19.05.2012
Geschlecht:

Beitragvon birke » 04.04.2021, 10:40

(hatte gerade erst gesehen, dass hier ein zeilenumbruch fehlte, der ist nun eingefügt.)

ok, danke, amanita, also für mich fühlt sich das stimmig an...?

vielleicht hilft dir ja auch pjotrs zugang, als ein möglicher, den ich sehr wunderbar finde :)

vielen dank und liebe ostergrüße!
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 35 Gäste