aus den händen einer weide

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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birke
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Beitragvon birke » 05.04.2021, 13:46

.

sinken laute in mein haar
und leise gebärden, licht
vom himmel
versprech ich mir
und dir nichts
außer weite
(und das ist viel)
verloren sind wir nicht
verspielt, eine kleine weise
klingt
in den zweigen der zeit

.
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

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Epiklord
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Beitragvon Epiklord » 05.04.2021, 14:19

Ja, die Weide, seit jeher umgeben von Mystik, aus dessen Zweigen einflößende Laute sich in das Haar senken, also auf dem Kopf des LyrIchs, und Eingang finden in dessen geistige Welt. Zudem Licht vom Himmel usw. machen das Gedicht für mich zu einem Lesegenuss, wo ich zwischen den Zeilen sogar etwas Spirituelles erahne oder so ähnlich. Es lässt mir Raum.
Mit anderen Worten. Es gefällt mir sehr gut.

Gruß Epiklord

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birke
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Beitragvon birke » 07.04.2021, 11:09

freut mich sehr, danke dir, epiklord.
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Nikolaus
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Beitragvon Nikolaus » 15.04.2021, 11:47

Hallo Diana!
Das finde ich sehr schön, sehr innig geschrieben! Bein ersten Lesen dachte ich, dass die letzten beiden Worte "der zeit" entbehrlich sind und dass sie dem gedicht fast wahrhaftig das zeitlose nehmen.
Das aber musst du überlegen, ist ja dein text. und so oder so ist er einfach schön!

Herzlich grüßt - der Nikolaus
Ich lese Lyrik. Das spart Zeit.

(Marilyn Monroe)

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birke
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Beitragvon birke » 16.04.2021, 15:00

das freut mich, danke dir, nikolaus!
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jondoy
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Beitragvon jondoy » 22.05.2021, 01:01

birke hat geschrieben:.
aus den händen einer weide

sinken laute in mein haar
und leise gebärden, licht
vom himmel
versprech ich mir
und dir nichts
außer weite
(und das ist viel)
verloren sind wir nicht
verspielt, eine kleine weise
klingt
in den zweigen der zeit
.



Hallo birke,

diesen Text habe ich nach einigen Wochen jetzt wieder gelesen.....

für mich eher nebensächlich, ob seine Bilder real oder fiktional sind,
wirkungsvoller , wie er klingt...-

wie sich herausstellt, ist der titel bereits der anfang des textes

aus den händen einer weide...


sinken laute in mein haar
und leise gebärden,

dieses - für den leser nicht vorhersehbare - hineingleiten vom titel ....in den text....find ich sehr gelungen


und dieses...

versprech ich mir
und dir nichts
außer weite
(und das ist viel)

richtig stark,
wie auch dieses...

verloren sind wir nicht
verspielt,

das mir sehr entgegenkommt,
da ich mich mit seiner aussage identifizieren kann,
sie könnte von mir sein,

...ich würde den text hier enden lassen,
doch der text geht noch weiter...

...wie eine Weide wohl aussieht, kann mir im Moment unter diesem Baum nichts konkretes vorstellen, doch, eine Trauerweide, das ist aber ein sehr schöner Baum, vermutlich wird es weitere Weiden(unter)arten geben...

...eine kleine Weise
klingt
in den zweigen der zeit

....mit diesem Schluss kann ich nicht viel anfangen, auch weil sich der Sinn dieses Bildes mir nicht erschließt.

ich finde, ein schöner text, ich mag seine poesievolle sprache, worüber er erzählt, ist klug und verspielt

jondoy

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birke
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Beitragvon birke » 22.05.2021, 15:48

hej, lieber jondoy, erstmal danke, danke, bin sehr erfreut. :)
was den schluss angeht, so nimmt er teile des gedichts inhaltlich und auch klanglich (der klang spielt ja auch eine rolle hier: weide, leise, weise, weite, zweige, zeit) noch mal auf – eine (kleine) weise, ein lied, spielt (verspielt), die laute vom anfang hängen vielleicht zum teil noch in der weide und klingen dort (auch) nach, und was die zeit angeht, so hängen gewisse versprechen auch immer damit zusammen, man kann sich nicht versprechen, nicht, was zeitliches angeht (und das tut das ly-ich ja auch nicht, sondern spricht vielmehr die „weite“ an. ) um nur ein paar gedanken dazu zu äußern, vielleicht verbirgt sich noch mehr in den zweigen?
liebe grüße
birke
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Nikolaus
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Beitragvon Nikolaus » 23.05.2021, 01:03

Hallo Diana,
ein wundervoller Text ist das und ich bin immer wieder fasziniert von deiner wie selbstverständlich wirkenden zeilensprünge. Großartig machst du das.
Die klammerzeile ist nit mein Ding. War die Art noch nie. Aber dennoch ist der Text wunderbar!

Herzliche Grüße - Niko
Ich lese Lyrik. Das spart Zeit.

(Marilyn Monroe)

jondoy
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Beitragvon jondoy » 23.05.2021, 02:15

für was diese letzten zeilen da stehen, was sie bedeuten könnten, hat mich natürlich interessiert, deshalb danke dir für diesen kurzen einblick,
- die von dir aufgezeigte klangliche nähe vieler worte ist mir beim Lesen gar nicht aufgefallen, für mich hat der text erst mal einen eigenen Klang gehabt, ob und falls ja, wie diese Klangverwandschaften unbewusst dazu beigetragen haben mögen, vermag ich nicht zu sagen, meine Phantasie führt ein intensives Eigenleben,
- das manche Versprechen nicht versprechbar sind, find ich eine gute Deutung, hätte ich so nicht aus diesen Zeilen rausgelesen, vielleicht, weil mir Versprechen nicht so präsent sind, da ich ganz selten was versprechen soll
- es kann sich sicher mehr in den zweigen von weiden verbergen, noch dazu, wenn sie als Metapher für etwas stehen,
mir beispielsweise ist in den letzten Monaten erst richtig bewusst geworden, wie alt die meisten Menschen hier in Deutschland sind und
wie vergänglich hier unten die Lebewesen dieses blauen Planeten sind, auf der Suche nach Inspiration für eine Grabsteingestaltung hab ich nach Jahrzehnten die Friedhöhe meiner Heimatgemeinde besucht, an fast jedem Grabstein kannte ich den Namen mindestens einer Person, die drauf stand, darunter welche, die viel zu jung gestorben sind, ich konnte mich oft erst durch ihre Namen wieder an sie erinnern, wer weiss schon, was in den zweigen einer weide alles verborgen ist,
- birke, du hast dir vor langer zeit auch den nick eines baumes ausgesucht, birke,

bäume können nicht laufen, nicht unsere sprache sprechen, fühlen bestimmt, bäume können schatten, essbare früchte, ihr holz, wärme spenden, die Luft reinigen, sich in edelste Hölzer oder kunstvolle Formen verwandeln, auf einem Schiff die Meere unseres blauen Planeten bereisen, sich in Geigen, Klaviere, Gitarren verwandeln und in unsere Hand schmiegen, Menschen an sich herumklettern lassen, kautschuk, säfte, farbe spenden, die Akazie sogar Wasser in Wüsten, sie versprechen sich nicht viel, aber sie sind sehr standorttreu, liebe birke

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Beitragvon birke » 23.05.2021, 11:48

danke nochmals, niko!

@jondoy –
oh, das ist gut, dass dir die assonanzen nicht direkt aufgefallen sind, dann sind sie nicht zu aufdringlich, sondern lassen nur den text klingen.
und ja, schön gesagt, bäume sind ganz wunderbare wesen; wusstest du, dass sie miteinander kommunizieren, sich gegenseitig „helfen“ und „schützen“? je mehr ich über bäume erfahre, desto lieber hab ich sie. und klar, meinen nick hier habe ich auch nicht ganz zufällig :)
und ja, vergänglich... das ist alles und sind auch wir, manchmal wird einem das bewusst(er).

alles liebe, birke

ps - das passt auch zum thema: https://www.youtube.com/watch?v=y2shbntnLyw

:)
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Beitragvon jondoy » 23.05.2021, 16:55

@ birke,
es passt ganz bestimmt zum thema,
bin dieser aufnahme auch schon begegnet,
wenn mich etwas interessiert,
dann will ich immer ein bischen
mehr darüber wissen,

dass bäume sich gegenseitig "helfen"
und "schützen", und dann vor allem
über das wie, weiss ich bislang nichts.
über diesen peter w. in den medien
hab ich davon gehört, aber mich bislang
noch nie mit dem Thema beschäftigt,

mein zugang zu bäumen ist ein
anderer, mehr so aus dem
eigenen Erleben heraus,
ich weiss um ihre Wichtigkeit.

anfangs des Monats war ich in Lindau
(die altstadt liegt auf einer insel im "meer")
in einem kleinen einem Stadtpark
in der Sonne gelegen, in Blickrichtung
waren mindestens zehn verschiedene
Baumarten im Halbkreis um den kleinen
blumenfarbenfrohen Park "versammelt",
jeder Baum mit anderem Aussehen,
Farbenkleid und Gestalt.
An jenem Tag hab ich übrigens genossen,
dass um mich herum so viele Menschen
miteinander gesprochen haben,
hab ihrem Stimmenwirrwar zugehört,
es war einfach schön, dies zu hören,
nach so langer Zeit,
ein "Geschnatter" (im postiven Sinne),
als wenn die Schwalben nach dem Winter
aus dem Süden zurückgekehrt wären...

ps: dieses randthema, vergänglichkeit,
es muss ja nicht bloß sterben bedeuten,
zufälligerweise heute abend kommt
im arte-kanal ein Spielfilm (auch in der
Mediathek), sonst würd ich ichs nicht erwähnen,
Der Geschmack von Rost und Knochen
heisst der, beim dem geht es um die
Vergänglichkeit eines Lebensentwurfs
es geht ans Meer, an die Coté d´Azur,
mit dem Zug, dorthin, wo andere
Urlaub machen,
er ist schrecklich schön, nicht ganz so verlogen.

Hab einen schönen Tag!

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Beitragvon birke » 24.05.2021, 13:45

oh, jondoy, ja, den film hatte ich mir ohnehin vorgemerkt, nun, da du ihn auch noch erwähnst, nehme ich mir auf jeden fall vor, ihn anzusehen. danke :) und dir auch noch einen schönen pfingstmontag!
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