Was aber?

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Epiklord
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Beitragvon Epiklord » 25.04.2021, 18:04

Was aber,

wenn ich nur noch das Blickfeld vor Augen habe,
und nicht mehr die Welt dahinter, die
große Weite vergessen wäre, gelöscht,
alles, was permanent in mir präsent erschien,
dies Konstrukt aus Landkarten und
vom Hörensagen,
wenn nur noch eine Ahnung in mir bliebe,
ein Stein gebrochen aus dem All in meinem Kopf,
und plötzlich unzählige Kaninchen wie ein Schwarm
Mücken vor meiner Nase herumtanzten,
schwerelos, aus heiterem Himmel und ein
Rettungswagen vor meiner Haustüre parkte,
müsste ich mich trotzdem sorgen, auch
wenn die Sanitäter ausschließlich alle Kaninchen
einfingen und ohne mich davonführen?

aram
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Registriert: 06.06.2006

Beitragvon aram » 26.04.2021, 00:02

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in ruhigen, klar /einfach wirkenden duktus gefasster frageteil eines inneren dialogs ohne antwort - gelungener guss.

"wenn ich nur noch das Blickfeld vor Augen habe, / und nicht mehr die Welt dahinter (...)"
und die folgegedanken sprechen mich an - wie die komisch-frappante schlusswendung trostlosen trostes.

"dies Konstrukt aus Landkarten und / vom Hörensagen,"

"wenn nur noch eine Ahnung in mir bliebe, / ein Stein gebrochen aus dem All in meinem Kopf,"

nicht nur inhaltlich, bildlich, auch klanglich und rhythmisch gefällt mir dieses sprechen. sehr gern gelesen.


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