[aus "novembrium 21"]

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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birke
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Beitragvon birke » 06.11.2021, 16:24

,


ein wort hat mich ergriffen
und schleudert mich die straße entlang
deine lippen sind spröde
wenn du von teutonen sprichst
die dich fesseln
ich küsse dich
und dein mund verstummt


.
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 06.11.2021, 21:52

Interessante szenische Wechsel mit durchgehendem Faden. Nach dem dritten Lesen war mein Bild fertig: Das Ich und das Du sind unterwegs. Das Du redet von unliebsamen Dingen; von einem Volk -- wobei jener Fesselbegriff Volks-Sehnsucht oder auch Traditions-Enge bedeuten kann. Dieses Reden verstummt beim Kuss. Aus dem Verstummen kann ich noch nicht schließen, ob das vorausgehende Reden leidenschaftlich-befürwortend war oder eher frustriert-ablehnend; zwar sind die redenden Lippen spröde, aber diese Sprödheit ist der Eindruck, den das Ich vom Du hat; das heißt nicht notwendig, dass das Du selbst dies als spröde empfindet. Der Clou aber ist das Verstummen durch den Kuss, der offensichtlich sowohl das eine wie auch das andere überwältigen kann, nämlich die Volks-Sehnsucht, als auch -- so es denn der Fall war -- die Traditions-Enge.

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birke
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Beitragvon birke » 07.11.2021, 23:48

eine feine mehrgleisige interpretation (die doch in eines "mündet"), danke, pjotr!

[dies ist eines (das sechste) von bisher acht "novembergedichten", aktuelles kleines projekt, jeden tag des monats ein vers/ gedicht.]
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birke
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Beitragvon birke » 17.11.2021, 10:03

.

[hier noch ein auszug]


8
dieser warme flutende lichtball
im späten jahr
schweifen gedanken ab
gleis 2

9
volle autobahnen
eine reise nach irgendwo
ermüdet dieses kleine glück
zurückzukehren in weite
in stille

10
einer ist von uns gegangen
im november
ein paar blätter baumeln noch
bis sie fallen
muss ich birnen ernten
und die letzten himbeeren
leuchten immer noch
schmecken immer noch
nach dir

.
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

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