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Worte aus Salz

Verfasst: 17.11.2021, 07:14
von Sofia
Der Boden war warm. Mein Atem sickerte in die Zeit hinein. Es erstarb der Regen an meinem Fenster. Ich schaute hin, hindurch – meine Augen dunkelten ins Grau des Himmels hinein, leerten sich, ließen das Holz knarren. Dort, in der Stille, auf dem Boden liegend, inmitten eines Zimmers, brach ich auf und strömte in ein Leben hinaus, welches mir seine Fragen entgegenschrie, als sei es an mir, als sei ich Krug, der das Meer in sich trägt, als wäre es möglich nicht zu zerbrechen.

Verfasst: 17.11.2021, 09:50
von birke
gefällt mir gut, schön surrealistisch.

Verfasst: 21.11.2021, 03:20
von Sofia
Danke!

Verfasst: 01.12.2021, 10:24
von Nikolaus
Hallo Sofia!
Deinen gefühlvollen Stil mag ich sehr.

Herzliche Grüße - Nikolaus

Verfasst: 01.12.2021, 19:34
von Thomas Milser
Hallo Sophia,
da entstehen sehr schöne, abstrakte Bilder.
"...als sei ich Krug, der das Meer in sich trägt, als wäre es möglich nicht zu zerbrechen." finde ich sehr stark.

Einzig bleibe ich stilistich etwas an dem doppelten "hinein" hängen; so eine Wiederholung steht dem kurzen Text nicht so gut, finde ich. Im Grunde wären beide auch nicht nötig, weil ja "in" und "ins" das "hinein" bereits beinhalten.
Da würde ich immer versuchen, alles, was nicht notwenig ist, wegzulassen, um eine höchstmögliche Dichte zu erzeugen.

Ich denke, auch eine gebundene bzw. geordnete Setzung käme dem Stück evtl. zugute. Das böte dem Leser die Möglichkeit, an den einzelnen Bildern einen Moment zu verharren. Im Fließtext, und dazu noch mit Zeilensprüngen, die eigentlich nicht den Rhythmus des Gesagten aufnehmen, liest sich m.M.n. etwas schwieriger. Oder ist das Absicht?

Liebe Grüße,
Tom.

***

Mal so ein Vorschlag:

Worte aus Salz

Der Boden war warm.
Mein Atem sickerte in die Zeit.
Es erstarb der Regen an meinem Fenster.

Ich schaute hin, hindurch –
meine Augen dunkelten ins Grau des Himmels,
leerten sich, ließen das Holz knarren.

Dort, in der Stille, auf dem Boden liegend, inmitten eines Zimmers,
brach ich auf und strömte in ein Leben hinaus,
welches mir seine Fragen entgegenschrie,

als sei es an mir,
als sei ich Krug,
der das Meer in sich trägt,
als wäre es möglich
nicht zu zerbrechen.

Verfasst: 28.02.2022, 20:44
von Sofia
An Nikolaus: Hallo! Vielen Dank! Das weiß ich zu schätzen. Herzliche Grüße auch dir!

An Thomas Milser: Hi :) Dank dir für diese Anregungen (und Mühe, natürlich), die ich, ganz ungewohnt für mich, gerne annehme. Das Verdichten liegt mir auch sehr am Herzen und daher werde ich deinen Vorschlag auch umsetzen. Deine gebundene Setzung liest sich für mich auch sinnig, doch gerade bei diesem Text mochte ich den Aufbau so ganz gerne. Mal was anderes in meinem Falle, dachte ich damals und behielt das für weitere Gedichte oftmals bei. Irgendetwas spricht mich dabei an :) Liebe Grüße!

Verfasst: 28.02.2022, 21:11
von Thomas Milser
Hi Sofia,
schön, dass ich dir da Anregungen geben konnte. Die sprachliche wie imaginäre Verdichtung ist wirklich ein essenzielles Element in der Lyrik, finde ich, und du hast wirklich tolle Bilder ...

Mit der Mühe hält es ich in Grenzen; wenn ich das richtig verstanden habe, ist das hier ein Forum für Textarbeit ... :o)

Verfasst: 02.03.2022, 19:37
von Sofia
Stimmt, ist es. Mein Fehler :)