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Strandzelt
Verfasst: 02.01.2022, 00:54
von Thomas Milser
strandzeltdas strandzelt gen sonne errichtet
den blicken fort
und dem wind
und mit nacktem pimmel
male ich sandkörner
in die zeit
ich muss nicht aufs meer schauen
es genügt
es hinter mir
zu wissen
Verfasst: 02.01.2022, 11:55
von Epiklord
Ja. Hat Ironie und mich unmittelbar zum Reindenken angeregt. Ich muss nicht permanent aufs Meer schauen. Ich kann mich der Sonne zuwenden, die Augen schließen und das Meer vorm geistigen Auge gesehen ist gegenwärtig, aber nur dann, wenn es tatsächlich gegenwärtig ist. Würde ich mich zuhause auf Balkonien sonnen und das Meer in Erinnerung rufen und es vorm geistigen Auge ablaufen lassen, ist es ein Anderes. Ich kann zum Beispiel die Augen schließen und mir meine eigene Wohnung vorstellen, außerhalb der Wohnung. Schließ ich aber die Augen innerhalb meiner Wohnung wäre es ein anderes unmittelbares Erleben, weil ich ja weiß, dass die Wohnung gegenwärtig ist. Ich brauche nicht permanent draufschauen.
E.
Verfasst: 02.01.2022, 12:37
von Thomas Milser
Fein, dass sich der Gedanke so überträgt ...
Verfasst: 02.01.2022, 13:35
von Ylvi
Ein feiner Gedanke, der sich weiterspinnt. Spannend, deine Skizzen!
und mit nacktem pimmel
male ich sandkörner
Das klingt für mich allerdings ungewollt (?) schmerzhaft.

Verfasst: 02.01.2022, 13:44
von Thomas Milser
Huhu Ylvi,
ich denke, das muss man im übertragenen Sinne sehen ...

Verfasst: 02.01.2022, 13:51
von Pjotr
Schmerzen an der Malspitze lassen sich verhindern mittels einer guten Vorhaut, oder, sofern nicht vorhanden, dank einer jahrelang dickfellig gewordenen Glans, habe ich gehört.
Verfasst: 04.01.2022, 17:43
von Nikolaus
Mensch Thomas!
Schön dich wieder zu lesen!
Dein Text strömt unbeschwert in Leichtigkeit. Und darum mag ich ihn. Auch und gerade den Pimmel-Überschwang.
Herzliche Grüße - Niko
Verfasst: 05.01.2022, 15:08
von Thomas Milser
Mensch, Niko, ebenso!!!
(irgendwie ziehts die ollen Haudegen doch immer wieder hierhin zurück ...)
Der Text ist eher so'n Abfallsprodukt. Habs derzeit mehr mit Pinsel und so. (Vgl. "Bildfläche).
Tja, wenn man auf Juist am Strand rumfläzt fällt es einem leicht, unbeschwert den Pimmel überschwingen zu lassen ...
Allet Jute,
Tom.
Verfasst: 09.01.2022, 04:42
von aram
die sandkörner malende mannskörpereigene pinselspitze erzeugte bei mir eine ganz ähnliche (zugleich fragende) reaktion wie bei ylvi - umso beeindruckter bin ich von pjotrs zuversicht.. ihre detaillierte begründung erinnert mich an den damaligen 'skandal' im vorfeld der aufführung von "hair", natürlich wegen der nacktszene - die war dann kurz, die darsteller standen bewegungslos auf der halbdunklen bühne, und ein pausenkommentar bei der londoner voraufführung vor journalisten lautete schließlich: "did you happen to notice if any of them were jewish?" - hoffe, dass am ende auch hier alles nicht ganz so unangenehm ist, wie es sich beim ersten lesen 'anfühlt'.~)
blatt 2971 gefällt mir hingegen sehr.
Verfasst: 09.01.2022, 11:02
von Thomas Milser
Aram! Da bisse ja wieder ... :o)
Hab ich das so unklar geschrieben oder lesen einige von Euch das anders
(oder
wollen das sogar anders lesen, hmm)?
Ich kann ja auch z.B. mit einem blauen Pullover segeln, oder mit einem Holzbein frühstücken.
Sogar mit Windpocken ein Buch lesen.
Dann kann ich doch auch mit nackten Petermännchen ... malen ...?
Zumal, wenn da steht "in die Zeit" und nicht "in den Sand", und obendrein ein Leistungsnachweis in Form eines Aquarells beiliegt.
Und wer jemals FKKte weiß, wo Sandkörner sich überall herniederlassen ...
Ich glaube, Ihr habt (fast) alle eine ganz schön frivole Phantasie ...
so issas nämlich ...

Verfasst: 09.01.2022, 13:19
von aram
Thomas Milser hat geschrieben:Hab ich das so unklar geschrieben oder lesen einige von Euch das anders
(oder wollen das sogar anders lesen, hmm)?
hmm, ich las unbefangen und
wollte gar nix - präzise beim letzten wort der folge "und mit nacktem pimmel / male ich sandkörner.." stellte sich stante pede ein leichtes aber irritierendes unwohlsein ein, das zunächst zum raschen rückblick führte, ob da eh "male" und nicht vielleicht "mahle" stünde - trotz der der verifizierung folgenden erleichterung hatte ich "in die zeit" währenddessen quasi überlesen, um es dann in folge sehr verständlich zu finden, dass in solcher situation das meer in der nähe zu wissen ein gutes gefühl auslöst.
die von dir intendierte ganz andere lyrische wirkung des textes konnte sich erst im nachgang zart entfalten, als meine vom alarmierten stammhirn ausgelöste linksseitige großhirnrindenaktivität beruhigend auf selbiges zurückgewirkt hatte.
ich glaube, bei dieser leseerfahrung handelt es sich um einen fall von unwillkürlich einsetzendem überlebensinstinkt, wie absicherung des primärbedürfnisses körperlicher unversehrtheit und so.
Verfasst: 09.01.2022, 13:26
von Thomas Milser
Großartig! :o)
Verfasst: 09.01.2022, 13:34
von birke
... nein, man muss es nicht sehen, es genügt auch es zu hören, das meer :)
sehr schön - allerdings ist das tatsächlich ziemlich missverständlich formuliert:
und mit nacktem pimmel
male ich sandkörner
:)
Verfasst: 09.01.2022, 13:38
von Thomas Milser
... in die Zeit!