Laute der Nacht

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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leonie
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Beitragvon leonie » 02.06.2006, 14:50

Die Laute
der Nacht
klingt in mir,

wir streichen
zupfen, schlagen
die Saiten,

auf unserem Atem
schwingt noch
ihr Ton.

Lange schon
liebe ich dich,

lausche dem
Seufzen im
Dämmerlicht.

Louisa

Beitragvon Louisa » 02.06.2006, 14:53

Hallo leonie,
das ist wieder sehr schön und romantisch, besonders die letzten zwei Strophen gefallen mir sehr gut!

Ich wüsste jetzt auch nichts daran zu kritisieren.

Viel Erfolg beim Musizieren! louisa

Cara

Beitragvon Cara » 02.06.2006, 19:11

Liebe leonie,


dieses Gedicht finde ich ein ganz Feines!
Es kommt in seinem Rhythums leicht dahergetanzt;
das Bild mit der "Laute der Nacht" ist ungewöhnlich und
schön!
Ich finde es insgesamt abgerundet und gut so.
Einzig eine kleine Anmerkung, oder zwei...

Ich finde das Gedicht schlicht, leicht. Aus diesem Grund würde ich die Satzzeichen komplett weglassen....das würde es noch leichter und schwebender machen.

Über das Verb "schlagen" im Zusammenhang mit der weichen Wortwahl sonst bin ich ein wenig gestolpert....aber andereseits dachte ich, man muss es ja auch nicht zu weich machen und damit ganz aufweichen, *s*. Von daher ist "schlagen" vielleicht doch ganz richtig gewählt.

Liebe Grüße
Cara

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 02.06.2006, 21:42

ich bewundere die Zartheit und das Raffinierte in diesem Gedicht:

ändert man ein einziges Wort: klingt zu klingen, so hat es durch diese kleine Änderung eine ganz neue Dimension erreicht.

Prima

moshe.c

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 02.06.2006, 22:05

Hallo leonie,

mir scheint, Du willst Dich doch an unserem kleinen Wettbewerb beteiligen?

Was den Vorschlag von moshe.c angeht, kann ich nur sagen: beide Varianten haben ihre eigene Bedeutung.

In der Originalversion wird die Laute von Anfang an als Instrument begriffen. Das im Titel versteckte Wortspiel wird dann schon in der ersten Strophe aufgelöst.

Würde man das "klingt" zu "klingen" wechseln, würde das Musikinstrument erst in der zweiten Strophe als Metapher deutlich hervortreten.

Was mich noch wunderte, war der Singular der letzten Strophe: "lausche". Als Imperativ oder als erste Person, in beiden Fällen wird hier das klangliche Duo zum Solo. Beabsichtigt? Wo es doch um eine lange Liebe geht!

Es grüßt

Paul Ost

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leonie
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Beitragvon leonie » 02.06.2006, 23:24

Hallo zusammen,
ich danke Euch für die Rückmeldungen.
Liebe Cara,
probehalber nehme ich bei mir auf dem PC mal die Satzzeichen raus, ich muss das immer ein paar Tage testen, um mich dann zu entscheiden.
Lieber Moshe.c,
ich habe lange überlegt, ob ich den Plural nehme, befürchtete aber, dass es zu verwirrend ist. Ich denke noch mal darüber nach.
Lieber Paul Ost,
komisch, heute geht es mir so mit dem Überraschenden. Der Singular ist ja schon in der vierten Strophe vorhanden (liebe ich dich) und dann in der fünften nur konsequent durchgehalten. Ich kann mich nicht dazu durchringen, zu schreiben, „lieben wir uns, lauschen dem Seufzen im Dämmerlicht“. Zum einen: Wer kann das für zwei Menschen sagen? Zum anderen: Ich finde, es gibt in der Liebe einen Punkt, wo man sich zwar noch nah, aber doch für sich ist. Es muss so sein, wie es da steht.
Louisa, Dir auch danke!
Liebe Grüße an alle
leonie
P.S. Beim Wettbewerb mache ich nicht mit, es bleibt dabei. Ich möchte zur Zeit zweckfrei dichten.

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 03.06.2006, 12:24

Liebe Leonie,

da hast Du nicht genau hingeschaut. Natürlich kannst Du das "liebe ich dich" nur im Singular schreiben. Dagegen bezieht sich das Lauschen auf beide Personen, wenn sie denn zusammen sind. Deshalb würde ich dafür den Plural nehmen. Deine bewundernswerte Konsequenz ist also an dieser Stelle nicht stimmig.

Oder ist die eine Person Objekt der anderen? Das würde mir nicht gefallen.

Grüße

Paul Ost

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Beitragvon leonie » 03.06.2006, 16:15

Lieber Paul Ost.
Oh, das würde mir auch nicht gefallen, wenn eine Person das Objekt der anderen wäre. Ich hatte bei dem „lauschen“ an den Moment nach dem Zusammensein gedacht. Nah beieinander, aber doch wieder für sich. Kurz vor dem Einschlafen vielleicht. Und manchmal mit einer leichten Melancholie verbunden...
Für mich ist es deshalb so richtig. Ich wäre gespannt, wie andere es lesen/empfinden....

leonie

Wäre es nicht auch sprachlich seltsam, nach dem "ich" wieder zum "wir" zu wechseln?

Cara

Beitragvon Cara » 03.06.2006, 19:16

Ich selber hatte es instinktiv so gelesen, als wenn das Lauschen sich auf das Ich bezieht.....Ich liebe dich schon lange und
Ich lausche dem Seufzen in der Dämmerung.
Es musste also nach meinem Empfinden im Singular stehen.

Cara

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 03.06.2006, 19:58

Hallo ihr Singularistinnen,

Hm, ja die Laute der Liebe klingt natürlich auch nur im Ich. Das Du darf nur im Verbund des Wir darauf spielen. Vom musikalischen Wohlklang des Seufzens ist es aber ausgeschlossen. Leonie! Ist das jetzt egoistischer weiblicher Liebesgenuss? Was für eine Grausamkeit. :shock:

Singularisierte Grüße

Paul Ost

Cara

Beitragvon Cara » 03.06.2006, 20:29

leonie,

der Paul möchte offensichtlich mehr "zweisammen" sein in der Liebe, :razz: §blumen§

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 03.06.2006, 21:02

Ma Cara! Conosci "Ed è subito sera" da Quasimodo?

Ognuno sta solo sul cuor della terra
trafitto da un raggio di sole:
ed è subito sera.

Tanti Saluti

Paolo
Zuletzt geändert von Paul Ost am 03.06.2006, 21:12, insgesamt 2-mal geändert.

Cara

Beitragvon Cara » 03.06.2006, 21:07

Wow, Paolo,

klingt klasse!!!!!!

Könntest du mir das mal ins Deutsche übersetzen.....

Evt. klingt es aber nur in Italienisch so mitreißend....
Wenn du es mir übersetzt, versuche ich es mal auf ....
ach nein, lieber keine Versprechung meinerseits, lächel....

Gruß
Cara

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 03.06.2006, 21:13

Hallo Cara,

hier folgt meine wenig poetische Übersetzung.

Alle stehen alleine auf dem Herzen der Erde
durchbohrt von einem Sonnenstrahl:
Und plötzlich ist es Abend.

Buona Notte

Paul Ost


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