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von hier aus

Verfasst: 06.02.2023, 15:55
von birke
.

schaue ich vage
nach osten
mit einem summen
im bauch | im ohr
die nachrichten des tages
(wird schon gut gehen)
wer hat angst
vor wem
und wer glaubt noch
an frieden und daran
dass freundlichkeit herrscht
gebannt und gespannt
schaue ich mich um
halbherzig
zwitschern erste vögel
und krokusse wagen sich
ans licht

.

Verfasst: 06.02.2023, 16:01
von Amanita
Ja, die Lage der Dinge in Gedichtform. Schön und beklemmend gleichermaßen.

Verfasst: 06.02.2023, 16:19
von Pjotr
Hmm, das Wort "vage" hat mich etwas gebremst, weil ich mit diesem Wort sonst immer nur Aussagen beschreibe, aber nie Tätigkeiten. Zwar gibt es beispielsweise die "vage Vermutung", aber darin sehe ich die durch das Vermuten zustande gekommene Aussage, die dann vage sein kann, nicht den Vorgang des Vermutens, der selbst nicht vage sein kann. Aber vielleicht grenze ich diese Bedeutung zu sehr ein?

Der Blick kann verschwommen sein, wenn damit das Bild, also der Anblick gemeint ist. Aber kann auch das Blicken verschwommen sein? Das Ausrichten der Augen auf ein Ziel, diese Tätigkeit, kann die verschwommen sein? Vielleicht wenn die Augäpfel zufällig umherkullern ...?

Verfasst: 06.02.2023, 16:25
von Amanita
Mir gefällt es sehr gut, auch wenn es streng genommen vielleicht nicht "geht". Aber es ist doch gerade eine Eigenschaft von lyrischen Texten, dass sie mit Sprache spielen!? Und zwar deutlich über das "Alltagsmaß" hinaus!
Hier assoziiere ich im selben Atemzug "ich wage nach Osten zu schauen".

Verfasst: 06.02.2023, 16:28
von Pjotr
Ja, gut, da stimme ich Dir zu.

Verfasst: 07.02.2023, 09:40
von birke
danke euch! :)