[aus: nachtnotate 18]

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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birke
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Beitragvon birke » 14.01.2024, 20:12

.

durch die sonne wird der mond
sichtbar eine duselei
über uns
drehen sich worte
um sterne und drei ecken
um ein rundes bild
reichen wir gedanken
über die lippen
springen funken
bis zum mond und zurück
sagst du verse
einer sanften art
wir haben nie geschwiegen
und werfen
immerzu blicke versinken
ab und zu
machen wir sätze
und formen daraus unsere welt

.
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

OscarTheFish
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Beitragvon OscarTheFish » 15.01.2024, 14:58

Das Stück hat eine angenehme Leichtigkeit inne und lässt die Zielrichtung erkennen, dass wir aus unseren Gedanken die eigene Welt gestalten (können).
Die Gedanken werden über Worte kodiert (ein menschlicher Umweg), aus diesen Wortbacksteinen entstehen Fantasiegebäude, die eine Stadt gründen, welche ausufert in eine Welt, wenn man sie lässt.
Verdeutlicht wird auch die ausgegrenzte Toxizität, der wir durch die Medienvergiftung ausgesetzt sind. Diese Nische wirkt sauber und gesund im Kontrast - so wie es eigentlich sein sollte, insbesondere auch außerhalb dieses Nano-/Mikrokosmos: im grobstofflichen Theater, auf deren Bühne die multioriginären Energien zuweilen kräftig stürmen.
An der Zeile "bis zum mond und zurück" hing ich fest. Es resoniert mit einem Stück, das ich vor langer Zeit einmal geschrieben habe (Gedicht AFTERBURNER). In meiner trashigen Version wird für die Reise zum Mond und zurück umweltfreundlich auf die Energie der Erbsen im Zusammenspiel mit den gastrointestinalen Veredelungskraftwerken gesetzt.
Im Vergleich der zwei Stücke kommen unterschiedliche Perspektiven zum Einsatz. Der Funke springt so oder so über. Das vertrete ich sanft selbsttbewusst.
Ein paar ausgewählte Werke zur Stillung weiterer Neugier:
AKUTES ABDOMEN, OBWOHL WIR BLIND SIND, SCHMUSEREI, MUCH ADO ABOUT FUJI.
Gedichte von: Der beste Dichter der Welt und XRayFusion.

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Werner
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Beitragvon Werner » 17.01.2024, 22:44

ja, Leichtigkeit trifft es gut.

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birke
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Beitragvon birke » 22.01.2024, 12:11

danke euch :)
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

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Philo
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Beitragvon Philo » 22.01.2024, 16:25

Zu schön um wahr zu sein! Aber ist wohl wirklich wahr!!!

Chamonixius
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Beitragvon Chamonixius » 05.02.2024, 13:22

Gefällt mir richtig gut. :)
Den Einstieg habe ich eher philosophisch wahrgenommen, wobei die "duselei" ein etwaiges Abgehobensein (was bei einem Sternhimmelthema ja leicht passieren könnte) wunderbar "erdet".
Die Signalwörter im Mittelteil, die "lippen", das "funken springen" und das "du", moderieren ja dann eigentlich deutlich genug eine persönlichere Ebene an, aber beim ersten Lesen ist mir das, bis fast zum Ende des Gedichts, gar nicht so stark aufgefallen. Vermutlich war ich im Mittelteil noch ganz vom nächtlichen Himmelsspektakel gefangen.
Die Erkenntnis kam dann mit dem vorletzten Wort: "unsere". Damit ist offenbar nicht die Welt der Menschen oder gar aller kosmischen Daseinsformen gemeint, sondern die Welt eines Du's und eines Ich's. Jedenfalls lese ich das jetzt so. Ein Liebesgedicht.
Liebe Grüße!

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birke
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Beitragvon birke » 05.02.2024, 15:22

danke euch - und ja, chamonixius, als liebesgedicht kann man es sicherlich /auch/ lesen. danke für den feinen kommentar!
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