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Nur von weit
Verfasst: 05.06.2006, 16:26
von Falschmünzer
Nur von weit
Deinem Geruch gefolgt
in schwarze Moore, dunklen Schlamm
und Treibsand -
Kristallen schlug er sich nieder
in den Baumwipfeln,
wo keine Arme ihn erreichen -
Ich kann dich nicht begreifen,
die blanke Angst ist’s,
die mich vorantreibt:
Sie schreibt deinen Namen
in den äußersten Himmel.
Verfasst: 05.06.2006, 17:07
von Louisa
Hallo Falschmünzer,
also der Anfang ist aber nicht gerade sehr schmeichelhaft. Das liest sich so, als ob der Geruch dieser Dame im Moor verendet.
Naja, wem´s gefällt. Aber Du meinst wohl, dass der Betörte sich voller Sehnsucht in den Treibsand (ihrer Düfte) stürzt.
Die zweite Strophe ist dann wieder ganz anders und gefällt mir auch viel besser.
Weshalb treibt Dich die "blanke Angst" voran? Wovor?
-Da Ende ist wieder wundervoll!
(Ach ja, verzeih, dass ich Dich immer direkt anspreche, aber ich habe mir abgewöhnt an "lyrische Ichs" zu glauben.)
Liebe Grüße, louisa
Verfasst: 10.06.2006, 15:11
von moshe.c
Hallo Falschmünzer!
Ich verstehe nicht, wessen Namen sie schreibt.
moshe.c
Verfasst: 10.06.2006, 15:21
von Falschmünzer
"Sie" ist die Angst ...
Verfasst: 10.06.2006, 15:32
von moshe.c
Ah....., verstehe!!, Danke.
Dann habe ich aber noch ein anderes Problem: Ich bekomme von der Person (?), der gefolgt wird, einfach kein Bild auf meinen inneren Monitor.
moshe.c
Verfasst: 10.06.2006, 15:43
von Falschmünzer
Es ist vielleicht Teil der Intention, die angesprochene Person
so identitätslos erscheinen zu lassen, besonders in Hinblick
auf den letzten Vers.
Ein Näherkommen scheint unmöglich, der Andere im
wörtlichen Sinne "unbegreifbar", gesichtslos.
Verfasst: 10.06.2006, 16:03
von moshe.c
Dann verstehe ich die Kraft nicht, die das Folgen verursacht.
Ich Folge nicht einem Nichts in so eine Situation.
moshe.c
Verfasst: 10.06.2006, 16:10
von Falschmünzer
Der Verlust einer Liebe ist natürlich als
Hintergrund notwendig. Deshalb steht das
Gedicht ja im Pfauengarten.
Verfasst: 10.06.2006, 17:11
von moshe.c
Das habe ich schon verstanden, und gerade deshalb fehlt mir etwas Greifbareres.
Was ist denn da so verführerisch?
Nur der Duft?
Oder vielleicht auch die Stimme, die Ausstrahlung, die Haare, die Augen, die Figur?
Ein Idol hat Eigenschaften, die Verführen, oder?
moshe.c
Verfasst: 10.06.2006, 18:29
von Falschmünzer
Ich meine, das die Liebe zerbrochen ist.
Dennoch finde ich es nicht gut, Literatur linear
zu erklären. Finde deine eigenen Erklärungen,
das ist besser!
Verfasst: 10.06.2006, 18:48
von Louisa
Wird das allen Lesern hier deutlich, dass mit "sie" die Angst gemeint ist?
-Mir erst nach Deinem Hinweis. Jetzt finde ich es sehr gelungen!
Grüßlein, louisa
Verfasst: 10.06.2006, 19:03
von moshe.c
Für meine eigenen Erklärungen schreibe ich selbst, und beim Lesen suche die Erklärungen der anderen.
Es gibt des Dichters Last
zu finden den Ast
wo er die Welt kann schauen
frei von meinem Grauen.
moshe.c
Verfasst: 10.06.2006, 22:51
von Falschmünzer
Gerade deshalb schreibe ich Gedichte; eben nicht, um die
Welt zu erklären, sondern Fragen zu stellen, meine Form
von Welt auszudrücken. Erklärungen kann ich nicht selbst
liefern, die müssen von Anderen gefunden werden.
Lyrik ist eine Kunstform und kein Teil der Sachliteratur,
komplexe Problemstellungen werden zwar auf "einfache
Formulierungen reduziert", jedoch nicht beantwortet,
vielmehr wird erst ein Bewusstsein durch sie, die Lyrik,
geschaffen.
Verfasst: 10.06.2006, 23:13
von moshe.c
Gut, dies ist eine Haltung, die achte und repektiere. Damit teilst du eine Ausfassung, die ich von Elie Wiesel kenne.
Ich werde sie in Zukunft respektieren, aber nicht auf Hinterfragung verzichten.
So z.B., daß eine andere Sichtweise, als die deinige, keineswegs nur 'Sachliteratur' ist. Du solltest dich in diesem Punkt versuchen zu öffnen.
So hoffe ich auf weiteren interessanten Austausch mit dir.
moshe.c