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Himmel der Nacht

Verfasst: 10.06.2006, 16:40
von elli999
Himmel der Nacht

Es ist spät, nicht vorbei,
unterm Himmel der Nächte,
in konsternierter Einsamkeit.

Ein Stern, er leuchtet bleich,
schwindend am Firmament.
Oh desolate Ähnlichkeit.

Heil mir, ich trage Trauer,
resigniere der Existenz.
Doch lodert meine Flamme,
gleichwohl die seine verbrennt.

Heil ihm, er träumt unheilbar,
Nirwana griff das Regiment.
Sein Leben ward hier teilbar,
nahm mir, was eminent.

Ungläubig ich - nun betend,
auf Güte und Ende der Qual.
Das Erlösung doch vereine
was längst des Todes Wahl.

Es ist spät, nicht vorbei,
Oh, Himmel der Nächte,
lass enden die Tyrannei.

.

Verfasst: 10.06.2006, 16:54
von Louisa
Hallo liebe Elli,
das ist ein schönes, trauriges Gedicht, dass ich sehr gut nachempfinden kann.

Ich denke jeder Mensch wird das schmerzvolle Gefühl davon eine geliebte Person zu verlieren mitfühlen, so wie Du es beschreibst.

Allerdings stören mich ein wenig die Fremdwörter. Ich habe eine Zeit lang auch so geschrieben, aber dann las ich das "öffentlich" vor und es schien vielen Menschen unlyrisch oder vielleicht etwas unpersönlich und versteckend.

Manchmal hört sich fassungslos (satt konsterniert), freudlos (satt desolat) und bedeutungsvoll (satt eminent) einfach ehrlicher an, glaube ich.

Oder denkst und fühlst Du auch in diesen Begriffen? (Ich eigentlich nicht, obwohl sie sich schön anhören und man sie im Wortschatz aufbewahren sollte, aber für ein Liebesgedicht scheint mir das nicht sooo passend.)

Ich kann mich natürlich auch irren.

Jedenfalls berührt mich das sehr und ich finde es schön endlich etwas "Dunkles" hier zu lesen.

Alles Gute! louisa

Verfasst: 10.06.2006, 17:23
von steyk
Hallo elli,
ein sehr schöner Text. Ich muß aber Louisa Recht geben. Ich finde deutsche Worte in Gedichten auch viel schöner als Fremdwörter. Sie sind für jeden begreifbar und vor allem: Sie klingen... :sing-anfang

Liebe Grüße
Stefan

Verfasst: 10.06.2006, 17:51
von Lisa
Liebe elli,
nur eine kurze erste Auffälligkeit: Im Titel ist die Nacht Singular, im Gedicht aber Mehrzahl - ist das Absicht?

Inhaltlich und sprachlich genauer möchte ich erst später etwas schreiben, ich schlendere gerade nur etwas..

Liebe grüße,
Lisa

Verfasst: 16.06.2006, 19:47
von Lisa
Liebe elli,
nun habe ich dieses Gedicht, zu dem ich mich ja noch einmal melden wollte, wieder aufgestöbert.

Ich muss zugeben, dass ich mit diesem text nicht so richtig warm werde. Das liegt zum einen an dem, was Louisa in meinen Augen treffend formuliert hat. Ist denn diese Art Wortwahl beabsichtigt? Soll eine bestimmte Art Wirkung erzielt werden? Oder hast du (nur) versucht, besonders gewählte Ausdrücke zu verwenden?

Zum zweiten weiß ich nicht genau zu lesen, wovon der Text erzählt. Vom verlust eines geliebten Menschen - wenn das stimmt - das kann ich aufgrund von verschiedenen Begriffen nicht als Thema herauslesen (obwohl vieles darauf hindeutet, das unheilbare Träumen, der Stern, der schwarze Himmel, das Ende des Textes):




Heil mir

Nirwana griff das Regiment.

lass enden die Tyrannei.


Das sind Begriffe (jetzt nicht mal auf den Nationalsozialismus bezogen sondern allgemeiner), die ich nicht ohne Bezug zur Gesellschaft lesen kann. Wenn du damit das Thema des verlustes eines Menschen beschreiben möchtest, so sollen diese Begriffe vielleicht das Schicksalhafte, die Last ausdrücken?

So formt sich für mich ein Ton, der sehr faustisch klingt, mir zu faustisch...ich hoffe, du weißt, was ich meine.

Den Titel ürbrigens und die Ausführung dazu finde ich sehr gelungen. ich wäre gespannt, was du zu den vielen Fragen denkst.

Liebe Grüße,
Lisa

Verfasst: 16.06.2006, 20:56
von elli999
Hallo Louisa, Steyk und Lisa!

Ihr habt natürlich alle recht mit den Fremdwörtern :smile:
Dieses Gedicht ist eher Experiment, aus Monotonie heraus
geschrieben und soll keinesfalls meinen zukünftigen
Schreibstil darstellen. :mrgreen:

Ich werde gleich noch mal eine "verdeutschte" Zweitfassung
dazustellen, vielleicht kommt der Inhalt dann ja auch besser
rüber. ???

Liebe Grüsse!!!!! §blumen§

...

Verfasst: 16.06.2006, 21:26
von elli999
...

Verfasst: 17.06.2006, 06:33
von steyk
Ja, so ist es schon viel besser :mrgreen:
Liebe Grüße
Stefan

Verfasst: 17.06.2006, 12:14
von Louisa
Hallo Elli!

Ja, ich finde es jetzt auch viel besser (und zudem allgemein verständlich O:) )...es hört sich an, als ob Du in Deinen Zeilen zu Gott sprichst.

Es liest dich auch wie ein flehendes Gebet, was ich spannend finde.

Ich habe das sehr gern gelesen. Es vermittelt eine verzweifelte Stimmung, die man gut nachvollziehen kann.

Liebe Grüße, louisa

Verfasst: 17.06.2006, 12:17
von Paul Ost
Hallo elli999,

erhalte bitte in jedem Falle die erste Version des Gedichts. Es ist typisch für uns xenophobische Teutonen, dass wir so genannte "Fremdwörter" verbieten wollen. Was soll ein "Fremdwort" sein? Etwa "eminent"?

Die Römer haben uns unsere germanische Identität einschließlich der für sie nötigen Begriffe doch erst geschenkt. Wo wären wir heute ohne Tacitus?

Nur weil der Durschnittsdeutsche mit 500 Worten durch den Tag kommt, heißt das doch nicht, dass wir uns dem anpassen müssen!

Tanti Saluti

Paul Ost

Verfasst: 17.06.2006, 12:24
von Louisa
Hallo Paul,
ich liebe Fremdwörter, aber in solch einem gefühlvollen Liebesgedicht klingen sie für mich nicht ehrlich genug.

-So denkt man doch nicht in einer verzweifelten Situation und ein Gedicht ist für mich besonders schön, wenn es mir neue oder vertraute Gedankengänge öffnet.

In diesem Fall sind gute, alte, deutsche Wörter besser, glaube ich.

Manchmal sind aber auch "Fremdwörter" angebracht...

Grüßlein, louisa

Verfasst: 17.06.2006, 15:18
von Lisa
Lieber Paul,
ich muss den anderen recht geben, wenn ich auch nicht in Fremd-und Nichtfremdwörter unterscheiden würde, da der Übergan bzw. die Eingleiderung in die eigene Sprache ja fließend ist und nach und nach geschieht. Der eine mag ein Wort also noch als Fremdwort sehen, der andere nicht, je nach Sprachniveau und -schicht.

Dennoch finde ich, dass Louisa recht hat, dass viele der Worte nicht ehrlich gewählt klangen, nicht so gewählt klangen, als sei genau dieses Wort, dasjenige, welches allein das gesuchte ausdrückt...es klang auch für mich nach einem Versuch, "epischer" zu klingen...

Liebe Grüße,
Lisa

Verfasst: 17.06.2006, 17:03
von Paul Ost
Liebe Lisa,

das Deutschland, in dem wir wohnen, ist sechzehn Jahre alt. Unsere Sprache entwickelt sich seit Jahrtausenden.

Wörter lateinischen Ursprungs in unserer Sprache sind über zweitausend Jahre alt.

Das Wort "Fremdwort" ist ein Unwort, ungefähr so wie "Fremdarbeiter". Herausforderung: Was ist die englische Übersetzung für "Fremdwort"?

Und noch ein Argument: Lies mal Shakespeare im Original. Streiche dann alle Worte lateinischen und französischen Ursprungs. Klingt das dann ehrlich? Ich glaube, was übrigbleibt, wäre das Lallen eines Barbaren.

Es grüßt polyglott

Paul Ost

Verfasst: 17.06.2006, 17:44
von Lisa
Lieber Paul,
Das Wort "Fremdwort" ist ein Unwort, ungefähr so wie "Fremdarbeiter". Herausforderung: Was ist die englische Übersetzung für "Fremdwort"?


wie gesagt: Ich mache keinen Unterschied zwischen Fremdwörtern und Nichtfremdwörtern, aber es gibt unterschiedliche Wirkungen von verwandten Worten verschiedener Sprachnischen. Für mich klang der Gebrauch vieler Worte in diesem Gedicht zusammen eher gestellst und gewollt, eben nicht natürlich. Sie transportieren für mich die Aussage weniger als die zweite Version.

Liebe grüße,
Lisa