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Korallenworte, rauh...
Verfasst: 20.06.2006, 12:06
von scarlett
Öffne die Höhle uns zur Nacht
aus Honig, unter Farnen -
bevor der laute Tag erwacht,
will ich dich dort empfangen.
Hauche Kristallworte mir klar
und ungeschliffen dann ins Ohr -
trinke der Lippen Glitzertau,
mein Leib wölbt sehnend sich empor
zu deinem Quell der Sinnenlust,
der tief verborgen unter Farnen -
wenn uns der Tag auch bringt Verlust,
mich nur, mich halte fest umfangen...
scarlett, 2006
P.S. "Korallenworte" in "Kristallworte" geändert, "rauh" in "klar" - scarlett, 2007
Verfasst: 20.06.2006, 17:40
von carl
Liebe Scarlett,
mir gefällt das Gedicht sehr gut!
Eine reizvolle Balance zwischen "nackten Tatsachen" und Phantasie, personaler Begegnung und Lust...
Da kann ich Trixies Zweifel, ob es sich auch um Sex handelt, nicht nachvollziehen!
Diese Bearbeitung finde ich besser als die 1., die Du gepostet hattest, vielleicht ein Vorschlag, "uns" und "auch" auszutauschen:
"wenn uns der Tag auch bringt Verlust..."
Darüber hinaus noch eine Frage:
Wenn ich mir (inspiriert durch die ersten beiden Zeilen) das Gedicht unter dem Schlüsselwort "Honigtopf" durchlese, bekommen die Farne, der Lippentau und der verborgene Quell der Lust noch eine sehr konkrete Nebenbedeutung.
Ist dieser Nebenstrang der Assoziationen von Dir mit beabsichtigt?
Oder eine unbeabsichtigte (vielleicht eher männliche) Leseart??
Liebe Grüße, Carl
Verfasst: 20.06.2006, 19:02
von scarlett
Lieber carl,
danke dir fürs aufmerksame Lesen und Kommentieren und fürs Lob, natürlich.
Was den Austausch von "auch" und "uns" betrifft - ja, du hast recht, es liest sich flüssiger, ich werde es ändern. Merci für den Hinweis.
Es freut mich, daß du der Ansicht bist, daß mir die Balance zwischen dem, was du "nackte Tatsachen und Phantasie" genannt hast, gelungen ist. Es war nicht einfach, diesen Text überhaupt zu posten, ich habe sehr viele Zweifel gehabt und auch viel gefeilt (nebenbei bemerkt, es gibt noch eine "andere" Variante :schaem: )- und na ja, die weiteren Assoziationen sind beabsichtigt und nein, ich denke nicht, daß das eine rein "männliche" Lesart ist...
Liebe Grüße,
scarlett
Verfasst: 23.06.2006, 11:18
von Thomas Milser
Hallo Scarlett.
Abgesehen davon, dass ich mich mit Reimgedichten (Farnen/umfangen?) allgemein schwer tue, hatte ich nach der Überschrift ein wenig mehr Unter-Wasser-Lyrik erwartet. Vielleicht pulsierende Quallen und Muränen...???
Wie aber da jetzt Farn und Honig und Tau mit zusammenhängen, erschließt sich mir leider überhaupt nicht.
Tom.
Verfasst: 24.06.2006, 19:08
von scarlett
Hallo Thomas,
das finde ich zwar schade, aber läßt sich wohl nicht ändern

Vielleicht bei einem anderen Text dann mal wieder???
Gruß,
scarlett
Verfasst: 25.06.2006, 10:46
von Lisa
Liebe scarlett,
ich habe diesen text schon ganz oft gelesen und ich finde ihn sehr berührend und mitreißend...
was Tom zu den Korallenworten schreibt, stimmt in meinen Augen aber ein bisschen, mir ist das Wort Korallenworte auch gleich aufgefallen - es springt etwas aus dem Bild. Vielleicht könnte man dies aber relatvi einfach umgehen, denn in der Höhle, mit Farn davor könnten doch durchaus ungeschliffene Steine sein (Bergkristalle oder dergleichen, ich kenne mich da nicht so aus). Dann ginge das sehr sehr starke Spiel mit ungeschliffen und der Titel
...worte rauh
nicht verloren...das wäre vielleicht eine Alternative ohne Verlust? Denn edelsteine/kristalle enthalten für mich den gleichen zauber wie Korallen und sind doch einheitlicher ins Bild zu integrieren als Korallen?
Das Wort Korallenworte müsstest du dann allerdings in einem anderen gedicht verwenden, es ist einfach zu schön

:grin:
Liebe Grüße,
Lisa
Verfasst: 25.06.2006, 11:08
von scarlett
Liebe Lisa,
danke dir für die positive Rückmeldung zu diesem Gedicht.
Ja ich "bewege" natürlich Toms Aussage was die Korallenworte anbelangt schon und jetzt kommt deine noch hinzu -
Du hast mit den anderen Steinen bzw. Kristallen natürlich recht - der einzige Grund für die Korallen (wenn ichs richtig erinnere) im Verhältnis zu den anderen Steinen ist vielleicht noch die Farbe rot und das Wasser, alle andern Merkmale haben sie im semantischen Bereich gemeinsam: ungeschliffen (sprich roh), wertvoll bzw. kostbar, u dgl.
Ich werde weiter darüber nachdenken und ggf
doch ändern- es ist zuviel des Guten...
Und für die Korallenworte wird sich sicherlich anderweitig Verwendung finden, irgendwann...
Lieben Dank und Grüße,
scarlett
(Kein Titel)
Verfasst: 09.01.2007, 15:16
von scarlett
Hallo liebe Kommentatoren,
ich habe diesen Text, der anläßlich des Juli-Thema eingestellt wurde, jetzt endlich bearbeitet - ich denke, daß die Kristallworte sich nun besser einfügen in die restlichen Bilder als die "Korallenworte", die zu sehr an Wasser/Meer usw.... erinnerten und nicht passend waren.
Ich denke, so kann der Text jetzt bleiben oder was meint ihr?
Grüße,
scarlett
P.S. Ach so, der Titel heißt dann natürlich auch Kristallworte...

Verfasst: 09.01.2007, 15:25
von Lisa
Liebe scarlett,
da sage ich unmittelbar (weil es für mich eine klare Entscheidung ist). Ja! Und vor allem ist dies dadurch bedingt, dass ich den text so lange nicht gelesen habe, dass ich jetzt nicht das vorher/nachher fühle, sondern einfach nur finde, dass der Text jetzt in sich rund und stimmig ist!
Liebe Grüße,
Lisa
Verfasst: 09.01.2007, 20:05
von Max
Liebe Scarlett,
ich kannte den Text anscheinend gar nicht - er ist Dir sehr gut gelungen!
Liebe Grüße
Max
Verfasst: 09.01.2007, 21:41
von scarlett
Liebe Lisa, lieber Max
ich danke euch für die Rückmeldungen und ja, ich freue mich, daß es jetzt doch noch "rund" geworden ist und das nicht nur für mich!
Liebe Grüße euch beiden,
wie immer herzlichst
eure scarlett