Ohne dich

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Luvya

Beitragvon Luvya » 17.12.2005, 18:38

Ohne dich

Ich kann den Himmel nicht sehen, es ist zu dunkel
Wo sonst tausende Sterne stehen, seh ich keinen einzigen funkeln
Die Welt ist leer ohne dich, leer und unendlich traurig
Alles fällt schwer ohne dich, daran zerbrech ich noch, glaub ich
Jeder Schritt ist Überwindung, jeder Atemzug hart
Jeden Tag Angst vor neuer Bindung, jede Nacht nur wenig Schlaf
Ich will dich nur noch einmal sehen, will nur noch einen letzten Kuss
Und eigentlich auch nur verstehen, warum auf diese Weise Schluss?
Warum hast du mich verlassen ohne ein Wort zu sagen?
Ich kann es immer noch nicht fassen und mich quälen die Fragen
Wenn zwischen uns soviel Liebe war, wo sie jetzt hingegangen ist
Mir war noch nie jemand so nah und auch wenn’s jetzt vergangen ist
Kann ich es immer noch nicht glauben, sondern hoffe jeden Tag
Heb flehend meine Augen, als ob du’s zu sehen vermagst
Meinen Schmerz erträgt keiner, meine Hände zittern
Mein Herz schlägt weiter, doch es droht zu zersplittern

Denk ich an den Moment zurück, wird mir so unbeschreiblich kalt
„Der Beifahrer hatte Glück, er war nämlich angeschnallt
Ihr Freund hat’s leider nicht geschafft, es tut mir aufrichtig leid.“
Hab zuerst gar nichts gerafft vor lauter Aufgeregtheit
Erst langsam hab ich verstanden was ich da eben gehört hab
Hab angefangen zu weinen, ich sah wohl ziemlich verstört aus
Denn der Polizist hat noch gefragt, ob er was für mich tun kann
„Nein“, hab ich nur gesagt, „Lassen Sie mich bloß in Ruhe, Mann!“
Sie haben dich nachts um drei geborgen, oben an der B
Und ich hatte keine Sorgen, dachte, dass ich dich wiederseh
Bin zwar aufgewacht so um zwei, als hättest du mich aufgeweckt
Hab mir natürlich nichts gedacht und erst viel später gecheckt
Dass du wohl grad an mich gedacht hast, ich hoff du kannst mir vergeben
Denn weil ich trotzdem nichts gemacht hab, bist du nicht mehr am Leben
Und so red ich mir ein: Irgendwann wird alles gut
Dann werd ich wieder bei dir sein, und nur das macht mir Mut

Jetzt steh ich hier vor deinem Grab, les deinen Namen auf dem Stein
Der zeigt, dass es dich mal gab, und denk mir „Nein, das kann nicht sein!“
Doch langsam seh’ ich ein, du wirst nicht mehr nach Hause kommen
Und sagen „Hey Kleine, ich hab mir nur ne Auszeit genommen“
Du bist einfach nicht mehr da und ich bleib allein zurück
Und mir wird immer wieder klar, ohne dich fehlt mir ein Stück
N neues Bein, n neuen Arm bekommt man schnell dran operiert
Doch zeig mir bitte mal den Arzt, der halbe Seelen transplantiert
Denn ich weiß, dass ich mich krank fühl und ich weiß auch, was mir fehlt
Doch ich kenn keine Therapie, die den Schmerz lindert, der mich quält
Wir haben uns oft versprochen, dass unsere Liebe ewig hält
Und das wird auch nicht gebrochen, und zwar um nichts in dieser Welt
Ich werd für uns beide leben und alles Mögliche machen
Und es wird wieder Zeiten geben, in denen ich lache
Irgendwann kommt der Tag, an dem die Tränen versiegen
Doch hör gut zu, was ich sag: Ich werde dich immer lieben.

Snouf

Beitragvon Snouf » 17.12.2005, 19:58

WAHNSINN! Ich hab's ja vor einiger Zeit schonmal gelesen, aber jezt hat es mich wirklich heftig berührt, so dass ich Tränen in den Augen habe. Das ist wunderschön, vielleicht kann ich dich ja bald mal zum Lachen bringen :)


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