Elke erzählt

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
DerHut

Beitragvon DerHut » 28.12.2005, 10:29

nachts wird er durch das schweigen der hunde geweckt
die nur noch im schlaf bellen
nachts
wenn die taschen der alten leute vom ausgehen träumen

immer die strasse entlang
meinen namen murmelnd
in seinen nebelkreis eine hand suchen
ich werde sie ausstrecken aber er wird sie nicht finden
weil er die koffer trägt auf die ich nicht warte
die lippen die etwas aussprechen können brennen darauf
mich für ihr schweigen verantwortlich zu machen

stelle mir vor wie er sie zählt
die bushaltestellen
und jedes mal fragt er den busfahrer ob er auch richtig ist
ich werde warten
werde auf seine umarmung warten die mich so viel kostet
die mich mein letztes hemd kostet
er soll mich sehen
betrachten
ich im letzten hemd
zwischen den bänken stehend
den leisen sätzen hinterherblickend
ihn ansehen wie er mich ansieht

inmitten der felder kann uns alles gelingen
wir müssen nur den mut verlassen
wir müssen jede sekunde mutloser werden
schweigender
um sich greifender
aber zuerst muss er da sein
sein koffer bleibt im bus
der fahrer wird ihn mitnehmen
wird ihn seiner familie zeigen
während wir uns ansehen als hätten wir unkraut gepflanzt
unseren gemeinsamen mund öffnen
die stunden absuchen nach einem satz

die nacht
wir werden sie heimschicken
die trockenen tage rufen wir
ihre hellsten stellen werden nicht verraten
besser noch
wir legen uns in sie hinein
kleine stellen die ein vermögen kosten
die man mit geld nicht bezahlen kann
dann kommt er an
witzlos; bescheiden
er trägt keinen hut den er abnehmen kann
ein schatten der sich lustig über seinen körper macht
nichts als leere die mich ansieht
wissen möchte
was er eigentlich hier sucht
blicke die mich treffen

die nacht
wir schwenken sie nicht um
wir sind was das betrifft ohne talent
aber durch unsere nähe vergessen wir dass man darüber auch traurig sein kann

Louisa

Beitragvon Louisa » 28.12.2005, 22:33

Ich grüße den Hut.

Das ist sehr schön, was Elke uns hier berichtet. Es enthält viele Stellen, die wundervoll klingen, zum Beispiel:

nachts
wenn die taschen der alten leute vom ausgehen träumen


oder:

ich werde sie ausstrecken aber er wird sie nicht finden
weil er die koffer trägt auf die ich nicht warte
die lippen die etwas aussprechen können brennen darauf
mich für ihr schweigen verantwortlich zu machen


Es würde zu lang´ dauern alles Gelungene noch einmal aufzulisten.

Ich kann mich nur verneigen.

LG, Louisa


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