Das achte Meer

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Louisa

Beitragvon Louisa » 16.08.2006, 16:40

Ich kenne nicht die Richtung:
hin zu Dir

aber ich kenne die Distanz
zwischen uns sich ausstreckt wie

ein neues, achtes Meer und seine Wogen
verschlingen die Überfahrten hin zu Dir –

doch der Norden, der Osten
der Süden und der Westen

zerren fest an meinen Beinen und
reißen mir schon fast die Arme ab...

wenn ich wüsste wie man gehen muss
damit man seine Ankunft findet -

ich möchte durch die Nächte streifen
mit dunklen Vagabundenwolken ziehen

so viele Kilometer Zeit –
dem Jetzt und Hier entfliehen

denn ich bin betrunken von den Tränen
und so hungrig nach dem Ankunftsbrot

und könnten meine Worte nur ein Kompass sein
der mir die Schritte weist…

doch ich bleibe fremd vor meiner Tür
und weit entfernt von diesem Leben

das ich erst wieder schmecken werde
wenn Du mir die Richtung zeigst und

sagst: Über das achte Meer, komm her!
Zuletzt geändert von Louisa am 16.06.2009, 13:56, insgesamt 3-mal geändert.

königindernacht

Beitragvon königindernacht » 16.08.2006, 16:53

Oh, ja, das spricht mir in Inhalt und Form so ganz aus dem Herzen, Louisa, "nur wer die Sehnsucht kennt, weiß, was ich leide.."
Dir ist ein wunderschönes Liebesgedicht mit dem originellen Bild des achten Meeres "entwachsen" und die VAGABUNDENWOLkEN haben es mir als Wortschöpfung angetan.

Eine begeisterte KÖ

Louisa

Beitragvon Louisa » 16.08.2006, 17:11

Oh, hallo Frau Königin!

Ich habe sehr daran gezweifelt...(wie immer?) und überlegt es zu löschen (wie immer?)...aber dank ihres wundervollen Kommentars bin ich nun ganz glücklich mit den Zeilen! Vielen Dank :blumen: !

Es ist besonders schön, wenn sich noch andere Menschen damit identifizieren können...dann freue ich mich sehr!

Einen schönen Tag auf Deinem Thron! (und viel Erfolg beim König der Nacht!)

louisa


Private Botschaft an den Einen: Hallo Herr Dichter! Wie Sie hier lesen habe ich die letzten Tage im Selbstmitleid gebadet...doch als der heutige Tag sich wieder dem mentalen Untergang neigte...erfeute mich ein güldener Klang! Aber kein diamantenes Wort...ich hoffe, dass alles mindestens zur Hälfte in Ordnung bei Dir ist...ich sende auf jeden Fall viele Amseln! Ist Dir bewusst, dass es jetzt schon über ein halbes Jahr her ist...bald wird es ein ganzes sein. Ich habe schon geschrieben, dass es nach einem Jahr wieder richtig gut geht, oder? Hast Du schon reife Apfelbäume gesehen und magst Du nun die Geschichte? Mmm...heute Abend ist hier etwas ganz Furchtbares zu hören...es war auch nicht meine Idee...aber da hatte jemand so ein Studio...naja. Viele schöne, bunte Spätsommerträume! Ich werde mir jetzt ein Floß bauen...m. s. D.! (Wieso schreibst Du gar nichts mehr? Wovor hast Du bloß immer Angst? Du musst keine Angst haben! Ich möchte Dich niemals belästigen...ich will nur, dass es Dir gut geht und wenn es nur dumm von mir ist, noch zu träumen und zu hoffen, dann darfst Du es sagen...(auch wenn wir uns alle vorstellen können in welchem Kummer ich dann untergehe- aber das macht nichts!)

savage

Beitragvon savage » 16.08.2006, 17:24

Hallo Louisa,
ein wunderschöner Text und ich kann mich dem Lob von KÖ nur anschliessen.
Eines stört mich allerdings ein wenig:

zerren fest an meinen Beinen
und reißen mir die Ärmel ab

Ich kann mir vorstellen, daß hier ARME besser passen würden.
Ärmel erinnern mich in dem Zusammenhang eher an eine Schneiderin, die sie vor einer Änderung abreisst.

savage

Louisa

Beitragvon Louisa » 16.08.2006, 17:31

Hallo Savage!

Vielen Dank! Also "Arme abreißen" finde ich ein bisschen zu brutal. Ich kann auch nicht unbedingt sagen, dass diese Himmelsrichtungen etwas Furchtbares sind.

Sie sollen einfach diesen Wunsch ausdrücken, dass man bloß möglichst bald fort gehen möchte zu diesem Menschen, aber trotz aller Gewalt der vier Möglichkeiten zu Wandern nicht weiß wohin...

-Das hat etwas Mächtiges und Zwingendes, aber die Arme möchte ich trotzdem behalten :smile: ...

Vielen Dank für Deine freundlichen Worte! Ich fühle mich jetzt sehr beruhigt...

Gezogene Grüße, louisa

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 16.08.2006, 17:33

Boah Louisa,

das gefällt selbst einem Brachial-Lyriker wie mir richtig gut. Eine schöne poetische Reise über einen imaginären Ort, die du da an meine Leinwand projizierst. Dem werten Herrn Savage wäre ich geneigt, bezüglich der Ärmel durchaus Recht zu geben. Ist mir beim Lesen zwar nicht unangenehm aufgestoßen, aber 'Arme' wäre sicherlich kräftiger.

Aber echt schön, das!

Tom.
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)

savage

Beitragvon savage » 16.08.2006, 17:38

...zumal auch an den Beinen gezerrt wird ;-)
Vielleicht könnte man das Ärmel abreißen weglassen und die Arme dafür ebenfalls dem Zerren zuordnen?

savage

Louisa

Beitragvon Louisa » 16.08.2006, 17:44

Hallo lieber Herr Tom!

Ich freue mich auch über das Lob eines "Brachial-Lyrikers" (bin ich das nicht auch?)...

Seid ihr euch sicher mit den Ärmeln? (Meine Jacke ist wirklich sehr hübsch und das schmerzt mich schon genug... :smile: )

Dankeschön nochmals!

Grüßlein, louisa

PS: Herr Savage...ich werde es mir überlegen...aber ich mochte die Ärmel so sehr :smile: !

lichelzauch

Beitragvon lichelzauch » 16.08.2006, 17:46

Seid ihr denn verrückt?? (Entschuldigt bitte... trotzdem)

Liebe Louisa,

bitte keine Körperteile abreißen! Das ist schon so ein sehr berührendes Gedicht - vielleicht wegen einer von dir doch eher ungewohnten Aussage... :sad:

Aber das Gedicht ist wunderschön!

"ich bin so satt von meinen Tränen und
hungrig nach dem Hoffnungsbrot"

Das gefällt mir sehr gut... aber es ist noch nicht ideal in das Gedicht eingefügt, oder? Ich meine, es passt (auch mit dem "Leben schmecken" am Ende) - aber doch noch nicht an der Stelle, weil das Gedicht ja von der "Richtungssuche" getragen wird... entweder du formatierst diese Zeilen noch klarer als Einschub (mit Klammern oder dem vom Aussterben bedrohten: - ) oder stellst es vielleicht ans Ende?? Oder kursiv??

Das aber nur am Rande, und es stört eigentlich auch nicht im Stimmungsaufbau - am besten du ignorierst mich.

Liebe Grüße,
l
Zuletzt geändert von lichelzauch am 16.08.2006, 17:55, insgesamt 1-mal geändert.

Louisa

Beitragvon Louisa » 16.08.2006, 17:53

Hallo Herr Lichel!

Vielen Dank auch Ihnen! Ich werde darüber nachdenken (obwohl ich gar nicht denken kann...) und dann ist es vielleicht überarbeitet heute Abend!

(Spannend, spannend...)

Du bist der achte Kommentator !

-Mit Zahlen habe ich es ja in letzter Zeit (elf Zeilen....lalala...)

Grüßlein, louisa

steyk

Beitragvon steyk » 16.08.2006, 17:54

liebe louisa,
wieder ein toller text von dir. mein kompliment. ich bin gegen das abreißen von armen - sorry savage - aber das würde den text kaputt machen. ich würde folgendes vorschlagen.


zerren fest an meinen Beinen
und ziehen fester an den armen.

das kleid bleibt heil und die arme bleiben dran ;-)

gruß stefan

Louisa

Beitragvon Louisa » 16.08.2006, 18:03

Hallo steyk!

Auch Dein Lob ehrt mich sehr! Aber was habt ihr bloß alle gegen die Ärmel?

Liebe Grüße (geht es Dir schon besser?)

louisa


Private Botschaft: (hehehe....) ich bin zu hören (Oh Graus!)...da unten bin ich zu hören...Bis bald, Sprachhändler der Morgenländer (das hatten wir auch lange nicht mehr...) Frage nicht wie ich auf Morgenländer komme...s. D.!

Max

Beitragvon Max » 16.08.2006, 21:34

Liebe Louisa,

da ist Dir etas sehr Schönes gelungen.

Besonders schön finde ich das Verschweigen der sieben, dieser magischen Zahl, die dann durch das Nennen der acht doch mitgedacht word. Das ist ganz besonders.

Meinen Vorrednern, die Deine Arme fordern, wo Du nur den Ärmel geben willst, schließe ich mich an. es ist die einzige Stelle in Deinem Gedicht, bei der ich sofrt gedacht habe: das muss doch anders sein. Was man gegen die Ärmel hat, ist nicht nur, dass es leicht ist, jemandens Arme zu fordern wenn es nicht die eigenen sind, sondern vor allem, dass man sieht, dass dort auch Arme stehen könnte und das Arme das weitaus stärkeer Wort wäre. Der Satz zeigt quasi wie es besser sein könnte, das macht die Kritik dort so einfach.

Ansonsten ein starkes Gedicht.

Liebe Grüße
Max

lichelzauch

Beitragvon lichelzauch » 16.08.2006, 21:47

Also, entschuldigt mal.

Ich verstehe ja, dass das Bild erst mit den Beinen, und dann mit den Ärmeln statt Armen etwas stört. Gut, kann man ändern. Aber dann bitte eher so wie steyk es vorschlug... ohne irgendwas abzutrennen... vielleicht meinst du das auch eher so, Max... sonst wäre ich jetzt etwas schockiert, dass in diesem Kontext wirklich darüber nachgedacht wird, die arme lyrische Louisa zu verstümmeln... grausam, wirklich...

Arme abreißen... also...nein... *murmelt weiter*

lichelzauch


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