Seite 1 von 1

Trauerweide

Verfasst: 01.09.2006, 12:46
von moshe.c
Meiner Krone Haar
wächst zu
meinen Wurzeln.

Was ich der Welt gebe?





(Habe den Titel von Baum IV in Trauerweide geändert. M.)

Verfasst: 13.09.2006, 12:08
von Niko
hallo moshe!
ich wag mich mal einfach heran an deine kurzlyrik.

die ersten drei zeilen verstehe ich so, dass das lyrich im alter(n) zurück zu seinen wurzeln findet. back to the roots sozusagen.
wo ich dann immer hängen bleibe ist deine frage am ende: "Was ich der Welt gebe?"
sehr effektvoll isses schon. das verblüffende für mich ist, dass man anfängt über die frage nachzudenken. jetzt, wo ich das schreibe, denke ich auch, dass diese eine kleine zeile im grunde ein gedicht wäre. einfach nur dieser satz. die wirkung ist so schon groß. solitär wäre sie evtl noch größer.
du siehst also: es arbeitet. und dennoch: im kontext finde ich nicht den zusammenhang zu dem davor. oder ist es gar eine mahnung, sich selbst nicht so wichtig zu nehmen und sich mehr um die "dinge der welt" zu kümmern? eine ignoranz des lyrichs vielleicht? aber findet man nicht einklang mit der welt, wenn man ihn in sich selbst bekommen hat? ist DAS die antwort?
ich grüble und finde keine befriedigende antwort.....
lieben gruß: Niko

Verfasst: 13.09.2006, 14:15
von MarleneGeselle
Hallo moshe,

ich muss gestehen, dass es mir wie Niko geht. Ich grübele, komme aber zu keinem Ergebnis. Oder willst du einfach nur sagen, dass dich dein immer kahler werdender Kopf an die Vergänglichkeit des Menschen erinnert?

Liebe Grüße von einer, die langsam ganz schön grau wird.
Marlene

Verfasst: 13.09.2006, 14:50
von moshe.c
Es freut mich, daß das Gedicht zu euch spricht und euch anregt.

Hinweis: Dieses Gedicht steht in einer Baumreihe und hat, wie bei den anderen zuvor auch erstmal nur einen vorläufigen Titel.

Obwohl ich sonst, auch bei Lyrik, für eine 'Pointe' bin, lasse ich sie doch manchmal weg, eben um den Leser zu Fragen anzuregen, wie ihr sie stellt.

Findet ihr das statthaft?

Marlene: Deinen Bezug zu mir und meinem Kopf finde ich sehr gelungen und köstlich. :daumen:

Moshe

Verfasst: 13.09.2006, 15:15
von amira
Hallo Moshe!

Hm... also ich hab hier gerade eine alte Trauerweide, deren Äste bis zum Boden hängen, vor dem geistigen Auge; oder einen herbstlichen Laubbaum, der nach und nach seine Blätter verliert...

Was Lyrich der Welt gibt? Vielleicht das, was abgefallene Blätter dem Wind, dem Boden, dem Tierreich, dem zukünftigen jungen Grün, das an Stelle der alten Blätter rückt, geben?

glg, amira

Verfasst: 13.09.2006, 15:37
von Mucki
Hallo Moshe,

Meiner Krone Haar
wächst zu
meinen Wurzeln.

Was ich der Welt gebe?


Ich interpretiere dein Gedicht als Metapher. Den Lebenskreislauf eines Menschen, der nach seinem Tod wieder zu Erde wird. (Deshalb Wurzeln) und sich fragt, ob er Spuren hinterlassen hat.
Saludos
Magic

Verfasst: 14.09.2006, 14:51
von moshe.c
Hallo!

Amira hatte den richtigen Baum vor ihren Augen gefunden und ich editiere.

Magic: Deine Art zu interpretieren gefällt und brührt mich sehr, besonders auch von der Form her.
Bitte laß das so.

Da ich eine Baumreihe pflanzen möchte also Baum V

Moshe

Verfasst: 16.09.2006, 09:28
von königindernacht
Und Schatten gibst du der Welt, Trauerweide, ein dichtes Netzt von Zweigen, das wie eine Höhle ist, ruht man sich darunter aus. Und Spiegelbilder im Wasser, in dessen Nähe du stehst. Und Nester für Vögel, die nur dort ihr Zuhause haben, wo Imker die Bienenkörbe aufstellen. Und Gerten für Körbe und Weidenkätzchen und....

moshe, in der Kürze liegt...Ich bin wirklich beeindruckt, was die Fragestellung am Schluss deines wunderschönen Bildes auslöst und teile auch die Metapheridee von magic. Es war mir eine Freude, dein Textlein aus der Baumreihe zu lesen und ich freue mich schon auf Weiteres.

Herzlichst, KÖ