Ich seh dich

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
moshe.c

Beitragvon moshe.c » 05.09.2006, 17:16

Ich seh dich.

Sanddünen
quellen aus meinem Mund
im Angesicht deines
gestrandeten Bootes
mit den dünnen Segeln,
den zerfetzten Planken
auf der einen Seite,
der zerbrochenen Reling
auf der anderen.

Und doch willst du
weiterfahren über den Grund
deiner Seele
deiner Wünsche
deiner Ferne.

Niemand
wird dich bergen

------------------

Ich habe den Titel von 'Als ich dich seh'' geändert.
Zuletzt geändert von moshe.c am 16.09.2006, 18:37, insgesamt 2-mal geändert.

aram
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Beitragvon aram » 05.09.2006, 17:49

lieber moshe, dieses gedicht berührt mich sehr und ich finde es ganz großartig.

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leonie
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Beitragvon leonie » 05.09.2006, 18:10

Lieber moshe c.,

an Deinem Gedicht finde ich die Strophen zwei und drei sehr stark und berührend. Bei der ersten ist mir die Metapher des gestrandeten Bootes etwas zu breit ausgeführt, dadurch verliert sie meiner Meinung nach an Kraft.
Gern gelesen!

Liebe Grüße
leonie

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 05.09.2006, 18:17

Lieber moshe.c,

dieses Gedicht wirkt auch auf mich überzeugend. Einzig der Titel und die erste Zeile klingen für mich nicht richtig... Ich könnte jetzt im Duden nachgucken, um herauszufinden, ob man "als" mit dem Präsenz verwenden kann, aber ich weiß ja, dass Du ein Regelverächter bist. Trotzdem, wenn Du diese Zeile anders formulierst, hast Du ein wirklich tolles Gedicht geschrieben.

Grüße

Paul Ost

Gast

Beitragvon Gast » 05.09.2006, 18:28

Ein gutes Gedicht, ja, moshe,

was den Titel angeht, kann ich mich Paul Ost nur anschließen, genau das ist es was micht stört:
entweder:

Wie ich dich seh'

oder

Als ich dich sah'



LGG

Gast

Beitragvon Gast » 05.09.2006, 18:32

Lieber Moshe,

mir gefällt der Text auch sehr gut. Ich würde mich aber Leonie bezüglich der ersten Metapher anschließen wollen und vorschlagen, diese etwas zu kürzen.

Zum Titel könnte ich mir auch etwas völlig anderes vorstellen, z. B. ein einfaches "Du"...


LG

Bea

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 05.09.2006, 18:33

Danke leonie!
Danke Paul,
für Anregungen bin ich immer dankbar, ob ich sie unmittelbar übernehme ist eine andere Sache, aber sowas trägt sich ggf. dann in andere Gedichte.

Moshe

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 05.09.2006, 18:47

Liebe Bea,
danke für deine schnelle Reaktion. (Ich würde gern von dir noch mehr wissen, vielleicht per PN?)

Ich denke, ich warte noch ein wenig mehr Kommentare ab, verdaue die Anregungen aller und nehme dann ausfühlich Stellung.

aram
Beiträge: 4475
Registriert: 06.06.2006

Beitragvon aram » 05.09.2006, 19:17

zu dem vorschlag, die erste metapher zu kürzen:

in meiner lesart ist dieser ausführliche blick auf wesentliche details unverzichtbar, weil das lyr. du diese scheinbar selbst nicht wahrhaben will.

die 'inkorrekte' verknüpfung von 'als' und dem verb im präsens empfinde ich hier als dichterisches mittel, um ein 'doppelbild' auszudrücken: einerseits wird das gegenwärtig präkäre der situation nicht ausgespart - andererseits ist offensichtlich bereits entschieden - (siehe auch: sanddünen quellen aus meinem mund - und doch willst du - niemand wird dich bergen)

- die zeitebene wird durch dieses verdichtungsmittel zusammengezogen auf den prekären punkt und zugleich 'vorgezoomt' auf das geschehen werdende; das danach nach dem, was noch geschehen wird.

steyk

Beitragvon steyk » 05.09.2006, 19:30

Hi moshe,
der Titel verwirrt, aber darauf wurde schon eigegangen.
Zu dem Vorschlag, die erste Metapher zu kürzen, teile
ich arams Meinung, es nicht zu tun.
Bleibt: Wieder ein guter Text von dir.

Gruß Stefan

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 05.09.2006, 21:30

Siehst du, Aram, siehst du,
daß ist es was ich dir in der PN versuchte zu schreiben: Du und deine Sichtweise sind unversichtbar, denn: Dieses hätte ich so nie und nimmer so sagen können.
Kommentare können so sein wie eine Vertonung eines Textes: Sie zeigen eine Ebene dessen.
Deine Art zu schreiben wird niemals die meinige sein, wie deine Art zu kommentieren, und umgekehrt.
Aber die Ergänzung ist es, worauf es ankommt!

Insofern danke ich dir sehr.

Stefan: Warum verwirrt dich der Titel? Das verwirrt mich, denn......


Moshe

steyk

Beitragvon steyk » 06.09.2006, 06:30

Nee, der Titel selbst verwirrt mich nicht -
die Schreibweise ist's (siehe Paul und Gerda).
Aber vielleicht gewöhne ich mich irgendwann
an deine sporadischen "Ausbrüche" aus der Regel ;-)

Gruß
Stefan

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 06.09.2006, 07:21

Guten Morgen Stefan,

bevor ich mich in die Loopings der Suche begebe: Arams Argumentation erleuchtete dich nicht von innen?

MlG

Moshe

königindernacht

Beitragvon königindernacht » 06.09.2006, 07:26

Dieses Gedicht ist in meinen Augen durch seine Bilder sehr originell und in die Zeilen "Sanddünen quellen aus meinem Mund" könnte ich mich fast verlieben. *lächel*

Dieses "Als ich dich seh" ist eine durchaus gebräuchliche Redewendung, wenn sie auch eher selten verwendet wird. In allem anderen schließe ich mich aram an und freue mich einfach nur darüber, dieses Gedicht als "Starter" in den Tag entdeckt zu haben,

herzlichst, KÖ


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