Totentanz

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Dita

Beitragvon Dita » 22.01.2006, 16:26

Starr liege ich geöffnet neben dir
Kühle weiße Tage sind auf der Pirsch
Haben sich still zwischen uns geschlichen
Leergeräumte Worte lecken keine Wunden
Kalte Hände hinterlassen Spuren

Sternenläufe an so vielen fremden Mündern
Körper Anderer stillen satten Durst
Hoffnungsschwangres Suchen am abgenutzten Leib
Lichtdurchdrungen sind die raschen Atemzüge
Kopfinferno flammt durch das feuchte Fleisch

Schimmer schöner Tage liegt ersoffen am Strand
Kälte zerfetzt wartende Herzen unter Glas
Hältst mich leicht, die Augen zur Türe
Lasse mich neben den Schimmer gleiten
Könnt ich stehn, so wäre ich geschritten

Louisa

Beitragvon Louisa » 24.01.2006, 14:08

Hallo Dita,

Mir fehlt ein bisschen der Bezu zum "Tanz", vielleicht wäre ein anderer Titel besser, aber insgesamt ein sehr gelungenes Gedicht.

Vor allem:

Schimmer schöner Tage liegt ersoffen am Strand...

...Lasse mich neben den Schimmer gleiten
Könnt ich stehn, so wäre ich geschritten


ist große Meisterklasse. Sehr schön.

LG, Louisa

Dita

Beitragvon Dita » 24.01.2006, 17:28

Liebe Louisa,

der letzte Satz ist auch mein liebster. Freue mich, dass es Dir gefällt!
Totentanz als Überschrift ist wahrlich nicht gelungen, aber Titel werden nie meine Stärke sein.
Liebe Grüße,
Dita

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 25.01.2006, 16:00

Liebe Dita,
auch für mich war es schön, dass Gedicht zu lesen, es sind viele starke Passagen in ihm, nicht nur die letzte Zeile, die mir übrigens in Bezug auf ihre Aussage aúch am besten gefällt. Aber sie bekommt was ihre lyrische Qualität angeht noch von anderen Zeilen Konkurrenz :grin:

Z.B.:

Kühle weiße Tage sind auf der Pirsch
Haben sich still zwischen uns geschlichen
Leergeräumte Worte lecken keine Wunden


Allein mit dem Wort "hoffnungsschwanger" tue ich mich schwer...ich finde es sehr schwerfällig und auch bewusst selbstmitleidig in seiner Betonung...auch kitschig...nun ja...ich scheine dieses Wort wirklich nicht zu lieben :cool:

Zum Titel: Da kann ich mich Louisa nur anschließen. Wie wäre es, die letzte Zeile als Titel zu nehmen? Oder "verrät" das zuviel?

claire.delalune

Beitragvon claire.delalune » 30.01.2006, 15:14

liebe dita,
da steckt viel, viel drin in dem gedicht.
mir gefällt das, die vielen gegensätzlichen aussagen, die einander ergänzen, widersprechen, sich vereinen. so entsteht ein sehr facettenreiches bild.

mein spontaner gedanke zu einer überschrift war:
ambivalent

aber beim drüber nachdenken komme ich zu dem schluß, daß das viel zu "harmlos" zu einfach klingt. dein text ist viel komplexer, inhaltsschwerer, als dies einfache wort ihm gerecht werden könnte.

die letzte zeile ist stark - deshalb würde ich sie nicht als überschrift hernehmen.
eine echter alternative habe ich jetzt leider auch nicht.

lieben gruß,
kathrin

Max

Beitragvon Max » 01.02.2006, 11:59

Liebe Dita,

dann sage ich, das auch mir die letzte Zeile gut gefällt, aber auch die kühlen weißen Tage, die auf der Pirsch sind. Und ein Kopfinferno gleicht doch auch ein wenig einem Totentanz, insofern bleib doch bei Strindbergs Titel, das passt ja auch thematisch sehr schön ..

Liebe Grüße
max


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