Dein Paradies

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Louisa

Beitragvon Louisa » 24.01.2006, 14:24

Dein Paradies

Dein Paradies
Spiegelung
der Wirklichkeit
im Hoffnungssee.

Und Dein Schicksal
wirft Steine hinein.

Ein Aquarell
blassfarben
schimmernder
Wasserträume.

Und Dein Schicksal
wirft Steine hinein.

Im Steinschlag
der Erinnerung
zieht Dein Paradies
Wasserringe.

Was bleibt
ist eine fremde
Spiegelbildgestalt.
Zuletzt geändert von Louisa am 01.02.2006, 17:33, insgesamt 5-mal geändert.

Maija

Beitragvon Maija » 24.01.2006, 15:45

Ich muss das Gedicht noch etliche Male lesen, da ich nicht weiß, was ich davon halten soll.
Mein erster Eindruck - Die Idee nicht schlecht, aber die Bilder kommen etwas holprig und zu unübersichtlich daher. Aber vielleicht irre ich mich auch. Muss noch einmal alles überdenken.

Das Paradies eine Spiegelung und ein Aquarell und zieht Wasserringe...? Du meine Güte

Gruß Maija

Louisa

Beitragvon Louisa » 25.01.2006, 21:13

In der Schule lernte ich einst: Ein Aquarell ist ein Gemälde, welches mit Wasserfarben gemalt wurde-

Da dachte ich mir: Mm...wie eine Spiegelung im See...auch eine Art Gemälde aus Wasserfarben und wenn man ein Steinchen hinein wirft, ziehen Wasserringe darüber-

Habe ich Unrecht?

LG, Louisa

Benutzeravatar
Lisa
Beiträge: 13944
Registriert: 29.06.2005
Geschlecht:

Beitragvon Lisa » 26.01.2006, 11:49

Liebe Louisa,
was ich am stärksten finde sind die ersten vier Zeilen:

Dein Paradies
ist eine Spiegelung
der Wirklichkeit
im Hoffnungssee.


Hier steckt sehr, sehr viel Wahrheit drin.

Die Erklärungen zu Maijas Frage haben mir dann mit der zweiten Strophe geholfen, wobei ich das eigentlich auch allein für mich so gedeutet hätte, aber das fließen hat mich irritiert, da vorher von einem See die Rede ist und der fließt ja nicht. (Ich denke mir doch, dass sich alles in diesem (Hoffnungs-)see spiegelt? Und ein See ist ein stehendes Gewässer. Erst durch den Steinwurf bewegt sich die Oberfläche und es kommt zu Strophe drei.

Ich finde insgesamt auch den Aufbau mehr als gut, die Wiederholung von

Und Dein Schicksal
wirft Steine hinein.


ist sehr gelungen. Doch würde ich die Wiederholung von „Dein Paradies“ streichen und nur beim ersten setzten. Ebenso würde ich die Zeilen:

Dein Wunschgemälde
wellenübermalt-


streichen, weil sie zwar sprachlich in das Bild passen und wellenübermalt ist visuell und sprachlich wundervoll, aber sie passen nicht in die „Metapher“ des Gedichts, weil sie nichts neues erzählen, oder? Oder meinst du, dass die Erinnerung, die traurige Erinnerung an die aus Hoffnung gemalte Illusion in wellen spürbar ist? Wie innere Kaskaden? Ich neige manchmal dazu mich sprachlich in einem Bild zu verlieren und auszutoben und darüber das erzählte zu „vergessen“. Vielleicht tue ich dir deshalb Unrecht...


Nun bleibt noch die Frage offen, ob die hier beschriebene Form die einzige Form des Paradieses ist oder ob es noch eine gibt, die, da weniger selbstverwunschen, verwirklichbarer ist? Ich weiß nicht, ob es etwas gibt, dass nicht selbstverwunschen ist.

Ich hoffe, du denkst nicht, ich kritisiere nur. Mich hat das Thema so angesprochen, dass ich genau hingeschaut habe. Ich finde das Bild und das Thema sehr gut gelungen!

Perry

Beitragvon Perry » 26.01.2006, 13:28

Hallo Louisa,
deine Zeilen stellen das Auf und Ab des Lebens im Wellenschlag des Schicksals bildlich sehr gelungen dar.
Für die meiner Meinung nach zu häufigen Wiederholungen biete ich Dir gerne eine mögliche Alternative an, vielleicht findest Du darin ja eine Anregung.

Dein Paradies …


ist eine Spiegelung
der Wirklichkeit
im Hoffnungssee,
in das dein Schicksal
Steine wirft.

ist ein Aquarell
blassfarben fließender
Wasserträume,
in das dein Schicksal
schwarze Flecken malt.

zieht Wasserringe
verläuft im Steinschlag
der Erinnerung
wellenübermalter
Wünsche

ist ein Schicksalsschlag-
was bleibt
sind fremde Bilder
Spiegel-
gestalten.

LG
Manfred

Louisa

Beitragvon Louisa » 28.01.2006, 17:54

Hallo Lisa,
Wie Du siehst wurden Deine guten Ratschläge befolgt. Dankesehr!

Was Deine Interpretation angeht: Ich habe einfach nicht daran gedacht, dass der See stillsteht. In Gedanken fielen bei mir schon die Steine und Wellen über Wellen flossen...

Perrys Version ist schön, hört sich für mich manchmal ein bisschen zu hart an. Aber den Inhalt gibt es perfekt wieder.

Vielleicht ist es auch viel gelungener als mein Versuch...wer weiß-

Vielen Dank für eure intensive Beschäftigung.

LG, Louisa

g.

Beitragvon g. » 29.01.2006, 13:06

Hallo Louisa,

ich find es sehr schön, dass "Und Dein Schicksal
wirft Steine hinein" einzeln steht, es macht das Gedicht runder und einfach besonders.

Toll gelungen, find ich.

Max

Beitragvon Max » 29.01.2006, 18:45

Liebe Louisa,

und alle, die hier noch geschrieben haben. Ich möchte g. beipflichen und die Zeilen

"Und Dein Schicksal
wirf hinein"

auch einzeln stehen lassen, sie wirken stark. Den Steinschlag der Erinnerung, v ielleicht auch den Hoffnungssee finde ich aber ein bißchen dick aufgetragen, wenn ein Bild gleich seine Interpretation mit sich bringt, sträubt sich mein Leserherz ... ;-)

Liebe Grüße
max

g.

Beitragvon g. » 30.01.2006, 20:24

Naja, natürlich könnte das Schicksal auch Autoreifen oder Bohrinseln oder was immer im Meer noch so landet, reinschmeißen, die Frage ist nur, ob das der lyrischen Absicht entgegenkommt. :mrgreen:

Benutzeravatar
Lisa
Beiträge: 13944
Registriert: 29.06.2005
Geschlecht:

Beitragvon Lisa » 31.01.2006, 12:42

Liebe Louisa,
nein, nein, ich möchte schon bei deiner Version bleiben...und plädiere hier wohl zudem als einzige dafür, dass du die Zeilen

Und Dein Schicksal
wirft Steine hinein.



unbedingt wiederholen musst! Ich war nur dafür, das Paradies nicht zu wiederholen...die ständige Wiederholung der beiden oben genannten Zeilen wirkt auf mich beim Lesen so stark....wie etwas unabänderliches....hm....aber da steh ich wohl alleine da :sad:

Louisa

Beitragvon Louisa » 31.01.2006, 19:19

Ist es recht so?

Ich hoffe doch.

LG, Louisa

Franktireur

Beitragvon Franktireur » 01.02.2006, 00:12

Ein sehr gutes Gedicht mit starken Bildern - aber mir immer noch zu lang.

Hier mal mein Vorschlag:

Dein Paradies

Dein Paradies
Spiegelung
der Wirklichkeit
im Hoffnungssee.


Ein Aquarell
blassfarben
schimmernder
Wasserträume.

Und Dein Schicksal
wirft Steine hinein.

Im Steinschlag
der Erinnerung
zieht Dein Paradies
Wasserringe.

Was bleibt
ist eine fremde
Spiegelbildgestalt.


Also, etwas umgestellt, ein paar Worte entfernt, und ich denke, es ist nicht weniger aussagekräftig als zuvor - doch die Stärke der Sinnbilder gewinnt.

Ist natürlich nur meine Meinung - vielleicht geht die Diskussion noch weiter, bei diesem Gedicht lohnt es sich in jedem Fall, zu feilen.

Gruß

Louisa

Beitragvon Louisa » 01.02.2006, 17:32

Vielen Dank.

Das bringt es auf den Punkt....ich werde es stehlen.

LG, Louisa


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 17 Gäste