Parkverbot

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Perry

Beitragvon Perry » 31.01.2006, 18:57

Parkverbot


Ein Blick, ihr Blick
verwandelt Betonwände
in rote Samtvorhänge
den abendlichen Verkehrslärm
in eine Gute Nacht Sonate

Ein Wort, ihr Wort
lässt Nebelschleier
nach Zuckerwatte schmecken
triste Altstadtsilhouetten
zu Märchenschlossfassaden werden

Ein Gedanke, mein Gedanke
halte diesen Augenblick fest
wirf die Schüchternheit wie einen alten Mantel
über das nächste Halteverbotsschild
und parke sie in deinen Armen

Franktireur

Beitragvon Franktireur » 31.01.2006, 23:51

Ein sehr hübsches Gedicht.

Einige Anmerkungen:

"triste Altstadtsilhouetten" würde ich dahingehend ändern,
das "triste" ersatzlos zu streichen (es ist überflüssig, zudem
wird die Aussage stärker, wenn nix negatives sondern etwas
neutrales noch durch ihr Wort verändert/verzaubert wird.

"den abendlichen Verkehrslärm" ändern und nur das Wort
"Verkehrslärm" nehmen (daß er abendlich ist kann aus der
Gute-Nacht-Sonate geschlossen werden).

Aber um ganz sicher zu gehen, würde ich statt "Nebelschleier"
ein Wort wie "Abenddunst" verwenden.

Dann ist das Gedicht noch prägnanter.

So, bin mal gespannt auf deine Meinung,
Gruß

Perry

Beitragvon Perry » 01.02.2006, 19:08

Hallo Franktireur,
freut mich, dass Dir meine kleine Schwärmerei gefällt. Danke für deine Anregungen. Du hast Recht, man kann das Gedicht durchaus noch weiter verdichten. Ich warte Mal noch einige Reaktionen ab und setzte dann denn Korrekturstift an (lächel).
LG
Manfred

Louisa

Beitragvon Louisa » 02.02.2006, 20:34

Hallo Perry,
Das gefällt mir sehr gut, besonders:

ihr Blick
verwandelt Betonwände
in rote Samtvorhänge


-sehr schön diese Antithetik...ich glaube auch, das man einige Wörte noch weglassen könnte.

So wird es prägnanter und der Leserreigen kann es sich besser merken...

Ansonsten bin ich kritiklos. Sehr schön geschrieben.

Am Ende würde ich "parkt in ihren Armen" nehmen, weil´s zuvor auch kein "lyrisches Du" gab...

LG, Louisa

Perry

Beitragvon Perry » 03.02.2006, 08:08

Hallo Louisa,
danke fürs genaue Lesen und die lobende Einschätzung. Den 3. Vers habe ich mittlerweile etwas umformuliert:

Ein Gedanke, mein Gedanke:
Ich werfe die Schüchternheit
wie einen ausgedienten Mantel
über das nächste Halteverbotsschild
Parke ihren Kuss auf meinen Lippen

Ich hoffe, damit wird es klarer, dass das lyrische Ich sich selbst damit meint und sie (das Ihr in den ersten beiden Versen) in seinen Armen parkt.
LG
Manfred


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