sag

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Iris

Beitragvon Iris » 22.10.2006, 13:11

mit den wolken der gedanken schwere droht
auf erden die zu leichtfüßigen schritte
die andersartigkeit eines tages
lenkt mich fühlsam hin
zum beginn
lebbarer augenblicke
ich entziehe mich dem kühlen bann
eines schwätzers und täuschers
vielweise entfaltet die liebe ihre gaben
ein lächeln schweigt sacht

wärmendes berühren
eint mein entzweites gemüt
behutsam erhellt uns
nächtliches ahnen

wir bleiben beieinander
verrinnt die zeit
gewinnen wir abstand
ein schauer heftigen regens
überrascht uns zu heiterer stunde
entladen sich blitzfunken

zwischen den reibenden fronten
dumpfes grollen dringt

ins weite

sag
kamst du

von nirgendwo


rückkehr


mit den wolken der gedanken schwere droht
auf erden zu leichtfüßige schritte
ich entziehe mich dem bann der
schwätzer und täuscher
wende mich lebbaren augenblicken zu
eine liebe gedeiht zart heran
fühlsam schweigst du
dein lächeln mild
es schneidet nicht

mit warmen händen
einst du behutsam
mein entzweites gemüt
nächtiges ahnen
erhellt uns


wir bleiben beieinander
verrinnt die zeit
gewinnen wir abstand
überrascht uns ein schauer
heftigen regens
zu heiterer stunde
schlagen blitzartig funken über

während sich unterschiedlich
geladene wolken reiben
dringt dumpfes grollen

ins weite

sag
kamst du

von nirgendwo
Zuletzt geändert von Iris am 03.11.2006, 17:23, insgesamt 2-mal geändert.

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 31.10.2006, 22:25

sag

mit den wolken der gedanken schwere droht
auf erden die zu leichtfüßigen schritte
die andersartigkeit eins tages
lenkt mich fühlsam hin
zum beginn
lebbarer augenblicke
ich entziehe mich dem kühlen bann
eines schwätzers und täuschers
vielweise entfaltet die liebe ihre gaben
ein lächeln schweigt sachtmit den wolken der gedanken schwere droht
auf erden die zu leichtfüßigen schritte
die andersartigkeit eins tages
lenkt mich fühlsam hin
zum beginn
lebbarer augenblicke
ich entziehe mich dem kühlen bann
eines schwätzers und täuschers
vielweise entfaltet die liebe ihre gaben
ein lächeln schweigt sacht

wärmendes berühren
eint mein entzweites gemüt
behutsam erhellt uns
nächtliches ahnen

wir bleiben beieinander
verrinnt die zeit
gewinnen wir abstand
ein schauer heftigen regens
überrascht uns zu heiterer stunde
entladen sich blitzfunken

zwischen den reibenden fronten
dumpfes grollen dringt

ins weite

sag
kamst du

von nirgendwo

-----------------------

Es ist ein Gedicht von Ernsthaftigkeit, Tiefe und Nähe, wie es selten hier zu finden ist.
Es ist sehr gut gesetzt und spricht dadurch eine Ehrlichkeit.

Die Krise fängt an und zeigt Weg, geht weg, aus der Oberflächligkeit des Alltags zum Besinnen auf die Momente, die einst das Leben wertvoll machen sollten.
Das Überich des Schwätzers und Täuschers gerinnt zu den eigentlichen Stärken des Lyr-Ichs und erkennt seine Überlegenheit in der Tiefe der eigenen Seele, führt zur Bestätigung im physischen, wie im psychischen, und der Erkenntnis der wachsenden Sicherheit.
Und wieder wird ein Horizont sichtbar, im Zusammenbleiben und einer Neudefinition der Möglichkeiten des gemeinsamen Spiels.
Und dann kommt der Punkt, der auf weiteres Werden dringt und auch die Frage nach der eigentlichen Ursache stellt.

-----------------------------

Liebe Iris!
Das ist so unglaublich gut geschrieben, so unglaublich fühle ich mich getroffen und erkannt, daß ich fast denke, du hast es für mich geschrieben.
Es trifft genau meine Stelle auf dem Weg.

Ich kann nur sagen: Danke.

Moshe

Iris

Beitragvon Iris » 02.11.2006, 19:21

Danke, ich habe ziemlich lang dran gearbeitet.
Liebe grüße Iris

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 02.11.2006, 22:34

Hallo Iris,

eine kraftvolle, sehr eindringliche Eigenreflexion!


die andersartigkeit eins tages --> eines tages würde ich hier schreiben

ein lächeln schweigt sacht --> hier fände ich "milde" geeigneter statt "sacht"
Anerkennende Grüße
Gabriella

Niko

Beitragvon Niko » 03.11.2006, 05:48

hallo iris!

ein text, der mir wie ein dickicht ist. ich hab ihn öfters gelesen. nicht nur heute. aber er war mir immer zu sperrig, zu undurchdringlich, ungefällig. insbesondere strophe 1. wobei ich auch nicht weiß, ob es was zu ändern gäbe. ich versuche mich aber einfach mal an anderen brüchen:

mit den wolken der gedanken
schwere droht
auf erden die zu leichtfüßigen schritte
die andersartigkeit eines tages
lenkt mich fühlsam
hin zum beginn
lebbarer augenblicke
ich entziehe mich
dem kühlen bann
eines schwätzers und täuschers
vielweise entfaltet die liebe ihre gaben
ein lächeln

schweigt sacht

wärmendes berühren
eint mein entzweites gemüt
behutsam erhellt uns
nächtliches ahnen

wir bleiben beieinander
verrinnt die zeit
gewinnen wir abstand
ein schauer heftigen regens
überrascht uns

zu heiterer stunde
entladen sich blitzfunken

zwischen den reibenden fronten
dumpfes grollen dringt

ins weite

sag
kamst du

von nirgendwo


lieben gruß: Niko

Iris

Beitragvon Iris » 03.11.2006, 08:16

Hallo Gabriella und Niko,

ja, es muß natürlich eines Tages heißen, danke, war ein Tippfehler.

zu sperrig,hm?

LG Iris

Iris

Beitragvon Iris » 03.11.2006, 17:25

Ich habe noch eine zweite etwas veränderte Version oben eingestellt, was meint ihr?

Mucki
Beiträge: 26644
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Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 03.11.2006, 18:28

Hallo Iris,

du hast jetzt das LyrDu stärker miteinbezogen. Das finde ich gut.

In der ersten Version schreibst du:

die andersartigkeit eines tages
lenkt mich fühlsam hin
zum beginn
lebbarer augenblicke


danach kam


ich entziehe mich dem kühlen bann
eines schwätzers und täuschers
vielweise entfaltet die liebe ihre gaben
ein lächeln schweigt sacht


Der erste Teil fehlt mir jetzt in der 2. Version. (die andersartigkeit eines tages
lenkt mich fühlsam hin) Der gefiel mir gerade sehr gut und ich finde ihn auch wichtig, da er die Entwicklung, die Veränderung so gut aufzeigt zum Beginn lebbarer augenblicke.

In der 2. Version schreibst du:

ich entziehe mich dem bann der
schwätzer und täuscher
wende mich lebbaren augenblicken zu
eine liebe gedeiht zart heran
fühlsam schweigst du
dein lächeln mild
es schneidet nicht

mit warmen händen
einst du behutsam
mein entzweites gemüt
nächtiges ahnen
erhellt uns


Das gefällt mir. Vielleicht kannst du diesen obigen Einzelteil hier integrieren?
Saludos
Gabriella

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noel
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Registriert: 04.08.2006

Beitragvon noel » 03.11.2006, 18:51

ich mag
was unausgeschrieben
zwischen den zeilen
spricht

& da ich egozentrisch bin

meine zeilen
_brüche


rückkehr


mit den wolken der gedanken schwere
droht [drohen] auf erden zu leichtfüßige schritte
ich entziehe mich dem bann der
schwätzer und täuscher
wende mich lebbaren
augenblicken zu
eine liebe gedeiht zart
heran
fühlsam schweigst du
dein lächeln mild
schneidet nicht

mit warmen händen
einst du behutsam mein entzweites gemüt
nächtiges ahnen erhellt uns


wir bleiben beieinander
& verrinnt die zeit gewinnen wir
abstand
denn überrascht uns
ein schauer
heftigen regens zu heiterer stunde
schlagen blitzartig funken über

während sich unterschiedlich geladene
wolken reiben
dringt dumpfes grollen
ins weite

sag
kamst du
von nirgendwo

IM VORVORLETZTEN ABSATZ
& IM VORLETZEN WÜRDE ICH DIE ZU PROSAISCHE SATZFORM
DEZIMIEREN
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 03.11.2006, 19:03

Lieber Niko!

Aus dir spricht der Interpret, Das ist auch gut so, aber es ist halt eine Interpretation, die so gesprochen werden kann. Ich würde deine Version auch so sehen, aber die Textversion so stehen lassen, weil sie Bedeutungsmöglichkeiten schafft.

Liebe Iris (LiebeGabriella)

Ich finde, durch die zweite Version legst du den Rückwärtsgang ein, dadurch, daß du das Lyr-Du mehr einbeziehst. Für mich ist es ja gerade so ein gelungener Text, weil dies eben mal nicht so ist!!!!

Die gelungene Distanz, die man so selten zeigen will, geht für mich hier an entscheidender Stelle verloren.

Moshe

Iris

Beitragvon Iris » 03.11.2006, 19:20

Danke für die Rückmeldung
Zuletzt geändert von Iris am 03.11.2006, 19:37, insgesamt 1-mal geändert.

Iris

Beitragvon Iris » 03.11.2006, 19:35

ich hatte beide versionen und konnte mich nicht entscheiden, deshalb habe ich erst die erste und jetzt die zweite eingestellt.

Gabriella, ja es stimmt, es ist nicht so schwierig aus beiden Strophen eins eine zu machen, ich wollte bloß die Rückmeldung zu den unterschiedichen Fassungen und was Du sagst, dachte ich mir auch schon, daß dann diese Zeilen mit der andersartigkeit der tage fehlen.

moshe, ja, das ist es ja, da scheiden sich die Geister und meiner eben auch ;)
und ich tendiere aus genau den Gründen, wie du sie nennst zur ersten.

Liebe Grüße Iris


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