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fischiaison

Verfasst: 28.10.2006, 15:34
von noel
tagein regnen, rinnen
worte, die mit verve den nerv,
die nacht noch umworten.
im gaumen gesammeltes
spucke, speie ich
& befreie mich
nicht, ES ist
ein fliehen hin
_aus der straßenschlucht,
denn tränen sind
veräußert dem beton
& hinter lidern
bilder in weißblech

& ich,

ich suche deine augen auf
zu heben, dass purpur
sich schlängelt
um fesseln & ich selbst
_vergessen
fische unter der tapete
hervornestle,
um entfremdet zu versuchen,
den duft unseres scherenschnitts
& die stille, die
von uns
zu schweigen vermag.

Verfasst: 28.10.2006, 16:09
von aram
liebe noel,

wie immer sprechen mich deine texte an.
beinahe berühren sie mich - um die 'berührung' dann doch nicht zuzulassen. oder umgekehrt.

was bleibt, ist eine insgesamt geschmeidige ästhetik, d.h. all die brüche schmiegen sich am ende aneinander.
- ich geh mal davon aus das liegt am 'umgekehrt', an mir als leser.

liebe grüße
aram

Verfasst: 29.10.2006, 14:08
von noel
ich geh mal davon aus das liegt am 'umgekehrt', an mir als leser.


ich fühle etwas was sich aber nicht rEcht fassen lässt.
dEin zulassen ist demnach kein zulassen von, sondern eher ein zulassen des(?), demnach ein verschlossen bleiben?

noel

Verfasst: 29.10.2006, 14:23
von Mucki
Hallo noel,

du stelltest in einem anderen thread die Frage, warum oft als Kommentar zu deinen Gedichten Worte wie: "melde mich später dazu" oder so ähnlich kommen.

Nun, anhand dieses Gedichtes, glaube ich nachvollziehen zu können, woran dies liegt.
Deine Gedichte sind schwer zu "enträtseln". Sie sind geheimnisvoll, mystisch, was ich sehr mag! Jedoch kann ich sie nicht "greifen", es entstehen seltsame, bizarre Bilder bei mir, da möchte sich etwas aufdrängen und ich kann nicht sagen, was es ist.

Ich lese sie immer mehrfach, langsam und laut vor mich hin, versuche, dahinter zu kommen, doch es gelingt mir nicht.

Sie sind umgeben von einem Schleier, etwas Geheimnisvollem (wie ich oben schon schrieb), passen irgendwie auch zu deinem Avatar, der ebenso geheimnisvoll ist, als wollte es mir sagen:
"Schau genau hin. Fokussiere!"
Es ist faszinierend, jedoch bleibe ich immer irgendwie etwas ratlos zurück. :blink1:
Saludos
Gabriella

Verfasst: 29.10.2006, 15:04
von noel
ola,

hier klingt die zugangsLOSigkeit nicht ganz so
final fatal
wie im thread überflüssig I

die wOrte sind weiß
gott nicht gewählt
umnUr verwIrrung zu stiften
dass lässt mich ein wenig
tRAUernd zurück

noel

Verfasst: 29.10.2006, 15:28
von Gast
liebe noel,
faszinierend ja, aber auch faszinierend verschlossen für mich.
Ich habe meine assoziativen Fähigkleiten schon arg strapaziert, aber ich bekomme den Bogen zum Titel nicht gespannt.
Hieße der Titel: Fichisaison und wäre von 'fiches' die Rede im Text, könnte ich mir eine in sich geschlossene (Be)Deutung erarbeiten. :confused:
Insofern hast du schon etwas bewegt und angestoßen, was ja dein Antrieb zum Schreiben ist, doch mit meinem (Jäger) Latein bin ich am Ende...
Einen schön bewegten Sonntagmachmittag. :smile:

Liebe Grüße
Gerda

Verfasst: 29.10.2006, 16:29
von noel
liebe gerda,

jetzt stehe ich vor einem berg an frage
_zeichen
fiches?

was meint das?

noel

Verfasst: 29.10.2006, 17:35
von Gast
Oh, das ist schön, ;-)

Aber
ich lasse dich
nicht zappeln wie ein Fisch
sondern erkläre
Fiche ;-)

Du kennst wahrscheinlich noch den Begriff Fiche?
Das ist franz. und heißt Spielkarte
Karten auf denen fotografisch verkleinerte Daten gespeichert sind bezeichnet man als (Micro)fiche.
(Bevor das IT Zeitalter über uns hereinbrach, wurden auf diesen Karten, die nur in speziellen Geräten gelesen werden konnten, Verkleinerungen von wichtigen Daten gesichert).

LGG

Verfasst: 29.10.2006, 17:57
von noel
merci
eine erweiterung
nuancette
fein das

(Kein Titel)

Verfasst: 30.10.2006, 07:28
von aram
noel hat geschrieben:ich fühle etwas was sich aber nicht rEcht fassen lässt.
dEin zulassen ist demnach kein zulassen von, sondern eher ein zulassen des(?), demnach ein verschlossen bleiben?


liebe noel, ja klar - entweder ein text findet mich unmittelbar offen - d.h. erreicht mich, ohne dass ich mir das aussuchen kann - oder es ist meine entscheidung, ob und wie weit ich mich ihm öffne.

wie weit bin ich bereit dem text / dem autor entgegenzugehen? - natürlich hängt das von meinem eindruck ab, wie sehr der autor über den text zu mir spricht.

auf dieser ebene ist es gleichgültig ob ich louisa oder elfriede jelinek oder einen anonymen text oder xy lese - erreicht mich der eindruck, der autor zeige sich im text (auf rein kommunikativer ebene), ist das der schlüssel, der mich als leser öffnet.

- dazu muss ich den autor nicht außertextlich 'kennen', es unterliegt im text den umständen von sender/ empfänger.

viele texte von dir wirken auf mich, als würden sie darauf bestehen, die sprachliche macht beim autor zu halten. das ist keine 'kritik'. ich behalte aufgrund dieses eindrucks - natürlich ist das immer ein resonanzphänomen, es geht nur um den eindruck - meine macht als leser in gleichem maß - dann zeigt sich, wie groß der 'überlappungsbereich' ausfällt.

deine sprache wirkt auf mich, als sollte 'banalität' draußen bleiben - da geht es mir dann wie thomas bernhard - ganz ohne das element der banalität bleibt nichts fassbares übrig, oder alles nähert sich gleichermaßen dem banalen.

klar entscheide ich als leser, ob und wie weit ich mich provozieren lasse (positiv), um mich erreichen / etwas in mir bewegen zu lassen.
auf meine resonanz zu sprache, die ich schon spreche, habe ich keinen einfluss; zu sprache, die ich erst lernen muss - genauer gesagt, denn das ginge gar nicht - zu der ich meine annäherung erst lernen muss, schon.

dies bildet eine eigene ebene, die relativ unabhängig davon ist, ob ich mich einem text 'widme' und bewusst anzunähern versuche. 'funktioniert' sie nicht, wird auch die gewollte annäherung nicht funktionieren, weil keine resonanz entsteht, dich mich einer öffnung zustimmen lässt = sie möglich macht, auslöst.

morgengrüße, aram



ps. zum text - sobald ich das element des banalen stärke - z.b. durch prosasetzung - erreichen mich inhalte unmittelbarer:

[align=right]tagein regnen, rinnen, worte, die mit verve den nerv, die nacht noch umworten.
im gaumen gesammeltes, spucke, speie ich & befreie mich nicht, ES ist ein fliehen hin_aus der straßenschlucht, denn tränen sind veräußert dem beton & hinter lidern bilder in weißblech.

& ich, ich suche deine augen auf zu heben, dass purpur sich schlängelt um fesseln & ich selbst_vergessen fische unter der tapete hervornestle, um entfremdet zu versuchen, den duft unseres scherenschnitts & die stille, die von uns zu schweigen vermag.[/align]

Verfasst: 30.10.2006, 18:53
von noel
danke
mehr
wäre weniger
also mehr meiner
-seits