noel hat geschrieben:ich fühle etwas was sich aber nicht rEcht fassen lässt.
dEin zulassen ist demnach kein zulassen von, sondern eher ein zulassen des(?), demnach ein verschlossen bleiben?
liebe noel, ja klar - entweder ein text findet mich unmittelbar offen - d.h. erreicht mich, ohne dass ich mir das aussuchen kann - oder es ist meine entscheidung, ob und wie weit ich mich ihm öffne.
wie weit bin ich bereit dem text / dem autor entgegenzugehen? - natürlich hängt das von meinem eindruck ab, wie sehr der autor über den text zu mir spricht.
auf
dieser ebene ist es gleichgültig ob ich louisa oder elfriede jelinek oder einen anonymen text oder xy lese - erreicht mich der eindruck, der autor
zeige sich im text (auf rein kommunikativer ebene), ist das der schlüssel, der mich als leser öffnet.
- dazu muss ich den autor nicht außertextlich 'kennen', es unterliegt
im text den umständen von sender/ empfänger.
viele texte von dir wirken auf mich, als würden sie darauf bestehen, die
sprachliche macht beim autor zu halten. das ist keine 'kritik'. ich behalte aufgrund dieses eindrucks - natürlich ist das immer ein resonanzphänomen, es geht
nur um den eindruck - meine macht als leser in gleichem maß - dann zeigt sich, wie groß der 'überlappungsbereich' ausfällt.
deine sprache wirkt auf mich, als sollte 'banalität' draußen bleiben - da geht es mir dann wie thomas bernhard - ganz ohne das element der banalität bleibt nichts fassbares übrig, oder alles nähert sich gleichermaßen dem banalen.
klar entscheide ich als leser, ob und wie weit ich mich provozieren lasse (positiv), um mich erreichen / etwas in mir bewegen zu lassen.
auf meine resonanz zu sprache, die ich schon spreche, habe ich keinen einfluss; zu sprache, die ich erst lernen muss - genauer gesagt, denn das ginge gar nicht - zu der ich meine annäherung erst lernen muss, schon.
dies bildet eine eigene ebene, die relativ unabhängig davon ist, ob ich mich einem text 'widme' und bewusst anzunähern versuche. 'funktioniert' sie nicht, wird auch die gewollte annäherung nicht funktionieren, weil keine resonanz entsteht, dich mich einer öffnung zustimmen lässt = sie möglich macht, auslöst.
morgengrüße, aram
ps. zum text - sobald ich das element des banalen stärke - z.b. durch prosasetzung - erreichen mich inhalte unmittelbarer:
[align=right]tagein regnen, rinnen, worte, die mit verve den nerv, die nacht noch umworten.
im gaumen gesammeltes, spucke, speie ich & befreie mich nicht, ES ist ein fliehen hin_aus der straßenschlucht, denn tränen sind veräußert dem beton & hinter lidern bilder in weißblech.
& ich, ich suche deine augen auf zu heben, dass purpur sich schlängelt um fesseln & ich selbst_vergessen fische unter der tapete hervornestle, um entfremdet zu versuchen, den duft unseres scherenschnitts & die stille, die von uns zu schweigen vermag.[/align]