November, ach!

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Klara
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Beitragvon Klara » 29.10.2006, 23:13

November, ach
ich liebe
deine klamme Sonne!

Der bunte Hund ist fort
und ich weiß
wie der Hase läuft.

Gefürchtet und gewollt
fällst du mir in den Schoß.
Wie jedes Jahr

zerreiße ich das Netz.
Die Spinne hat umsonst geschuftet.

Um keinen Preis
zerstör ich wieder so viel Macht.

Ich brauche deinen bleichen Tanz, November!

Niko

Beitragvon Niko » 30.10.2006, 00:31

wusstest du, klara, dass man hier in meiner region (umindest da) die sonne umgangssprachlich "klara" nennt? :smile:

die klamme sonne....erst sträubte sich etwas in mir. eine sonne ist ja nicht klamm. aber sie schafft halt nicht, dem herbst das klamme zu nehmen. zumindest in einem "normalen" herbst, der nicht verrückt spielt. immerhin bin ich vorgestern noch kurzärmlig am frühen morgen unterwegs gewesen. morgens um 6°° uhr....naja. das nur am rande.

dem herbst, den jahren ein schnippchen schlagen. auf eine schöne, unbeschwerte und beschwingte art. in den bildern unvermittelt wechselnd auf das leben(salter). was ich nicht ganz kapiere ist das zerreißen des spinnenetzes, die dann umsonst geschuftet hat. und dann das "nie wieder solche macht zerstören" entweder bin ich (vielleicht auf grund der uhrzeit und zeitumstellung) ein wenig vernagelt, oder es wäre evtl. ein bezugsfehler? darüber rätsle ich. aber später am tag. nu wandle ich ins klamme bett.....

gute nacht wünscht: Niko

Klara
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Beitragvon Klara » 31.10.2006, 09:23

Danke für dein Feedback, Niko.

wusstest du, klara, dass man hier in meiner region (umindest da) die sonne umgangssprachlich "klara" nennt?


Nein, das wusste ich nicht :confused:

was ich nicht ganz kapiere ist das zerreißen des spinnenetzes, die dann umsonst geschuftet hat. und dann das "nie wieder solche macht zerstören" entweder bin ich (vielleicht auf grund der uhrzeit und zeitumstellung) ein wenig vernagelt, oder es wäre evtl. ein bezugsfehler?darüber rätsle ich.


Ich steh eigentlich nicht so drauf, eigene Texte zu interpretieren, aber du fragst so lieb... da da versuche ich mal anzudeuten, wohin es vielleicht gehen könnte... "ich" ist im folgenden "lyrich"
Naja, die Spinne hat umsonst geschuftet, wenn der Regen kommt oder der Winter, dann kann sie kaum noch jemanden in die Falle locken. Und wenn ich das Netz sowieso zerreiße hat sie erst recht umsonst geschuftet. Altweibersommer mit all den Spinnennetzen, so schön, so mächtig, der Sommer. Ich mach ihn kaputt, ich zerreiße das Netz, ich sehe wieder die kalte Wahrheit, Winter. Da will ich nicht mehr warten, und will nicht mehr die Macht der Spinne brechen, sie geht ja eh dahin, im Winter. Aber auch Erleichterung, dass die Wärme vorbei ist, der gefürchtete Herbst-Winter endlich da, so dass man sich wappnen kann. Oder so.

Ich wünsch dir eine Doppelmatratze, wo auf der einen Seite Lammfell ist, dann hast du es nicht mehr so klamm ;-)

LG
Klara

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 31.10.2006, 10:14

Hallo Klara und Niko,

ich kenne das Wort "klamm" auch im Sinn von "pleite".

Oder, wie man auch sagt, abgebrannt ... das passt jedenfalls sehr gut auf die Sonne in diesem Zusammenhang, wie ich finde!

Und am schönsten finde ich
Der bunte Hund ist fort
und ich weiß
wie der Hase läuft.


Das einzige, was mir nicht so gefällt, ist das Wort "brauchen" in der letzten Zeile. Ich weiß selbst nicht, warum. Es klingt mir gegenüber dem "lieben" in der ersten Strophe einmal zu prosaisch, zum anderen auch zu egozentrisch ... kann es nicht richtig ausdrücken ... zu wenig demütig gegenüber der Macht des Jahreslaufs ... aber vielleicht ist es ja genau so gemeint ...?

lieben Gruß
Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

Klara
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Beitragvon Klara » 31.10.2006, 10:52

Danke, Zefira.

Das einzige, was mir nicht so gefällt, ist das Wort "brauchen" in der letzten Zeile. Ich weiß selbst nicht, warum. Es klingt mir gegenüber dem "lieben" in der ersten Strophe einmal zu prosaisch, zum anderen auch zu egozentrisch ... kann es nicht richtig ausdrücken ... zu wenig demütig gegenüber der Macht des Jahreslaufs ... aber vielleicht ist es ja genau so gemeint ...?


Muss darüber nachdenken. Ich glaube, das Prosaische, Egozentrische (ja, fast Kindische, wenn ich dich richtig verstehe) ist durchaus gewollt. Aber vielleicht finde ich ein Wort, das das alles auffängt und dennoch ein bisschen mehr mit dem Tanz spielt - also ein weniger PLATTES Wort - auch wenn du zu höflich warst, dieses Adjektiv zu gebrauchen ;-)

LG
Klara

Mucki
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Beitragvon Mucki » 02.11.2006, 23:25

Hallo Klara,

ich mag dein Gedicht, doch würde ich das mit dem Spinnennetz rausnehmen, und unten etwas anders schreiben, (vor "gewollt" habe ich ein "doch" eingefügt), nachfolgend meine Anregung.
Saludos
Gabriella



November, ach
ich liebe
deine klamme Sonne!

Der bunte Hund ist fort
und ich weiß
wie der Hase läuft.

Gefürchtet und doch gewollt
fällst du mir in den Schoß.

Wie jedes Jahr
ersehne ich deinen bleichen Tanz, November!

Klara
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Beitragvon Klara » 03.11.2006, 12:53

Hallo Magic,

danke für deine Anregung. Ich denke drüber nach.
Allerdings weiß ich jetzt schon, dass es so, wie von dir vorgeschlagen, für mein Rythmusgefühl nicht stimmt.

Deine Fassung hat weniger Schwere - und ich weiß noch nicht, ob ich das möchte :-)

LG
Klara


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