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Auf dem Scheiterhaufen

Verfasst: 03.11.2006, 18:23
von Perry
Scheit um Scheit
legten wir aufeinander
bis sich der Holzstoß
am Rausch der Sinne entzündete

Vergessen war
die Angst vor den Flammen
zu spät
alles Abbitten

Ausgelassen tanzten wir
bis sich der Morgen ascheweiß
über die Glut legte
das Auge klarte

Verfasst: 03.11.2006, 18:57
von Mucki
Hallo Manfred,

hier hast du tief in die Wortschöpfkiste gegriffen ;-) Liebeslyrik mit dem Titel "Auf den Scheiterhaufen", da muss man erstmal drauf kommen!
Den ersten Vers finde ich genial:-)

Im zweiten Vers stört mich "zu spät alles Abbitten", das würde ich sinnlicher formulieren, im Sinne von:
zu spät
bereits im Sog der Lunte (oder so ähnlich, du weißt sicher, was ich meine)

Im dritten Vers passt der letzte Satz m.E. nicht so recht.
Hier müsste statt "das Auge klarte" irgendetwas rein, dass das Gefühl der Befriedigung (natürlich poetischer ausgedrückt) oder das "In-sich-Ruhen".
Saludos
Gabriella

Verfasst: 03.11.2006, 19:44
von Max
Lieber Manfred,

mir stellte sich bei der Kombination von Liebeslyrik und Scheiterhaufen vor allem die Frage:

Wer wird denn da geopfert bzw, verbrannt und wofür versucht wer Abbitte zu leisten?

Das konnte ich mir aus dem Gedicht heraus nicht so recht erklaären, vielleicht sagst Du mir, ob ich etwas übersehen habe?

Liebe Grüße
Max

(Kein Titel)

Verfasst: 04.11.2006, 11:59
von Perry
Hallo Gabriella,
Schillers Jungfrau von Orleans ist eines meiner Lieblingsstücke.
Danke fürs "genial" und deine Anregungen. Es geht mir um das Ideal, das man manchmal in einer Beziehung zu sehen glaubt. Man lässt sich sogar dafür verbrennen auf dem Scheiterhufen der Leidenschaft, vielleicht auch nur, um endlich am Morgen danach den Blick klar zu haben.
Danke fürs Hineinfühlen und LG
Manfred

Hallo Max,
ja der Mittelteil ist auch mein Sorgenkind. Eigentlich ist er nur da reingerutscht, weil ich das Bild des Scheiterhaufens etwas mehr untermalen wollte. Da klingt indirekt die Frage auf, schwörst du deinem Irrglauben ab, leistest du Abbitte. Ins reale Bild übertragen könnte die besorgte Frage eines Freundes lauten: Lass die Finger von dieser Frau, die ist viel zu "hexenschön" was mich in der Folge auch zu einem neuen Thema gebracht hat "Das Schicksal schöner Frauen (man begehrt sie, aber traut ihnen nicht)", vielleicht demnächst in diesem Forum (lächel).
Ich hoffe, damit deine Frage etwas aufgehellt zu haben.
Danke fürs Intersse und LG
Manfred

Verfasst: 04.11.2006, 15:13
von Max
Lieber Manfred,

ja, danke, das hellt es etwas auf - allerdings gefallen mir die anderen beiden Strophen immer noch besser :-)

Liebe Grüße
max

Verfasst: 05.11.2006, 12:39
von ZaunköniG
Hallo Ihrs,


Mit dem Mittelteil habe ich keine Probleme,

Darin steckt für mich die Angst vor Kontrollverlust, wenn die Leidenschaft erst ihren Flammpunkt erreicht hat.

In der Letzten Strophe lese ich aber keine "Befriedigung", wie Magic es formulierte. Die Asche klingt eher nach Ernüchterung, wenn das Hochgefühl wieder abebbt.


LG: ZaunköniG

Verfasst: 05.11.2006, 16:58
von Iris
Hallo lieber Manfred,

interessanter Blick auf das zu Scheiternde in Beziehung und Liebe für das wir bereit sind mit zu verbrennen, und auch auf das männliche Warnen vor "hexenschönen" Frauen in Deinem Kommentar, welche einen Mann zu etwas verführen Könnten, was scheitern muß, oder er denkt es nur, sieht es falsch und beide scheitern mit dem, was eigentlich nur verbrannt wird, um wärmendes Feuer zu machen.

Dann geht es mir ähnlich wie Zaunkönig, der Blick am Morgen ist zwar klar, doch irgendwie gestählt oder wie gehärteter Stahl, Anlauffarbe gibt es, aber ...

Liebe Grüße Iris

Verfasst: 20.11.2006, 11:16
von Perry
Hallo Zaunkönig,
der klare Blick am Morgen soll tatsächlich eine Art von Ernüchterung ausdrücken.
Danke für deine Anmerkung und LG
Manfred

Hallo Iris,
du hast die Doppeldeutigkeit Scheiterhaufen und scheitern gut rausgelesen. Wenn am Morgen etwas "Anlauffarbe" übrig geblieben ist, dann war zumindest eine "schöne" Erfahrung mit dabei (lächel).
Danke und LG
Manfred