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ZaZen
Verfasst: 03.02.2006, 22:29
von Franktireur
Tja, ich bin ja vom "Fragment" zum "Gedicht" mutiert

,
daher, und auch wegen der Gerechtigkeit (ich lese und kritisiere), stelle ich jetzt auch mal was ein, was ihr dann kritisieren könnt.
ZaZenChinesische Laute
zittert im Wind
Schlag mir den Kopf
von den Schultern
Hirntod
ist ein Unsinn
Bin da
Tränen tränken
Saiten
Kühle blaue Wand
Schmerz
Klang der Laute
Ich war...
(c)Franktireur
Verfasst: 05.02.2006, 04:27
von Werther
Du verwendest kalte, harte Konsonanten in Verbindung mit Negativem zum Einen und dann wieder weiche, lange Vokale verbunden mit Musik als Gegenpool - falls mit Absicht, dann sehr gekonnt, falls nicht, dann mit viel Gefühl dafür. Das blieb bei mir nach mehrmaligem Lesen hängen!
Ansonsten zählt es für mich zu den "Gefühlgedichten", denn außer einer Emotion hinterlässt es bei mir nicht sehr viel. Wie meistens bei dieser Art von Gedichten, weiß man nicht so richtig, wohin damit - mit dem Gefühl.
Es bleibt für mich fragmentarisch und schwer von Sinn, denn auch der Titel trägt nicht viel zum Verstehen bei... zumindest bei mir.
Werther
Verfasst: 05.02.2006, 09:06
von Phygranimus
Hallo Franktireur,
der erste Eindruck zeugt bei mir von einer Hinrichtung
im Fernöstlichen, vielleicht aus einem früheren Leben.
Es steckt auch eine allgemeine Botschaft vom Werden und Vergehen
darin.
Aber, eben Zeilen, wie bei allen Gedichten dieser Art, die hinter jedem Wort ein Universum offenlassen.
Sonntagsgruß von Klaus
Verfasst: 05.02.2006, 20:35
von Maija
Hallo Franktireur,
Hirntod
Mir kam gleich in den Sinn, dass du mit diesem Gedicht offen lassen willst, was nach dem Tod mit uns passiert.
Schlag mir den Kopf
von den Schultern
Dies zeigt mir, dass hier ein Leben mit Gewalt beendet wurden ist.
Hirntod ist hier aber Unsinn. Also hat sich das Leben ein neues Medium gesucht und gefunden.
Gruß Maija
Als erstes mal danke
Verfasst: 06.02.2006, 01:41
von Franktireur
fürs Lesen und Kommentieren.
Werther: Bei der Urschrift des Gedichts (die länger war), schrieb ich rein aus der Intuition. Bei der späteren Überarbeitung merkte ich selbst diesen Effekt mit der "harten" und "weichen" Ausdrucksweise und versuchte, den noch herauszuarbeiten - kurz: beides stimmt, was du angemerkt hast.
Ja, es ist ein Gefühlsgedicht. Der Titel ZaZen bezieht sich auf eine bestimmte Form der Meditation (Im Lotussitz - ich kann nur den halben mit meinen alten Knochen - auf einem Kissen sitzend ZEN üben, ich mache Soto (nur atmen), es gibt auch noch Rinzai (das sind die mit den Koans).
Die Urfassung schrieb ich unmittelbar nach einer solchen Sitzung auf. Vielleicht hilft es ein wenig zur Erklärung.
Klaus: Hinwendung triffts - ich war mal einer, der dachte und dachte und dachte und absolut nicht weiterkam mit sich. Durch persönliche Erfahrungen stieß ich auf Buddhas Schriften, kam darüber zu Deshimaru und Zen. Und das hat mir wirklich was gebracht.
Maija: Das mit Kopf abschlagen und Hirntod hat einen simplen Hintergrund. Der sogenannte offizielle medizinisch anerkannte Tod ist der Hirntod (bei Herztod gibts ja E-Schocks zur Wiederbelebung). Der Kopf, das Gehirn, der Intellekt, das Ego werden somit eindeutig als wichtiger definiert als die Pumpe (Herz) und Psyche - nach meinem Empfinden. Und damit bin ich nicht einverstanden. Darum: Hirntod ist ein Unsinn.
Und Kopf abschlagen zielt in die gleiche Richtung: fort mit dem Ego (diesem Konstrukt) und dem ewigen Denken, Denken, Denken.
Klar, das Gedicht ist sehr kurz, sehr sperrig, vielleicht spartanisch - es enthält im Grunde keine Reflektion, nur kurze Feststellungen und Momentaufnahmen. Für mich selbst eigentlich unüblich - wahrscheinlich gefällt es mir deshalb so (mein eigener dichterischer Anteil ist nicht so groß, ich verfaßte weniger, als daß es mich verfaßte).
Darum freuen mich eure Anmerkungen und Betrachtungen besonders.
Gruß
Verfasst: 06.02.2006, 16:26
von Perry
Franktireur,
mit deinen Erläuterungen lässt sich durchaus was mit den Fragmenten anfangen, ohne bliebe mir nur ein "kopfloses" Schütteln.
Handwerklich ist mir aufgefallen, dass Du gleich zu Anfang die Laute als Instrument zittern lässt oder sollten doch die Laute (Klänge) zittern.
LG
Manfred
Verfasst: 07.02.2006, 21:09
von Franktireur
Ist schon richtig interpretiert:
(Das Instrument, die) Laute zittert.
Gruß
Verfasst: 09.02.2006, 07:14
von steyk
Du gehst mit erhobenen Kopf in den Tod. Schmerz und Tränen, aber ohne Angst und ohne Trauer.
Gruss
steyk
Hallo Franktireur,
Verfasst: 02.03.2006, 08:34
von Gast
danke, für deinen Hinweis.
Das Gedicht spricht zu mit auch ohne Erläuterung.
Sehr dicht und klangschön vor ernstem Hintergrund.
... und sollten Gedichte nicht im günstgsten Fall zum Autor "kommen" um sich gestalten zu lassen?
.gif)
Einen guten Tag
Gruß
Gerda
PS... das zweite Gedicht habe ich auch gelesen, es berührt mich so tief wie dieses hier. Da könnte ich u. U. sogar ein Haar in der Suppe finden .