Brücke

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
scarlett

Beitragvon scarlett » 15.02.2007, 21:43

Brücke

Im grünlichen Schimmer
der Steininseln
tropft Stille in dein Herz

Hörst du das Flüstern
im Schilf?

Es spannt
wie die Brücke
den Lichtbogen
von dir zu mir

zwischen
Augenblick und Ewigkeit

P.S. "golden" und "Zauber" rausgenommen bzw. ersetzt

scarlett, 2007
Zuletzt geändert von scarlett am 19.02.2007, 20:20, insgesamt 1-mal geändert.

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leonie
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Beitragvon leonie » 15.02.2007, 22:00

Liebe scarlett,

ich mag die Bilder in diesem Gedicht. Aber es ist mir fast ein wenig "zuviel", zu überladen, dass es so einen ganz winzigen Anflug von "kitschig" bekommt

In Strophe eins: Brauchst Du das Adjektiv unbedingt? Der Schimmer sagt ja schon viel. Dann das Wort "tropft" (Ich habe gerade Gerdas Kurzlyrik gelesen und sie verwendet das Bild auch (wunderschön), jetzt kommt es mir hier plötzlich ein wenig "verbraucht" vor).

Vielleicht schlichter, zum Beispiel:

Im Schimmer
der Steininseln
wird dein Herz still

Zweite Strophe: einfach schön als Überleitung zu Strophe drei. Da wiederum könnte nach meiner Einschätzung das "wie" entfallen. Und damit Du dann keine Doppelung hast, hätte ich die Idee:

Es spannt
die Brücke
von dir zu mir

den Zauberlichtbogen
zwischen
Augenblick und Ewigkeit


Ein kleines Problem sehe ich noch in der "Inhomogenität" (sagt man das so) zwischen den Bildern des Flüstern und des Zauberlichts (das für mich mit dem Schimmern korrespondiert), die ja beide im Grunde die Brücke spannen.
Nun weiß ich nicht, ob ich das verständlich ausgedrückt habe. Und: Es sind alles nur Anregungen/Ideen zum Weiterdenken an einem schönen Text.

Liebe Grüße

leonie


:-)

scarlett

Beitragvon scarlett » 15.02.2007, 22:29

Liebe leonie,

das war ja flott.... :-) , danke!

Ich habe gerade Lisa gebeten, das dazugehörige Bild hochzuladen, dann wird das alles klarer -

Es ist ein älterer Text, ja, und Gerdas Kurzgedicht hat mich irgendwie daran erinnert, so kam es, daß ich es rausgezogen habe.

Warten wir mal das Bild ab, ok?

Grüße,

scarlett

Gast

Beitragvon Gast » 15.02.2007, 22:39

Liebe scarlett,

ich habe gerade dein Gedicht gelesen und sofort auch leonies Kommentar.
Meine Einschätzung liegt mit leonies auf den gleichen Wellenlänge.
Die Bilder sind schön, streben m. M. nach Harmonie, aber es fehlt noch ein wenig die Linie, die die Verbindung zwischen den unterschiedlichen Wahrnehmungen sehen/hören schafft, um den Text auch harmonsich abzurunden
Ich denke bei diesem Gedicht möchtest du keine Brüche.
Vers 1 als Beispiel, weil mich an diesem etwas anderes zu einer Änderung bewegen würde, als dass "tropfende Stille" heute zum zweiten Mal zu lesen ist,
Für mich trifft das "Tropfen" hier nicht, weil vom Schimmer der Steininseln die Rede ist. Hier könnte auch von "Stille senken" geschrieben stehen.
leonie hat es in ihrem Änderungsvorschlag gut gelöst, wie ich finde.
Problematisch finde ich noch Zauberlichtbogen, Ewigkeit und Augenblick.

Klar, das ist Romantik pur... ich würde dennoch auf die Suche gehen wollen.

Liebe Grüße
Gerda

Das Bild habe ich beim Abfassen des Komm. noch nicht gesehen.

Nach Ansicht des Bildes, ganz ehrlich, das Bild meiner Fantasie zu deinem Text war viel schöner ;-) nicht weil es ein schlechtes Foto ist, das kann ich eh nicht beurteilen, nein, das Bild war viel romantischer in meiner Vorstellung.

scarlett

Beitragvon scarlett » 16.02.2007, 14:37

Herzlichen Dank für die Rückmeldungen-

Vorerst bleibt der Text,wie er ist, romantisch oder nicht gelungen, wie auch immer.

Nichts für ungut und schönes WE

scarlett

Max

Beitragvon Max » 16.02.2007, 17:53

Liebe Scarlett,

das ist kein einfaches Unterfangen, das Du hier angegangen bist: Du versucht, so lese ich es, einen Moment, der Dir selbst romantisch war zu verdichten und so auch ein romantisches Erlebnis für den Leser zu erzeugen. Dabei - das weiß ich selbst nur zu gut - schießt man leicht über das Ziel hinaus, indem man die Romantik nicht sparsam genug einsetzt.

Ich kann schon verstehen, warum Leonie und Gerda in Strophe 1 zur Zurükhaltung raten. "Golden", "Schimmer", "tropfen" und "Herz" ist in drei Zeilen eine Menge Holz. Meine Version (und das ist ausdrücklich nur ein Versuch, den ich auch nicht so gern unternehme, denn es ist ja Dein Gedicht) hieße vielleicht

Im Schimmer (oder Schatten)
der Steininseln
lauscht du der Stille

wenn es nicht weiterginge mit "Hörst du ..." (das ist auch ein Problem in deinem Text). Also vielleicht:

Im Schimmer
der Steininseln
lauscht du dem Flüstern
im Schilf


In der Folge finde ich den Zauber am Lichtbogen zuviel, soll ihn sich doch der Leser denken, den Zauber, oder nicht? Also etwa so:

Es spannt
wie die Brücke
den Lichtbogen

von dir zu mir
von Augenblick zu Ewigkeit


Ich denke, dass der Moment den Du festhalen möchtest es wert ist und das schimmert (da ist es wieder ;-) ) durch Deine Zeilen.

Liebe Grüße
Max

scarlett

Beitragvon scarlett » 19.02.2007, 20:18

Lieber Max,

du schreibst:

"Du versucht, so lese ich es, einen Moment, der Dir selbst romantisch war zu verdichten"

Nicht ganz, dieses Gedicht ist nämlich nicht aus direktem, persönlichem Empfinden entstanden, sondern einzg und allein als Reaktion auf dieses Bild eines Freundes.
Ich mach das hin und wieder - spontan zu einem seiner Bilder was zu schreiben, was natürlch nicht heißt, daß ich nicht im nachhinein überdenke, überarbeite usw., meist im Austausch mit ihm.

Ich kann schon nachvollziehen, daß da vielleicht doch zu viel des Guten ist-

In einer ersten Version stand für "golden" "grünlich", ich werde dahin zurückkehren.

Und den "Zauber" im "Lichtbogen" nehm ich auch raus.

Dank dir für und auch allen anderen für die Gedanken und Meinungen,

Gruß

scarlett

Max

Beitragvon Max » 19.02.2007, 21:19

Liebe Scarlett,

enstchuldige, falls ich da in meinem Versuch Dein Gedicht zu lesen, Deinen eigenen Antrieb falsch interpretiert habe. Ich denke, dass die neue Variante Deine eigene Gefühle lesbarer machen.

Liebe Grüße
max

königindernacht

Beitragvon königindernacht » 20.02.2007, 13:26

Ach ja, diese schon oft verwendeten Bilder in Gedichten. Als Romantikerin weiß ich ein Leid- Liedlein davon zu singen.

Aber wenn der Leser ganz unbedarft an den Text herangeht, so tut, als sähe/lese er die Kombination Bild/Gedicht das erste Mal, schwelgt er ein wenig vor sich hin und seufzt verstehend.

Ach ja....

Herzlichst, KÖ

Gast

Beitragvon Gast » 20.02.2007, 15:27

Liebe scareltt,

ich muss noch einmal auf Bild/Text zurückkomme.

Für mich hat dieses Foto etwas Unnätürlches... ist ja auch unnatürlich so ein angelegter Inselgarten..., will sagen künstlich. Dazu würde mir z. B. überhaupt nichts einfallen, ;-) aber vielleicht knüpfst du an einen Spaziergang dort, ganz besondere Erinnerungen, die durch die Betrachtung des Bildes wiederaufkeimten.
Die Gefühle die du beschreibst, hätte ich gerne (für mich) wiedergefunden, in dem Bild.
Meine Assoziationen beim Lesen des Textes gingen in eine völlig andere Richtung: Ein Brückenbogen, hoch und groß und irgendwie glänzend bei Nacht, diffus beleuchtet, vielleicht sogar inmitten einer ruhenden Großstadt, oder auch eine einsame Brücke, wie es sie manchmal in den Bergen über Schluchten gibt... Ja, eben Romantik pur.
Dein Text für sich bleibt in meinem Gedächtnis, das gepostete Foto versuche ich zu vergessen.

Liebe Grüße
Gerda

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 20.02.2007, 15:50

Hallo Scarlett,

ich finde das Bild herrlich und mir würde dazu bestimmt etwas einfallen, wenn das für dich o.k. wäre.
was mich an deinem Gedicht irritiert: (Habe nur Gerdas letzten Kommentar gelesen, vielleicht also schon von anderen erwähnt)
die Steininseln schimmern nicht grünlich sondern der See
Stille tropft - hörst du das flüstern
das Flüstern spannt einen Lichtbogen
dir=Augenblick
mir=Ewigkeit

liebe Grüße
smile

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 20.02.2007, 17:49

Liebe scarlett,
ich habe mich "heimlich" mal an dem Bild zum Text probiert, nur ansatzweise bisher aus Zeitgründen leider, aber ich finde auch wie Gerda, dass das Bild zwar als Ideengeber toll ist, aber dein Text doch viel stärker als es ist! Was du aus dem Bild "herausgeholt" hast, ist auf dem Photo nicht wiederzufinden für mich. Also nur äußerlich zu finden, die Magie ist ausschließlich in deinem Text! (ja, da sist ein verstecktes Lob *hihi*).

Ich weiß, das ist kein "reales" Bild mehr und als Collage wohl noch nicht genug fertig, aber ich wollte trotzdem mal. Sollte das nicht erlaubt sein, lösche ich es natürlich sofort! Ich finde nur, so sieht man, dass es wichtig wäre bei einem Bild zu deinem Text, dass die "künstliche" Anlage des Wassers, in denen die Inseln liegen nicht sichtbar ist.

Liebe Grüße,
Lisa

(den Text mag ich so wie er jetzt ist, die Kürzungen finde ich gelungen!)

Bild
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Gast

Beitragvon Gast » 20.02.2007, 18:05

Oh, wie schön! Ich schau voll Andacht.

scarlett

Beitragvon scarlett » 21.02.2007, 10:11

Lieber Max,

da gibts doch nix zu entschuldigen- das war doch alles OK. Ich freue mich, daß die Zeilen für dich nun lesbarer geworden sind.

Liebe Kö,

auch dir ein Danke für die Zeilen, fürs Lesen und die Gedanken dahinter.
Ja manchmal ist das "Altbekannte" in anderem Gewand nicht unbedingt das Schlechteste...

Liebe Gerda,

seltsamerweise hatte ich beim Anblick dieses Bildes überhaupt nicht die Gedanken wie du, von wegen künstlich usw. Natürlich ist das alles wohl künstlich angelegt (bis auf die Brücke, glaube ich, die gabs wohl shcon vorher), ich war ja selber nie an diesem Ort, sah nur das Bild und dachte mir meinen Teil dazu (sicher auch, daß ich das gerne dort mal sehen würde, ist wohl irgendwo im Fränkischen).
Ich glaube aber zu verstehen, was du meinst und ich ahne auch, daß man meinen Zeilen irgendwie anmerkt oder fühlt, daß die persönliche Komponente fehlt, wer weiß, was ich geschrieben hätte, wenn ich das alles in natura gesehen hätte. (uiii...diese Konjunktive!)
Es freut mich jedenfalls, daß dich das alles wohl nicht ganz "kalt" gelassen hat und daß du nochmal darauf zurückgekommen bist- wobei mich natürlcih besonders freut, daß es die Zeilen sind, die dir in Erinnerung bleiben werden... Danke dir.

Hallo smile,

ja ich hab nichts dagegen, laß deinen Gedanken freien Lauf, assoziiere einfach drauflos. Bin gespannt, was bei dir rauskommt.

Liebe Lisa,

aufgrund der Veränderungen, die du vorgenommen hast, verstehe ich (endlich), was auch Gerda gemeint hat und was vorher nicht so zum Tragen kam. Ich finde das gelungen, was du da gemacht hast, was allerdings der "Urheber" dazu sagt, keine Ahnung. Ich werde ihn fragen und ihm den Link dazu geben - sollte er was dagegen haben, werde ich das erfahren. Vorerst besthet kein Grund, das wieder zu löschen... Er wird das sicher auch als ein Experiment sehen.

Danke für die Mühe, die du dir gemacht hast und danke auch für das versteckte Lob meiner Zeilen...

Liebe Grüße euch allen,

scarlett


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