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Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
scarlett

Beitragvon scarlett » 26.02.2006, 20:19

Verlust

Erinnerungswind über Gräbern...
Das Kind
zwischen Mohn und Blau,
Kornblumen auf Äckern,
Sonnenlicht im Haar
und an den Füßen
schwere, schwarze Erde.
Duft der Akazien
über altem Gemäuer
süß und teuer -

Verlust
bezahlt
mit seelenlosen Stunden
Zuletzt geändert von scarlett am 28.02.2006, 22:44, insgesamt 1-mal geändert.

Gast

Beitragvon Gast » 26.02.2006, 22:42

Hm, scarlett, du beschreibst in den wenigen Zeilen ziemlich viel, ich bin mir nicht im Klaren, ob meine Gedanken die richtige Richtung einschlagen:
Ich beginne am Ende...
Handelt es sich um ein "Freudenhaus"? wegen der teuren seelenlosen Stunden?
Oder um einen vergangenen Krieg ? -
...das Kind zwischen Mohn und Kornblumen,
...der süße Akazienduft...
Ich erkenne keinen Zusammenhalt der Bilder.
Abendgrüße
Gerda

scarlett

Beitragvon scarlett » 26.02.2006, 23:03

Hallo Gerda,

der Titel meines Gedichtes ist nicht komplett- und ich vermute, daß das der Grund für deine - zugegebenermaßen sehr interessante - Lesart ist. Eigentlich sollte statt der ... Transsylvania stehen-
Den ursprünglichen Titel "Heimat" habe ich ganz verworfen, da allein schon diesem Wort gegenüber im allgemeinen ein ambivalentes Verhältnis herrscht.

Ich habe in diesem Text meine Erinnerung an eine Landschaft festhalten wollen, eine Landschaft, die mich geprägt hat, in der ich aufgewachsen bin und die ich vor vielen vielen Jahren verlassen habe.

Ich weiß nicht, ob sich durch ein erneutes Lesen jetzt einiges klärt, bzw. wie dann die Bilder "an - und rüberkommen"...

Aber vielen Dank für die deine Gedanken...

Schönen Abend und Gruß,
scarlett

pandora

Beitragvon pandora » 27.02.2006, 20:49

scarlett, ich mag die bilder dieses gedichtes, auch, wenn ich sie möglicherweise nicht bis zum ende entschlüsseln kann. sanft. wehmütig.

mein erster gedanke war: ein witwenschicksal. zweiter weltkrieg. russland vielleicht.

gern gelesen.

lg

p.

scarlett

Beitragvon scarlett » 27.02.2006, 20:59

Hallo pandora,

danke für deine Zeilen.
Es freut mich, daß etwas rübergekommen ist...
Wehmut bei der Erinnerung ist schon da... zumal es eine Zeit für mich heraufbeschwört, die lang vergangen ist und die es auch nicht mehr gibt... auch nicht mehr de facto.

Liebe Grüße,
Scarlett

Gast

Beitragvon Gast » 27.02.2006, 21:40

...ich bin schon sehr für "Verdichtung", aber vielleicht solltest du doch etwas ausführlicher werden, oder deutlicher.
Es hat sehr viel Poesie, vielleicht brauchst du noch eine Weile um es vorsichtig ein wenig zu erweitern, oder ein Band zu knüpfen zwischen den Gedanken.

Liebe Grüße
Gerda

scarlett

Beitragvon scarlett » 27.02.2006, 22:39

... die Reaktionen, die ich bisher auf diesen Text bekommen habe (allgemein, mein ich) und jetzt deine Kommentare dazu, zwingen mich förmlich, mir darüber noch mal Gedanken zu machen. Insofern bin ich auch dir für deine Hinweise dankbar.
Und dabei ist der Text gar nicht so neu, gewissermaßen schon "abgehangen", aber offensichtlich sperrt sich noch etwas in mir, die Gedanken mehr miteinander zu verbinden, deutlicher zu werden....
Es ist einfach eine Kindheitserinnerung- würde denn evtl ein anderer Titel "besser" passen, mehr zum Verständnis beitragen? Oder sind es einfach die Bilder, die so - mehr oder weniger - parataktisch aneinandergereiht den Zugang erschweren?
Der Text ist mir sehr wichtig- solltest du also nochmal Zeit und Muße investieren wollen/können, wäre ich sehr froh...

Lieben Gruß,
scarlett

Gast

Beitragvon Gast » 27.02.2006, 22:59

morgen, liebe scarlett, gern.

Franktireur

Beitragvon Franktireur » 28.02.2006, 01:07

Ich weiß, man kann mit einem Gedicht nicht jeden erreichen...

Ich habe das Problem, mit den letzten Zeilen "bezahlt mit seelenlosen Stunden" nichts anfangen zu können, weil alles, was davor steht, beschrieben wird, genau das Gegenteil auszusagen scheint.

Mir fehlt also der "Gedankensprung", den du beim Schreiben für dich sicher klar vor Augen hast. Aber wie sollte ich ihn nachvollziehen können? Ich las deinen Kommentar, und natürlich verstehe ich nun diese letzten zeilen besser - aber eigentlich sollte das Gedicht selbst dafür sorgen, meine ich.

Also, gib mir als Leser eine Chance. Gib mir im Gedicht Ansatzpunkte, Brüche, Andeutungen, Widersprüche oder was auch immer, damit ich beim Lesen des Gedichts gar nicht anders kann, als zum Schluß den zeilen "bezahlt mit seelenlosen Stunden" nickend zuzustimmen.

Dann ist es wirklich ein gutes Gedicht.

Vielleicht - so hoffe ich - hilft dir das beim Überdenken.

Gruß

Gast

Beitragvon Gast » 28.02.2006, 08:40

ich habe mich für dich gefreut, dass du zwischnezeitlich einen Kommentar von einem dritten Leser bekommen hast.
Was Franktireur schreibt, trifft den Punkt. Da solltest du deine Überlegungen ansetzen. Das Gedicht sollte für sich selbst sprechen können.
(Dazu brauchst du allerdings Abstand und müsstest den eigenen Text, wie den eines fremden Gedichts betrachten können).
Ich bin sicher du findest heraus, was fehlt.

Liebe Grüße
Gerda

scarlett

Beitragvon scarlett » 28.02.2006, 22:41

lieber Franktireur,

danke für deine Zeilen.
Ich merke schon, dieser Text hat es in sich- läßt nicht unbedingt kalt, liefert andrerseits aber auch nicht genügend- ich bin am Denken, Denken, Denken....
Der "Erinnerungswind" setzt den Leser - so hoffe ich - doch schon in die Situation- vergangen, vorbei, Gräber.... das Kind, das einmal war, aber nun nicht mehr ist.
Die Landschaft, die der Text heraufbeschwört, ist davon geprägt- die scharze Erde an den Füßen sollte die Verbundenheit, die Verwurzelung mit dieser Landschaft symbolisieren, die - am Ende - nicht mehr ist.
"Bezahlt mit "seelenlosen Stunden" wird der Verlust- das ist es, was ich eigentlich sagen wollte- deswegen die - vielleicht nur vorläufige Veränderung? - des Titels in "Verlust" und die Einfügung des Wortes in den Text.
Bin nicht sicher, ob das genügt, ob die Auflösung der Bilder in diesem Wort ausreichend ist- ganz glücklich bn ich damit noch nicht-lets wait and see....

Lieben Dank auch dir, Gerda, für deine Zeilen----- aber ich seh schon, ich muß es "allein richten"...... :smile:

Ich bin froh und dankbar dafür, auf diese Forum gestoßen zu sein....

Liebe Grüße,

scarlett

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 14.05.2014, 13:37

Liebe Scarlett,

ich bin auch über die "seelenlosen Stunden " gestolpert.

Im Nachhinein, beim Lesen der Kommentare und deiner Erklärungen, bin ich schlauer geworden.

Ein schönes, melancholiches Gedicht, das zum Nachdenken über die Vergänglichkeit einlädt.

Ich hatte das Gefühl, bei diesen Gräbern zu stehen und mich dunkel an Vergangenes eriinnert.

LG

K.

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Beitragvon Lisa » 14.05.2014, 17:29

Lieber Karlos,

du hast es doch selbst gelesen im Cafe, das scarlett nicht mehr lebt. Du kannst gern die Worte an sie richten, das ist auch eine Art, Abschied zu nehmen und das Ganze zu bewältigen, aber in so einem normalen Textfaden wird das die meisten nur verwirren bzw. weiß man damit nicht umzugehen. Deshalb würde ich dich bitten, ggf. im Cafefaden zu Monika zu wechseln.

Liebe Grüße
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 14.05.2014, 22:00

Liebe Lisa: eben habe ich Gabriella darum gebeten, meinen Kommentar zum Cafe zu verschieben.

Liebe Grüße,

Carlos


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