Surrealistisches

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Cornelia

Beitragvon Cornelia » 06.03.2006, 01:00

Umgeben vom schweren Blau,
am offenen Fenster, träumt sie
vom brennenden Kamel.

Als geköpfte Gesellschaft,
auf dem Sims eine Rose –
an dürren Ästen hängt der Morgen.

Möchte mit ihm zur selben Sekunde
am richtigen Ort sein,
erst ahnen, dann spüren… vollenden.

Perry

Beitragvon Perry » 07.03.2006, 16:05

Hallo Cornelia,
ja ein paar surrealistische Züge trägt dein Text, nur fehlt mir ein wenig der rote Faden. Vor allem der Schluss ist wenig surreal.
Vorschlag:

Im schweren Blau ihrer Augen
brennt ein Kamel.
Auf dem Fenstersims
steht ein Rosenstrauß,
geköpfte Gesellschaft.

Sie möchte mit ihm
am richtigen Ort sein,
ahnt den Sonnenaufgang
hinter den dürren Ästen
des Morgens.

Vielleicht findest Du ja eine Anregung in meiner Variation.
LG
Manfred

Cornelia

Beitragvon Cornelia » 10.03.2006, 14:23

Hallo Perry,
danke für Deine Anregung.
Ich kenne mich mit Surrealistischem gar nicht so wirklich aus, es war ein Versuch nach dem Betrachten eines Dali-Kalenders.

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 21.03.2006, 14:59

Hallo Cornelia,
erst heute habe ich dein Gedicht hier aufgestöbert. Ich finde es das gelungste von allen, die ich bisher von dir gelesen habe! Entgegen den anderen setzt es nicht abrupt ein und führt einen Bogen bevor es endet.

Also mir gefällt es! An Perrys Vorschlag gefällt mir, dass er mehrere Rosen für die Gesellschaft nimmt - oder ist mit Gesellschaft das Teilen von Zeit miteinander gemeint? Ich bevorzuge aber deine Kamelstelle, überhaupt ist die erste Strophe sehr gelungen.

Die letzte Strophe, die ja ein wenig mit der Übertragung der Bilder vorher auf die Gedanken arbeitet, könnte ich mir noch etwas anders vorstellen. Ohne Pünktchen, und zu selben Sekunde gefällt mir als Formulierung nicht.

Ich wäre auf eine zweite Fassung sehr gespannt, denn es lohnt sich!

pompeius

Beitragvon pompeius » 21.03.2006, 17:38

was ist mit dem brennenden kamel gemeint?
ist mit "schweren blau" der himmel oder der zigarettenrauchgemeint?
nikotinsucht,gesellschaftskritik,sehnsucht, mmmh... - passt zu dali

schließe mich an mit der frage nach dem roten faden.

pompeius

scarlett

Beitragvon scarlett » 21.03.2006, 18:11

... den roten Faden sehe ich leider auch nicht... :sad:

Ansonsten schöne Bilder, Cornelia, ansprechend, zum Träumen einladend.

Gruß,
scarlett

Cornelia

Beitragvon Cornelia » 21.03.2006, 18:57

Hallo, ihr Lieben,
mit dem schweren blau sind die Gardinen gemeint.
Ein Mädchen steht am Fenster und schaut in einen Traum, den vom brennenden Kamel. Das ist eine Metapher für die Last im Leben, die wegbrennen soll. Neben sich auf der Fensterbank hat es eine geköpfte Rose liegen, selbst geköpft.
Die Schwierigkeit in der Liebesbeziehung des Mädchens liegt darin, einen Mann nur dann lieben zu können, wenn es nicht wiedergeliebt wird. Deshalb "zur selben Sekunde am richtigen Ort sein". Das Gedicht beschreibt Wunsch und Tragik einer Beziehung, die an der Angst vor Nähe scheitert.

pompeius

Beitragvon pompeius » 21.03.2006, 19:08

danke für die klaren worte.
du hast einen dali-kalender durchgeschaut, irgendein bestimmtes bild?
falls ja, verrate mal den titel, würde mich interessieren

danke,

pompeius

Cornelia

Beitragvon Cornelia » 22.03.2006, 07:35

Hallo Pompeius,

ich habe ein Ausstellung angeschaut, die eine Kunsttherapeutin aus den Bildern 14jähriger Mädchen, die alle Gewaltopfer waren, zusammengestellt hat.

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 23.03.2006, 13:52

Hallo Cornelia,
ja, DAS ist es, warum mir das brennende Kamel so gefiel. Schlimm, dass du es erklären musstest, ich empfinde es jetzt als ein sehr gelungenes und starkes Bild für das, was du beschreibst. Schlimm, dass das ganze Kamel brennen muss und nicht nur die Last. Wundervoll...wieder eins der Bilder, die ich klauen wollte, gäbs Gewissen und Eitelkeit nicht :cool:


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