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Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Gast

Beitragvon Gast » 14.03.2006, 08:59

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 14.03.2006, 16:19

Hallo Gerda,
insgesamt sagt mir dein Gedicht zu, die Kürze des Gedankens, der dem Bild entspricht. Auch das Thema gefällt mir.

Ein paar sprachliche Anmerkungen habe ich aber:

kantig beschnitten - akkustisch und semantisch ist das ein gutes Bild, aber wie sieht das konkret aus? Meinst du den schräg beschnittenen Stiel der Forsythienäste? Ich würde noch nach einem anderen Ausdruck suchen, der nicht eine solche Gegenwehr im Lesr hervorruft, wenn er sich das Bild konkret vorstellt.

Ansonsten empfinde ich diese Stellen des Gedichts als äußerst gelungen:

die forsythien –
verdecken
kantig beschnitten

Und diese am gelungensten:

löwenzahngelbe
samen fliegen
fett auf autodächer

mülltcontainer


Mit diesen beiden Formulierungen haben ich allerdings etwas Schwierigkeiten:

vergewaltigte zierde
zum zweck,

und
zwecklos


Sie zerstören in ihrer Deutlichkeit die Bildsprache des Gedichts und verleihen ihm zusätzlich - nach meinem Empfinden - einen Fingerzeig-Moral-Charakter. Ich finde, dass das Thema vom Leser besser aufgenommen wird, wenn du nur das Bild beschreibst, meiner Meinung drückt es ganz deutlich das aus, was die anderen Wörter "schreien".

Herby

Beitragvon Herby » 14.03.2006, 17:17

Hallo Gerda,

ich habe versucht, mich in deinen Text einzulesen und bin sehr unsicher, ob ich ihn richtig verstanden habe.

Liege ich mit meiner Deutung richtig, dass das letzte Wort "zwecklos"

a) zusammen mit dem Titel eine Art Rahmen, Klammer bildet ... und

b) dass es auf die Vergeblichkeit, da Flüchtigkeit dieser Mittel anspielt?

Die Verse, die Lisa Probleme bereiten

vergewaltigte zierde
zum zweck,


verstehe ich so, dass die Forsythien ( die ich mir übrigens blühend vorstelle, da von Zierde die Rede ist ) insoweit vergewaltigt wurden, da sie zweckentfremdet benutzt werden, indem sie einen so tristen Gegenstand wie einen Müllcontainer - bzw mehrere - "zieren".

Aber wie gesagt, ich bin mir dieser Deutung sehr unsicher...

LG Herby

moana

Beitragvon moana » 14.03.2006, 17:54

Genau so hab ich das auch verstanden... Eigentlich ein sehr alltägliches Gedicht, mit dem jeder was anfangen kann, aber durch diese Einsicht, dass die schönen Bäumchen und Blümchen zweckentfremdet werden, macht das ganze schon wieder ziemlich nachdenklich... :-s . Find ich gut!

grüßerl moana

Gast

Beitragvon Gast » 14.03.2006, 18:53

danke fürs Lesen, ihr habt es genauso verstanden wie es von mir erdacht war.
Dieses Gedicht lässt eigentlich nichts offen., lässt aber denooch den Freiraum für nachdenkliche Gerdanken Richtung vergewaltigte Natur durch Zweckentfremdung...

Liebe Grüße
Gerda

Gast

Beitragvon Gast » 14.03.2006, 19:01

auch bei dir danke ich fürs Lesen und Auseinandersetzen.
Einige Punkte sind sicher schon durch herbys Erläuterung klarer geworden. o konkret die in Form geschnittenen blühenden Forsythien auch sein mögen, sie stehen für Vieles, was der Mensch sich "Zu Nutze" macht und sich dabei häufig selber schadet.. ich sag nur Flussauen, Dämme, Kanäle, Hochwasser...

Liebe Grüße
Gerda

Franktireur

Beitragvon Franktireur » 14.03.2006, 20:06

Ich bin ein bißchen spät dran...

Ist zwar nahezu alles schon gesagt worden, aber eines fällt mir auf:

Also, die Hecke wird zweckentfremdet als Sichtschutz für den häßlichen Container; und die Samen fliegen zwecklos auf die Autodächer - da sie dort nicht wurzeln können? Oder bezieht sich das zwecklos darauf, daß die Samen keinen Zweck verfolgen? Oder beides? Darüber bin ich mir nicht im Klaren...

Jedenfalls ein schön gestaltetes "Konfrontations"-Gedicht (so nenne ich diese Thematik immer für mich, wenn Natur vs. Kultur (hier im weiteren Sinne verstanden a la Zivilisation) gesetzt wird.

Gruß
Frank

Gast

Beitragvon Gast » 14.03.2006, 20:27

zwecklos in beiderlei Sinn, Frank...danke fürs Lesen und Kommentieren

gerdankensinnig

Louisa

Beitragvon Louisa » 19.03.2006, 09:33

Hallo Gerda (Ich darf doch Gerda schreiben?),
Mir gefällt Dein Gedicht auch sehr gut, weil es die süße, bunte Blümchenwelt auf die Müllkippe wirft und sogar vergewaltigt, das ist ein schöner Stilbruch.

Ansonsten: Entschuldigt, aber: Ich bin schrecklich spätpubertierend und wenn ich von löwenzahngelben Samen lese, weckt das unterschiedliche Assoziationen in mir...

Bin ich da die Einzige? Wenn es wenigstens Blütenstaub wäre...

Aber das kann ruhig so bleiben...ist ja hier nicht jeder so infantil.

LG, Louisa

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 19.03.2006, 11:51

Hallo Louisa

Meines Erachtens ist löwenzahngelber Samen in Ordnung. Der Samen des Menschen hat eine so andere Farbe, das er in meinem Kopf keine Assoziation erlaubt.

Ein interessantes, nachdenklich machendes Gedicht.

Schönen Sonntag in die Runde

Jürgen

Louisa

Beitragvon Louisa » 19.03.2006, 12:24

Ich werde mich jetzt hüten neue Farbmetaphern aufzuzählen...

(Ich Kleinkind)

Gast

Beitragvon Gast » 20.03.2006, 10:29

vielen Danke für eure Meinungen und Kritikpunkte.
Dieses Gedicht wollte nicht so recht fertig werden, schien mir... seit 3 Jahren... aber ich denke doch, jetzt ist es reif.

Die Botschaft, die zu individuellen "GeRdanken" anregt kommt rüber, wie ich aus den meisten Kommentaren entnehme... :smile:

Liebe Grüße
Gerda


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