Unausgesprochene Worte

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Rayo del Sol

Beitragvon Rayo del Sol » 14.03.2006, 22:11

Damals hast Du mir nie gesagt, dass du mich liebst
und ich habe es akzeptiert.
Dein Handeln und Deine Gesten zeigten es mir,
sie schienen mehr wert als jene drei Worte.

Mit der Anderen verband Dich nur noch die gemeinsame Tochter.
Du hattest diese Frau einst geliebt und wüdest ihr nie verzeihen,
dass sie Dein Vertrauen so mißbraucht hatte.
Das Zusammenleben mit ihr sei die Hölle gewesen, denn sie verstand Dich nicht.

Später sagtest Du mir, wie sehr Du mich vermißt
und dass Du jeden einzelnen Tag an mich denkst.
Daraufhin nahm ich an, dass Du mich noch immer liebst.
Doch das hast Du ja nie gesagt.

Letztens zitiertest Du eine Zeile aus Deinem Lied,
sprachst von den Augen, die Dir den Verstand rauben
und ich war sicher, dass ich gemeint war, wer sonst?
Es war schon immer Deine Art, die Dinge nie direkt zu sagen.

Heute fand ich heraus, dass dieses Lied von Deiner Liebe zu IHR handelt
und diese Erkenntnis stellt alles in Frage, was einst war.
Allmählich dämmert mir, dass Du - trotz allem - nie aufgehört hast, sie zu lieben.
Ist dies der wahre Grund für die nie ausgesprochenen Worte?

Herby

Beitragvon Herby » 14.03.2006, 23:23

Hi Rayo,

erstmal willkommen hier im Club der lebendigen Dichter! O:)

Habe deinen Text gelesen, und obwohl oder gerade weil ich selbst noch sehr konventionelle Lyrik mit Reim und Versmaß schreibe, finde ich deinen Text sehr interessant.

Ich habe hier im Forum noch selten einen Gedicht gelesen, das für mich so stark wie der deine an Prosa grenzt, womit ich schon wieder bei meiner in der Cafeecke geposteten Frage bin: Was macht die Lyrik eines Textes aus? Vielleicht hast du Anregungen dazu ...

Abgesehen von der Nähe zur Prosa, hatte ich überlegt, ob dein Text nicht eher unter Liebeslyrik einzuordnen ist ...

Wie auch immer, ich bin gespannt, was noch von dir kommt und wünsche kreatives Schaffen!
LG Herby

Gast

Beitragvon Gast » 14.03.2006, 23:39

und falls du neu sein solltest, herzlich willkomen hier.
Gleich eine Frage:
Kennt man dich evtl auch schon unter einem anderen Namen hier im forum?
(Durch deinen Eintrag in dem Thread zur Erzählung "Intelligenztest" [nichts ist wie es scheint], wurde ich daruf aufmerksam)
;-) :-s

Dein Text, handelt von der immer wieder alten neuen Geschichte der Liebe, er liest sich wie ein Brief, den du vielleicht nicht abgeschickt hast.
Als Gedicht hat der Text zu reichlich von bekannten, zu oft vernommenen Formulierungen.

Am ehesten noch könntest du einen Schlagertext draus machen, dann müsste es sich aber reimen und ein Refrain her.
Dir hat es wahrscheinlich gut getan, deine Liebe so in Worte zu fassen, aber lies mal bei Liebeslyrik ein paar Kritiken das wird dir weiter helfen...
Liebe Grüße
Gerda

Rayo del Sol

Beitragvon Rayo del Sol » 15.03.2006, 08:03

Hallo Gerda und Herby,

erst mal Danke für Eure prompten Antworten. Ja, ich bin neu hier und schreibe nicht noch unter einem anderem Synonym hier im Forum und auch in keinem sonstigen Literaturforum o.ä.

Gegen die Rubrik "Liebeslyrik" habe ich mich ganz bewußt entschieden, da ich die Liebe nicht als das eigentliche Thema empfinde, sondern eher das, was "scheint" und was "ist". Die Kritiken dort schau ich mir dennoch gerne an.

Das literarische Du hat den Text übrigens nie zu Gesicht bekommen. Bis ich ihn eingestellt habe, kannten ihn nur ganze drei Leute. Der Vergleich mit dem Brief stimmt, das war mir gar nicht bewußt.

Wo die Grenzen zwischen Lyrik und Prosa liegen, ist in der Tat eine interessante Frage, die ich nicht so einfach beantworten kann. Demnächst schau ich auf jeden Fall mal in die Caféecke, aber jetzt muß ich los zur Arbeit.

Liebe Grüße
Rayo del Sol

Max

Beitragvon Max » 17.03.2006, 12:44

Hallo Rayo,

ich kann mir die geschilderte Situation gut vorstellen.

Dennoch frage ich mich, ob der Text - egal ob Lyrik oder Prosa - nicht noch sehr dich an der Realität ist; mir scheint es beinahe wie eine Vorform zu einem literarischen Text, der noch der Bearbeitung, der Verdichtung bedarf.

Liebe Grüße
Max


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