Das Ende einer Affäre

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Franktireur

Beitragvon Franktireur » 18.03.2006, 20:44

Interimsliebe
zu viel gesagt
zu wenig getan
du bleibst bei ihm
ich bleibe allein




(Kommentar: Der Versuch, das Thema so weit als möglich zu verknappen - aus dem Jahr 2004)

(c)Franktireur

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 19.03.2006, 22:19

Hallo Frank

Du schreibst:

"Der Versuch, das Thema so weit als möglich zu verknappen "

Der Versuch scheint mir gelungen zu sein. Noch mehr wegzulassen, hieße Essentielles wegzulassen. Du lässt sogar offen, wer in der Beziehung zu viel gesagt und zu wenig getan hat. Es bleibt eine verhaltene Klage:

"Du bleibst bei ihm - Ich bleib allein."

Das Wort "Interimsliebe" verstehe ich so, dass das lyr. Ich diese Liebe im Nachhinein als Zwischenzustand analysiert. Ich hätte mir hier "Es war eine..." gewünscht, um den Blick auf eine vergangene Beziehung zu zeigen, aber das widerspräche wohl dem Prinzip der Verknappung.

Interessant

Jürgen

Gast

Beitragvon Gast » 20.03.2006, 11:34

Du weißt ich liebe Verknappung...
Deine Verknappung ist mir noch zu ausführlich... :smile:
Die Idee gefällt mir.
Lass um Himmels Willen diesen Begriff "Interimsliebe" weg. Erinnert an Politik...Interimsvorsitzender o. ä...
Der Titel sagt doch schon um welche Art von Liebe es geht.

Dann ist da für mich eine wweitere Zeile zu viel
Also Ich würde bei Vers 2 beginnen und nach Vers 4 aufhören, ...
das wäre klar und deutlich genug.
Mehr an Deutlichkeit braucht es nicht, m. E.


Ein: Du bleibst bei ihm hätte völlig ausgereicht, das beinhaltet nämlich schon das Alleinbleiben des Lyrich.


Ich erinnere einen meiner Texten, der deinem inhaltlich ähnelt...

Schrittweises Erkennen

rückschauend
betrachtet,
war
der letzte Schritt
schon
vor dem ersten
getan.
©GJ
...so habe ich es sinnentsprechend bildhaft formuliert.

L. G. G.

Franktireur

Beitragvon Franktireur » 20.03.2006, 16:40

Hallo Gurke, hallo Gerda,

ersteinmal ein Danke an Euch beide für die Kommentare.

@Gurke: in der Fassung davor hatte ich noch "Es war eine" vor Interimsliebe stehen, dann dachte ich mir, daß das "Es war eine" aus dem Kontext ersichtlich wird und strich es.

@Gerda: Ich lasse um "Himmelswillen" und um "derHöllewillen" die Interimsliebe nicht weg - und zwar (fast und auch) aus dem Grund, den Du angeführt hast, um es zu streichen. Denn es wurde "zu viel gesagt, zu wenig getan", genau wie bei Sitzungen :mrgreen: .

Daß mit dem "ich bleibe allein" lasse ich mir noch mal durch den Kopf gehen. Obwohl ich befürchte, daß es dann rhythmisch nicht mehr wirkt.

Grüße
Frank

Gast

Beitragvon Gast » 20.03.2006, 16:50

ganz schön cool Frank :smile:
irgendwie hat Liebe, ob heil oder zerbrochen für mich nichts mit Politik zu tun...
...obwohl... Frank doch ich kann dir folgen ;-)
Vorsicht jetzt werde ich bissig:
frau sollte den Versprechungen der Männer genau so wenig Glauben schenken, wie denen der Politiker, denn beide Spezies versprechen sich gern... :cool:
in diesem Sinn - Ausnahmen bestätigen die Regel -
L. G. G.

Franktireur

Beitragvon Franktireur » 20.03.2006, 16:56

:mrgreen: Stimmt, Liebe hat nix mit Politik zu tun.

Aber gilt das auch für Beziehungen...? :cool:
Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.

Aber auf eine mögliche Änderung bin ich nun noch gekommen:

Ich könnte "Interimsliebe" als Titel nehmen und "Das Ende einer Affäre" ersatzlos streichen. Wäre noch eine Verkürzung...

Gruß
Frank

moana

Beitragvon moana » 20.03.2006, 17:57

Hallo!

Also, das wollte ich dir auch vorschlagen mit der Überschrift, aber mal ne ganz andere Frage: Was ist denn genau "Interimsliebe" eigentlich?? Das sagt mir nämlich weniger als jede mathematische Formel.... :-$

grüßerl moana

Gast

Beitragvon Gast » 20.03.2006, 20:04

wie wäre es denn mit Liebesbeschränkung, Einschränkung der Liebe, liebes-zu weisung, liebes-be-zug
oder so ähnlich
...Das Fremdwort Interim- hat im Deutschen diesen faden Beigesschmack von Übergangslösungen... und weniger von vorübergehend...
Als ob ein Übergang ein Lösung sein kann... :-s

Also vielleicht stolpert da auch nur mein Sprachgefühl, dass ich meine, da müsste ein anderer Titel her, als jener "Interimsliebe".

L. G. Gerda :-)
Zuletzt geändert von Gast am 20.03.2006, 21:27, insgesamt 1-mal geändert.

Franktireur

Beitragvon Franktireur » 20.03.2006, 20:40

Mhm...

interim = zwischenzeitlich, einstweilig (politisch = übergangsmäßig)

Das trifft es sehr genau, was ich mit Interimsliebe sagen will, sie war eine Übergangslösung, sie war sozusagen eine Art Zwischenspiel, bis zur Entscheidung, von der alten Beziehung tatsächlich den Absprung zu machen (in dem Fall ist das lyrische ICH also eine Art Sprungbrett), oder die alte Beziehung wieder aufzunehmen (dann wars eine Art Seitensprung), in jedem Fall aber eine Interimslösung, bei der das lyrische ICH (der Verlassene) der Dumme ist.

Tut mir ja leid, Leute (nee, nicht wirklich :razz: ), aber der Begriff ist der, der tatsächlich am besten passt.

Gruß
Frank

Louisa

Beitragvon Louisa » 20.03.2006, 21:25

Hallo Frank!

Schon weil ich ein neues Wort gelernt habe, lohnt es sich es dabei zu belassen.

Am Anfang dachte ich, Du meinst: "Intimsliebe"...

-hätte zum Titel gepasst.

Ob das jetzt aber der Zuckerguss der Lyrik ist, diese fünf Zeilchen, stelle ich mal in den (virtuellen) Raum.

In der Kürze liegt jedoch (bekanntlich) die Würze...(war das eine unbewusste Anspielung auf mein Gedicht?)

Ach, was soll´s: Ich find´das eigentlich ganz schön.

LG, louisa

scarlett

Beitragvon scarlett » 21.03.2006, 08:03

... ich finde deinen Text sehr gut und sehr ansprechend.
Laß um Gottes Willen die Interimsliebe stehen- nicht nur aufgrund deiner Ausführungen dazu, hat sich mir das- was du damit sagen willst- aufs erste erschlossen und ich finde den Begriff genau richtig.
Einen kleinen Hinweis hätte ich aber schon bzw. eine Frage: was hältst du davon, "allein" abzusetzen? Die Parallelität, auf die das Gedicht baut, finde ich gut, aber die Spannung würde durch das Absetzen dieses Wortes eben irgendwie nicht erfüllt- das "irgendwo in der Luft hängenbleiben" wäre auch optisch markiert. Ist nur so ne Idee- nix für ungut.

Interimsliebe
zu viel gesagt
zu wenig getan
du bleibst bei ihm
ich bleibe
allein

Liebe Grüße,
scarlett

Gast

Beitragvon Gast » 21.03.2006, 08:08

...komisch, gestern dachte ich noch, dass ich mich damit nicht anfreunden kann..., aber jetzt heute früh...
Gut gemacht Frank!
Dank scarlett habe auch ich kapiert... so ist es rund. :-s

einen schönen Tag
Gerda

Benutzeravatar
Ylvi
Beiträge: 9468
Registriert: 04.03.2006

Beitragvon Ylvi » 21.03.2006, 09:12

endlosliebe

zu viel versprochen
zu weit gegangen
zu stark geliebt

nun steht er
verlassen

(smile)

Benutzeravatar
Lisa
Beiträge: 13944
Registriert: 29.06.2005
Geschlecht:

Beitragvon Lisa » 21.03.2006, 14:53

Hallo,
ich würden Begriff auch stehen lassen, er ist doch der Begriff um den das gedicht kreist (eine ideale Verkürzung wäre es wohl das Gedicht auf dieses Wort zu verkürzen :mrgreen: , nein, scherz). Zudem passt das "fremde", kühle Text zum schnellen Fazitcharakter des Gedichts.

Gefällt mir...ich würde übrigens auch die letzten zwei Zeilen stehen lassen, es hat mehr Kraft beim Lesen als wenn nur der erste Gedanken "Du bleibst bei ihm" stehen bliebe.


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 7 Gäste