Ich versuche.
Ich versuche mich.
Ich versuche nicht nachzusprechen:
DU SOLLST NICHT MORDEN
von einem Berg,
sondern unten
ein fröhliches Gesicht
zu machen.
Ich versuche
Lieber Moshe,
das gefällt mir vom Ansatz her gut ... und erinnert mich an unsere Diskussion, ob man das "Du sollst nicht morden" wiederholen soll und kann und ob das ein literarischer Text wird. Hier zeigst Du wie es geht.
Ich denke, dass der Stoff bei Bedarf noch viel Potenzial birgt - gerade im Hinsicht auf die biblischen Texte im Exodus ... es ließe sich vom goldenen Kalb erzählen, von der Hoffnung und davon wie sie lebt und stirbt.
Gefällt mir.
Liebe Grüße
Max
das gefällt mir vom Ansatz her gut ... und erinnert mich an unsere Diskussion, ob man das "Du sollst nicht morden" wiederholen soll und kann und ob das ein literarischer Text wird. Hier zeigst Du wie es geht.
Ich denke, dass der Stoff bei Bedarf noch viel Potenzial birgt - gerade im Hinsicht auf die biblischen Texte im Exodus ... es ließe sich vom goldenen Kalb erzählen, von der Hoffnung und davon wie sie lebt und stirbt.
Gefällt mir.
Liebe Grüße
Max
Lieber Moshe,
bei diesen Zeilen brennt in mir unwillkürlich ein Bild, irgendwo auf der Strecke hinter Hebron Richtung arabisch ~~~~~ westwärts,
auf einem Wüsten-Berg lugt irgendwas mit Stachdeldraht herunter, eine fette Straße führt hinauf,
Ich versuche nicht nachzusprechen:
DU SOLLST NICHT MORDEN
von einem Berg,
sondern unten
ein fröhliches Gesicht
machen.
Diese Versuchung überkam mich dort nicht.
Nachdenkliche Grüße,
Stefan
bei diesen Zeilen brennt in mir unwillkürlich ein Bild, irgendwo auf der Strecke hinter Hebron Richtung arabisch ~~~~~ westwärts,
auf einem Wüsten-Berg lugt irgendwas mit Stachdeldraht herunter, eine fette Straße führt hinauf,
Ich versuche nicht nachzusprechen:
DU SOLLST NICHT MORDEN
von einem Berg,
sondern unten
ein fröhliches Gesicht
machen.
Diese Versuchung überkam mich dort nicht.
Nachdenkliche Grüße,
Stefan
Lieber Moshe,
erst nochmals Danke für deinen Hinweis.
Diese Rubrik heisst ja "Blick aus dem Fenster", und ich hab jetzt mal abgewartet, ob ich was neues sehe.
Die von Max angesprochene Diskussion sagt mir natürlich nichts.
Ich frag mich, was mit dem "Potential, das von innen zu entdecken ist" gemeint sein könnte.
Vielleicht ist ja mein Fenster total mit Brettern zugenagelt, und ich seh wieder mal nicht das Offensichtliche.
Ich les vor allem eine Sinnumkehrung im Text heraus. Das ist für mich das Prägende dieses Textes.
"Ich versuche NICHT nachzusprechen".
Ich habs mit solchen Sinnumkehrverdrehungen überhaupt nicht, wenn das ein lyrisches Mittel ist,
dann bin ich ihm öfters begegnet, doch es hat mich noch nie überzeugt.
Ich versuche, hinter den Sinn des Textes zu kommen, und versuche deshalb, dieses doppeldeutige
"ich versuche mich" links liegen zu lassen, obwohl ich damit vielleicht die Türklinke in der Hand halte.
Die Sinnumkehrung tanzt hier in diesem Stück Walzer. So kommt es mir vor.
Ich wäre froh, noch weitere Stimmen zu diesem Text zu hören.
Ehrlicherweise sag ich gleich dazu, dass ich ein paar Tage lang nicht antworten kann.
mit Grüßen,
Stefan
erst nochmals Danke für deinen Hinweis.
Diese Rubrik heisst ja "Blick aus dem Fenster", und ich hab jetzt mal abgewartet, ob ich was neues sehe.
Die von Max angesprochene Diskussion sagt mir natürlich nichts.
Ich frag mich, was mit dem "Potential, das von innen zu entdecken ist" gemeint sein könnte.
Vielleicht ist ja mein Fenster total mit Brettern zugenagelt, und ich seh wieder mal nicht das Offensichtliche.
Ich les vor allem eine Sinnumkehrung im Text heraus. Das ist für mich das Prägende dieses Textes.
"Ich versuche NICHT nachzusprechen".
Ich habs mit solchen Sinnumkehrverdrehungen überhaupt nicht, wenn das ein lyrisches Mittel ist,
dann bin ich ihm öfters begegnet, doch es hat mich noch nie überzeugt.
Ich versuche, hinter den Sinn des Textes zu kommen, und versuche deshalb, dieses doppeldeutige
"ich versuche mich" links liegen zu lassen, obwohl ich damit vielleicht die Türklinke in der Hand halte.
Die Sinnumkehrung tanzt hier in diesem Stück Walzer. So kommt es mir vor.
Ich wäre froh, noch weitere Stimmen zu diesem Text zu hören.
Ehrlicherweise sag ich gleich dazu, dass ich ein paar Tage lang nicht antworten kann.
mit Grüßen,
Stefan
Lieber Moshe/Moses,
Besser ist es mit fröhlicher Miene unter die Menschen zu gehen, statt sie zu triezen, bis sie morden.
Genau. Dass du bei der Namensgleichheit das zu deinem Thema machst, kann ich nachvollziehen.
Mir gefällt es.
Lieben Gruß
ELsa
Besser ist es mit fröhlicher Miene unter die Menschen zu gehen, statt sie zu triezen, bis sie morden.
Genau. Dass du bei der Namensgleichheit das zu deinem Thema machst, kann ich nachvollziehen.
Mir gefällt es.
Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen
Lieber Max!
Das Potential (Und nicht das Potenzial) baue ich nun weiter aus:
-----------------
Ich suche.
Ich suche mich.
Ich suche nicht nachzusprechen:
DU SOLLST NICHT MORDEN
von einem Berg,
sondern unten
ein fröhliches Gesicht
zu machen.
-------------------------------
Lieber Jondoy!
Das innere Potential ist an mich geknüpft. Es ist versus der christlichen Schreibweise/'Übersetzung' des Tannach, dessen, was man das alte Testament nennt.
Ich versuche hier eine Umkehrung des Prozesses der Umdeutung und falschen Übersetzung zu praktizieren.
Das Ganze ist mir innerlich, weil ich die Differenz nicht nur in den Fakten kenne, sondern auch in mir.
Deshalb dieser Text und seine Weiterentwicklung im 'Blick aus dem Fernster'
Es ist ein Blick rückwärts: Es heißt im Orginal nicht: DU SOLLST NICHT TÖTEN, wie es so verbreitet ist, sondern in einer schon angepassten Version: DU SOLLST NICHT MORDEN.
Das ist aber auch nur ein Zwischenschritt, denn das Eigentliche, der Tannach, sagt noch ganz was anderes.
Dabei geht es meiner Meinung nach auch zwischen diesen beiden Varianten schon, um erheblichen Kulturwert, der eben nach Bedarf sich auf eine Quelle beruft, die aber in diesen beiden Fällen nicht authentisch ist.
Hier sind also Kalküle im Spiel. Und für mich wird es daran besonders deutlich.
Aber das ist ein anderes Kapitel.
Erstmal sehen, ob sich hier überhaupt jemand auf diese beiden Varianten einlassen kann.
MlG
der Moshe
Das Potential (Und nicht das Potenzial) baue ich nun weiter aus:
-----------------
Ich suche.
Ich suche mich.
Ich suche nicht nachzusprechen:
DU SOLLST NICHT MORDEN
von einem Berg,
sondern unten
ein fröhliches Gesicht
zu machen.
-------------------------------
Lieber Jondoy!
Das innere Potential ist an mich geknüpft. Es ist versus der christlichen Schreibweise/'Übersetzung' des Tannach, dessen, was man das alte Testament nennt.
Ich versuche hier eine Umkehrung des Prozesses der Umdeutung und falschen Übersetzung zu praktizieren.
Das Ganze ist mir innerlich, weil ich die Differenz nicht nur in den Fakten kenne, sondern auch in mir.
Deshalb dieser Text und seine Weiterentwicklung im 'Blick aus dem Fernster'
Es ist ein Blick rückwärts: Es heißt im Orginal nicht: DU SOLLST NICHT TÖTEN, wie es so verbreitet ist, sondern in einer schon angepassten Version: DU SOLLST NICHT MORDEN.
Das ist aber auch nur ein Zwischenschritt, denn das Eigentliche, der Tannach, sagt noch ganz was anderes.
Dabei geht es meiner Meinung nach auch zwischen diesen beiden Varianten schon, um erheblichen Kulturwert, der eben nach Bedarf sich auf eine Quelle beruft, die aber in diesen beiden Fällen nicht authentisch ist.
Hier sind also Kalküle im Spiel. Und für mich wird es daran besonders deutlich.
Aber das ist ein anderes Kapitel.
Erstmal sehen, ob sich hier überhaupt jemand auf diese beiden Varianten einlassen kann.
MlG
der Moshe
Hallo Moshe,
Freie Textinterpretation, ein Versuch:
Ich versuche, mir eine andere Sichtweise anzueignen.
Ich versuche nicht mehr das nachzusprechen,
wovon alle reden,
sondern im Heute und Jetzt
ein fröhliches Gesicht zu machen.
Diesen Kompass hab ich vor einigen Tagen auf einer steinigen Insel gefunden:
„Grob gesagt geht es darum, die Intention eines Textes – nicht notwendig die des Autors – aufzuspüren und herauszuarbeiten,
das Geschriebene daran zu messen und Verbesserungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Die Analyse betrifft den Stil ebenso wie Inhalt
und Konstruktion, Motive und Bildsprache, die verwendete Perspektive, Charakterisierung der Figuren, Spannung, Klang,
Glaubwürdigkeit, Gleichgewicht, kurz, die Frage, ob der Text funktioniert“
(j.zeh)
Wenn das eingangs von mir ausgedrückte die Intension des Textes wenigstens ansatzweise getroffen haben sollte, dann hab ich erhebliche Zweifel, ob der Text dies dem Leser / der Leserin vermitteln kann.
Mit welchen Mitteln wäre dies zu bewerkstelligen, frage ich mich, man könnte den Text um erklärendes erweitern, doch weitergehende Erklärungen passen hier wohl nicht, es besteht dann die Gefahr, dass er geschwätzig wirkt, und dass passt nicht zum Ton des Textes, find ich, in dem Text ist wohl die Aussage das Wesentliche, und die muss schlank daherkommen und nicht in ein erklärendes Gewand gehüllt.
Meine heutige Textinterpretation als Ausgangslage hernehmend, stell ich mir die Frage, ob dieses „Ich versuche mich“ nicht doch zu irreführend ist.
Im Moment würde ich den Text eher kürzen.
Vielleicht würde ich nur das stehen lassen:
„Ich versuche nicht nachzusprechen:
DU SOLLST NICHT MORDEN,
sondern
ein fröhliches Gesicht zu machen.“
Zu deinen Ausführungen noch so ein paar „OT-Gedanken“ (ein bescheuertes Wort find ich) meinerseits dazu.
Wo das herkommt, was in der Bibel steht, interessiert in meiner Gesellschaft fast niemand mehr, selbst Christen hinterfragen das oft gar nicht mehr.
Ich weiss nicht, wie das in eurer Gesellschaft ist, ob die sich noch groß für die Thora, die Nebiim und die Ketubim interessieren.
Mir ist zumindest einigermaßen klar, was dieses Buch, dass man Bibel nennt, ist.
Sie ist eine Sammlung von Texten, die ursprünglich auf Rollen geschrieben waren, die meist in Kisten aufbewahrt wurden.
Ich glaube, deine Religion erkennt nur Texte an, die ursprünglich auf Althebräisch geschrieben wurden. Meine noch ein paar mehr.
Möglicherweise sind wir uns darüber einig, dass die gemeinsamen Texte von beiden nicht von Gott diktiert und auch nicht von einzelnen begnadeten Sehern niedergeschrieben wurden, sondern von Menschen wie Du und ich, von gewöhnlichen Menschen, kleinen Gruppen, die damals des Schreibens kundig waren.
Die meisten dieser Texte haben sie in Krisenzeiten niedergeschrieben, um das israelitische Volk vor religiöser, politischer und kultureller Entwurzelung zu schützen. Davor waren es mündliche Überlieferungen.
Papyri oder Pergamentrollen wurden nur beschrieben, wenn es unbedingt erforderlich war, Steintafeln nur, wenn es unbedingt erforderlich und unheimlich wichtig war. Und unheimlich wichtig war damals bekanntermaßen meist nur die Selbstdarstellung von gewissen Leuten.
Ich weiss nicht so genau, warum die Israeliten schon bald ihre eigene Sprache verlernten. Es war wohl der Kontakt mit anderen Kulturen, der Umstand, dass viele Israeliten schon bald nicht mehr im hebräischen Kanaan lebten. Schließlich gabs ja schon damals in dieser Region so was wie „Multi-Kulti“ im Kleinen.
Jedenfalls mussten die althebräischen Texte schon bald in andere Sprachen übersetzt werden, damit es die Menschen noch verstanden, beispielsweise ins Aramäische und ins Griechische, später dann ins Lateinische, ins Neuhebräische und viele andere Sprachen.
Selbst Jesus sprach damals um Null Null schon Aramäisch, nicht mehr Althebräisch (ob er wenigstens noch Althebräisch lesen konnte, das würde mich interessieren, er hat doch damals in den Synagogen oft aus alten Schriftrollen vorgelesen).
Was ist eine gute Übersetzung? Eine gute Übersetzung überträgt nicht bloß, sondern bedarf der Kreativität und dem Einfallsreichtum, hab ich mal gelesen, wenn sie den Charakter des Originals bewahren will. Übersetzung beinhaltet bekanntermaßen bei allem Bemühen um Authentizität immer auch Interpretation.
Und jetzt kann ich den Bogen endlich schließen.
Fast gänzlich alle Bibelzitate, die heute bei uns in den Medien so rumkursieren, gebrauchen nicht den hebräischen Originalton (warum wohl), also ist da stets Vorsicht geboten. Beliebt ist auch die Masche, etwas aus dem Kontext zu reißen. Oft wird eine ganz bestimmte Übersetzung der zitierten Passage gewählt, nur damit sie sich leicht und gefällig in die eigene Argumentation einfügt. Voila!
Wenn interessiert es denn noch wirklich, was da drin steht. Mich ein wenig, dich vielleicht ein wenig und noch ein paar andere.
Marc Chagall hat übrigens bestimmte Tannak-Stellen besonders schön ausgelegt, hab ich in eurem Krankenhaus erleben dürfen.
Manchmal „übersetzt“ eine andere Ausdrucksform meiner Empfindung nach eben besser als Worte.
viele Grüße,
jondoy
PS:
Im Moment ist mir nicht klar, wie sich der Unterschied in der Aussage zwischen der Wortwahl „DU SOLLST NICHT TÖTEN“ und dem „DU SOLLST NICHT MORDEN“ auf die Aussage des Textes niederschlägt.
Freie Textinterpretation, ein Versuch:
Ich versuche, mir eine andere Sichtweise anzueignen.
Ich versuche nicht mehr das nachzusprechen,
wovon alle reden,
sondern im Heute und Jetzt
ein fröhliches Gesicht zu machen.
Diesen Kompass hab ich vor einigen Tagen auf einer steinigen Insel gefunden:
„Grob gesagt geht es darum, die Intention eines Textes – nicht notwendig die des Autors – aufzuspüren und herauszuarbeiten,
das Geschriebene daran zu messen und Verbesserungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Die Analyse betrifft den Stil ebenso wie Inhalt
und Konstruktion, Motive und Bildsprache, die verwendete Perspektive, Charakterisierung der Figuren, Spannung, Klang,
Glaubwürdigkeit, Gleichgewicht, kurz, die Frage, ob der Text funktioniert“
(j.zeh)
Wenn das eingangs von mir ausgedrückte die Intension des Textes wenigstens ansatzweise getroffen haben sollte, dann hab ich erhebliche Zweifel, ob der Text dies dem Leser / der Leserin vermitteln kann.
Mit welchen Mitteln wäre dies zu bewerkstelligen, frage ich mich, man könnte den Text um erklärendes erweitern, doch weitergehende Erklärungen passen hier wohl nicht, es besteht dann die Gefahr, dass er geschwätzig wirkt, und dass passt nicht zum Ton des Textes, find ich, in dem Text ist wohl die Aussage das Wesentliche, und die muss schlank daherkommen und nicht in ein erklärendes Gewand gehüllt.
Meine heutige Textinterpretation als Ausgangslage hernehmend, stell ich mir die Frage, ob dieses „Ich versuche mich“ nicht doch zu irreführend ist.
Im Moment würde ich den Text eher kürzen.
Vielleicht würde ich nur das stehen lassen:
„Ich versuche nicht nachzusprechen:
DU SOLLST NICHT MORDEN,
sondern
ein fröhliches Gesicht zu machen.“
Zu deinen Ausführungen noch so ein paar „OT-Gedanken“ (ein bescheuertes Wort find ich) meinerseits dazu.
Wo das herkommt, was in der Bibel steht, interessiert in meiner Gesellschaft fast niemand mehr, selbst Christen hinterfragen das oft gar nicht mehr.
Ich weiss nicht, wie das in eurer Gesellschaft ist, ob die sich noch groß für die Thora, die Nebiim und die Ketubim interessieren.
Mir ist zumindest einigermaßen klar, was dieses Buch, dass man Bibel nennt, ist.
Sie ist eine Sammlung von Texten, die ursprünglich auf Rollen geschrieben waren, die meist in Kisten aufbewahrt wurden.
Ich glaube, deine Religion erkennt nur Texte an, die ursprünglich auf Althebräisch geschrieben wurden. Meine noch ein paar mehr.
Möglicherweise sind wir uns darüber einig, dass die gemeinsamen Texte von beiden nicht von Gott diktiert und auch nicht von einzelnen begnadeten Sehern niedergeschrieben wurden, sondern von Menschen wie Du und ich, von gewöhnlichen Menschen, kleinen Gruppen, die damals des Schreibens kundig waren.
Die meisten dieser Texte haben sie in Krisenzeiten niedergeschrieben, um das israelitische Volk vor religiöser, politischer und kultureller Entwurzelung zu schützen. Davor waren es mündliche Überlieferungen.
Papyri oder Pergamentrollen wurden nur beschrieben, wenn es unbedingt erforderlich war, Steintafeln nur, wenn es unbedingt erforderlich und unheimlich wichtig war. Und unheimlich wichtig war damals bekanntermaßen meist nur die Selbstdarstellung von gewissen Leuten.
Ich weiss nicht so genau, warum die Israeliten schon bald ihre eigene Sprache verlernten. Es war wohl der Kontakt mit anderen Kulturen, der Umstand, dass viele Israeliten schon bald nicht mehr im hebräischen Kanaan lebten. Schließlich gabs ja schon damals in dieser Region so was wie „Multi-Kulti“ im Kleinen.
Jedenfalls mussten die althebräischen Texte schon bald in andere Sprachen übersetzt werden, damit es die Menschen noch verstanden, beispielsweise ins Aramäische und ins Griechische, später dann ins Lateinische, ins Neuhebräische und viele andere Sprachen.
Selbst Jesus sprach damals um Null Null schon Aramäisch, nicht mehr Althebräisch (ob er wenigstens noch Althebräisch lesen konnte, das würde mich interessieren, er hat doch damals in den Synagogen oft aus alten Schriftrollen vorgelesen).
Was ist eine gute Übersetzung? Eine gute Übersetzung überträgt nicht bloß, sondern bedarf der Kreativität und dem Einfallsreichtum, hab ich mal gelesen, wenn sie den Charakter des Originals bewahren will. Übersetzung beinhaltet bekanntermaßen bei allem Bemühen um Authentizität immer auch Interpretation.
Und jetzt kann ich den Bogen endlich schließen.
Fast gänzlich alle Bibelzitate, die heute bei uns in den Medien so rumkursieren, gebrauchen nicht den hebräischen Originalton (warum wohl), also ist da stets Vorsicht geboten. Beliebt ist auch die Masche, etwas aus dem Kontext zu reißen. Oft wird eine ganz bestimmte Übersetzung der zitierten Passage gewählt, nur damit sie sich leicht und gefällig in die eigene Argumentation einfügt. Voila!
Wenn interessiert es denn noch wirklich, was da drin steht. Mich ein wenig, dich vielleicht ein wenig und noch ein paar andere.
Marc Chagall hat übrigens bestimmte Tannak-Stellen besonders schön ausgelegt, hab ich in eurem Krankenhaus erleben dürfen.
Manchmal „übersetzt“ eine andere Ausdrucksform meiner Empfindung nach eben besser als Worte.
viele Grüße,
jondoy
PS:
Im Moment ist mir nicht klar, wie sich der Unterschied in der Aussage zwischen der Wortwahl „DU SOLLST NICHT TÖTEN“ und dem „DU SOLLST NICHT MORDEN“ auf die Aussage des Textes niederschlägt.
Lieber Jondoy!
Erstmal Dank für deine ausführliche Auseinandersetzung, mehr mit dem Hintergrund, als mit dem Text selbst.
Unwillkürlich, in einer Übersicht, wirkst du auf mich wie ein Hausbesitzer, der vergessen hat, daß sein Haus auf Grundmauern steht, ja sogar sagt, diese interessieren nicht mehr.
So etwas kann kollektiv und auch individuell zu ziemlichen Problemen führen, wie sich in der Geschichte immer wieder zeigt.
Meiner Meinung nach unterliegen wir kollektiv einer Evolution, die man als Geschichte (Ein Geschichte) bezeichnet, also wo eine Lage auf die nächste kommt. Das ist ist wie beim Bau eines Hauses, wo erst die Grundmauern, das Fundament, errichtet werden und man dann weiter nach oben aufstocken kann.
Dort gibt es also Schichten (kulturelle Schichten oder Steine) auf der wir als Menschen in unserer kulturellen Entwicklung weiter aufbauen, die sich in rechtliche, soziale, philosophische, usw., Aspekte verzweigen.
Du, wie deine Mitmenschen, ebenso wie ich, leben auf diesen Schichten und erleben die zivilisierte Gesellschaft, bzw. die sich zivilisierenden Gesellschaften, die nach einer beständigen Neuinterpretation und Verfeinerung suchen.
Das kannst du emotional und rechtlich beständig in den Nachrichten verfolgen und selbst in der Dramaturgie der Filme erkennen.
Es geht um eine unentwegte Neubesinnung und Verfeinerung der Grundlagen, um uns weiter zu entwickeln, also um unsere Evolution.
Wenn es oben, also in der heutigen Zeit, immer wieder zu Verfehlungen kommt, meistens aufgrund des archaischen Kerns, den wir haben, halte ich es aus eben diesem Grunde, für notwendig und angemessen, auch mal wieder nach den Grundlagen zu schauen und sie neu zu betrachten. Auch unter dem Aspekt, ob die Übersetzungen/Umschreibungen eigentlich der Sache gerecht werden, die ursprünglich gedacht und beschrieben wurde.
Das halte ich für mich und durch meinen Wechsel aus der christlichen Welt in meine jüdische Heimatwelt, für durchaus interessant, ja manchmal geradezu notwendig, weil sich da Interpretations-Fehler in der Diskussionen zwischen Gesellschaften und im Selbstverständnis ergeben.
So wiegelts du die Bedeutung des Textes und seinen Hintergrund ziemlich generell ab, wie es in deiner Gesellschaft üblich ist.
Das halte ich für einen Irrtum. Ich könnte den Fakt anführen, daß die Bibel das meistgedruckte Buch überhaupt ist, was wohl nicht mit mangelndem Interesse in Verbindung gebracht werden kann.
Die Sache sitzt aber tiefer: Das ganze Rechts- und Werte- System deiner Gesellschaft, und nicht nur dieser, wurde aus den jüdischen Texten, den Büchern Mose im speziellen, entwickelt. Also das ganze Zivil- und Strafrecht deiner Gesellschaft, und weiteres, basiert darauf!
Insofern finde ich es erstaunlich, daß du keinen Sinn dafür hast, worin der Unterschied zwischen Morden und Töten besteht, zumal das eine Ethikdebatte ist, die die deutsche Gesellschaft und die internationale Gemeinschaft seit Jahrzehnten beschäftigt.
Mein Text hat doch einen sehr aktuellen Bezug, z.B. in der Frage: Abtreibung, um ein Beispiel zu nennen.
Daß das nicht gesehen wird, ist für mich ein Beispiel für die bedauerliche Ferne von den ursprünglichen Texten und den Aspekten, die ich hier anfing aufzuwerfen.
(Zu der Bedeutung des Talmuds und der Mischna für das Rechtssystem in dem du lebst, könnte ich dir zahllose Beispiele benennen. Ich habe auch das StGb und das BGB von vorn bis hinten gelesen. War sehr interessant.)
Ich hoffe, daß du mir es nicht übel nimmst, wenn du für mich, um noch ein Beispiel zu nennen, ein Mensch bist, der auf einem Stuhl sitzt, aber nicht weiß, worauf der Stuhl steht.
Mit bestem Gruß
Moshe
Erstmal Dank für deine ausführliche Auseinandersetzung, mehr mit dem Hintergrund, als mit dem Text selbst.
Unwillkürlich, in einer Übersicht, wirkst du auf mich wie ein Hausbesitzer, der vergessen hat, daß sein Haus auf Grundmauern steht, ja sogar sagt, diese interessieren nicht mehr.
So etwas kann kollektiv und auch individuell zu ziemlichen Problemen führen, wie sich in der Geschichte immer wieder zeigt.
Meiner Meinung nach unterliegen wir kollektiv einer Evolution, die man als Geschichte (Ein Geschichte) bezeichnet, also wo eine Lage auf die nächste kommt. Das ist ist wie beim Bau eines Hauses, wo erst die Grundmauern, das Fundament, errichtet werden und man dann weiter nach oben aufstocken kann.
Dort gibt es also Schichten (kulturelle Schichten oder Steine) auf der wir als Menschen in unserer kulturellen Entwicklung weiter aufbauen, die sich in rechtliche, soziale, philosophische, usw., Aspekte verzweigen.
Du, wie deine Mitmenschen, ebenso wie ich, leben auf diesen Schichten und erleben die zivilisierte Gesellschaft, bzw. die sich zivilisierenden Gesellschaften, die nach einer beständigen Neuinterpretation und Verfeinerung suchen.
Das kannst du emotional und rechtlich beständig in den Nachrichten verfolgen und selbst in der Dramaturgie der Filme erkennen.
Es geht um eine unentwegte Neubesinnung und Verfeinerung der Grundlagen, um uns weiter zu entwickeln, also um unsere Evolution.
Wenn es oben, also in der heutigen Zeit, immer wieder zu Verfehlungen kommt, meistens aufgrund des archaischen Kerns, den wir haben, halte ich es aus eben diesem Grunde, für notwendig und angemessen, auch mal wieder nach den Grundlagen zu schauen und sie neu zu betrachten. Auch unter dem Aspekt, ob die Übersetzungen/Umschreibungen eigentlich der Sache gerecht werden, die ursprünglich gedacht und beschrieben wurde.
Das halte ich für mich und durch meinen Wechsel aus der christlichen Welt in meine jüdische Heimatwelt, für durchaus interessant, ja manchmal geradezu notwendig, weil sich da Interpretations-Fehler in der Diskussionen zwischen Gesellschaften und im Selbstverständnis ergeben.
So wiegelts du die Bedeutung des Textes und seinen Hintergrund ziemlich generell ab, wie es in deiner Gesellschaft üblich ist.
Das halte ich für einen Irrtum. Ich könnte den Fakt anführen, daß die Bibel das meistgedruckte Buch überhaupt ist, was wohl nicht mit mangelndem Interesse in Verbindung gebracht werden kann.
Die Sache sitzt aber tiefer: Das ganze Rechts- und Werte- System deiner Gesellschaft, und nicht nur dieser, wurde aus den jüdischen Texten, den Büchern Mose im speziellen, entwickelt. Also das ganze Zivil- und Strafrecht deiner Gesellschaft, und weiteres, basiert darauf!
Insofern finde ich es erstaunlich, daß du keinen Sinn dafür hast, worin der Unterschied zwischen Morden und Töten besteht, zumal das eine Ethikdebatte ist, die die deutsche Gesellschaft und die internationale Gemeinschaft seit Jahrzehnten beschäftigt.
Mein Text hat doch einen sehr aktuellen Bezug, z.B. in der Frage: Abtreibung, um ein Beispiel zu nennen.
Daß das nicht gesehen wird, ist für mich ein Beispiel für die bedauerliche Ferne von den ursprünglichen Texten und den Aspekten, die ich hier anfing aufzuwerfen.
(Zu der Bedeutung des Talmuds und der Mischna für das Rechtssystem in dem du lebst, könnte ich dir zahllose Beispiele benennen. Ich habe auch das StGb und das BGB von vorn bis hinten gelesen. War sehr interessant.)
Ich hoffe, daß du mir es nicht übel nimmst, wenn du für mich, um noch ein Beispiel zu nennen, ein Mensch bist, der auf einem Stuhl sitzt, aber nicht weiß, worauf der Stuhl steht.
Mit bestem Gruß
Moshe
Wer ist online?
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 7 Gäste