wie es ist

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
scarlett

Beitragvon scarlett » 28.04.2008, 15:48

dies löchrige brot hast du
nicht gegessen hungersehnsucht nie
geschmeckt im gelbroten feld

und niemals hat deine hand
durchwühlt die sattkörnige erde
während im kopf sich mohnwind versteckt

wie es ist wenn dein herz
an mondzeigern hängt und im takt
der sonnenuhren schlägt

nein, dies alles weißt du nicht
und trägst mich dennoch
durch die Zeit.

Schluss durch zwei Verszeilen ergänzt.

© Monika Kafka, 2008
Zuletzt geändert von scarlett am 09.05.2008, 20:35, insgesamt 1-mal geändert.

Peter

Beitragvon Peter » 07.05.2008, 11:05

Ich finde, dass Louisa hier auf einer richtigen Spur ist, ob "Mohnwind" oder "Mondwind". Ich selbst würde den Unterschied nicht bemerken, hieße es oben "Mondwind".

Ich frage mich, woran das liegt. Das Gedicht verwendet Worte, aber wozu eigentlich? Und wohin will es damit? Keines der Worte (oder der Wortkonzentrationen) scheint mir dem Gedicht eigen - obwohl sie eigentümlich klingen. Müsste ich eine Richtung ausmachen, würde ich sagen, das Gedicht stößt seine Worte fort, es nimmt sie nicht auf. Es führt kaum ein Gespräch mit sich; es hat von Anfang an eine Art Meinung, und diese Meinung steht ihm fest.

Was mir paradox erscheint, ist diese Geste eines Ereignisses, wo im Grunde kein Ereignis ist. Es werden ja doch Ereignisse aufgezählt, aber es ist mir ganz unglaubhaft, dass das Gedicht diese selbst teilt. Es erlebt sie nicht, es verbiegt sie zu einem Vorwurf; es macht im Grunde den Vorwurf pässlich.

Also scheinen mir die Worte verwendet. Und wahrscheinlich daraus will sich mir am Ende keine Erfahrung einstellen. Und deshalb halte ich Louisas Vorwurf einer Vertauschbarkeit des Gedichts für gerechtfertigt. Man müsste doch gegenfragen: Inwiefern ist das nicht Walt Disney? Ist das Gedicht nicht ganz beliebig dahin umzuwenden, da es doch, zumindest meinem Lesen nach, keine Stimme/ Gegenwart aus sich gewinnt?

So meine (Schlegel-)Wahrnehmung.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 07.05.2008, 11:57

Ich kann überhaupt nicht nachvollziehen, wieso du Louisa und Peter diesen Text für austauschbar haltet im Sinne von: es könnte ein Walt Disney-Text sein?
Dafür sind die Zeilen m.E. viel zu tragend, zu traurig, zu sehnsüchtig. Und auch die Bilder, die hier aufgezeigt werden, sprechen doch eine völlig andere Sprache?
nachdenkliche Grüße
Mucki

Louisa

Beitragvon Louisa » 07.05.2008, 13:14

Um das nochmal klar zu stellen: Ich finde das Lied ganz schön! Wirklich! Ihr nicht?

Mucki
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Beitragvon Mucki » 07.05.2008, 13:26

Louisa,
es geht hier nicht um Pocohontas. Dieser Text hat damit nicht das Geringste zu tun. Erkennst du das denn nicht? :rolleyes:
Saludos
Mucki

Louisa

Beitragvon Louisa » 07.05.2008, 18:34

Ähem: Nur das einige Textstellen sich nahezu gleichen???

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 07.05.2008, 21:21

Ich finde diesen Vergleich echt .... :sad:

Und schließe mich Muckis Frage an.

LG
ELsa
Schreiben ist atmen

Louisa

Beitragvon Louisa » 07.05.2008, 22:42

Ok, wenn es nicht anders geht, erkläre ich wieso das für mich 1. keine "Beleidigung" und kein "Grund zur Trauer" ist:

Dieser Mann hat das Lied von Pocahontas geschrieben:

http://de.wikipedia.org/wiki/Alan_Menken

und einen Oscar dafür bekommen. Es ist nicht ganz so ein Ramsch wie das "Schlümpfe-Lied" oder sowas. Ich finde den Text vielleicht kindlich, aber nicht bekloppt. Ich finde ihn besser, weil er noch weniger "Verschnörkelungen" enthält, die ich bei Scarlett ja zu künstlich empfand. Beide gleiten aber durch dieses vage Vermischen von Natur-Hungersnot(????)-Anklagende- etwas ins Unbedeutende für mich

2. Zeige ich euch jetzt hier beide Texte nebeneinander und ihr könnt mir gerne antworten, ob ihr thematische oder sprachliche Ähnlichkeiten entdeckt. Entweder ich bin bescheuert (DAS KANN MÖGLICH SEIN!) oder die gibt es zu Hauf:

1. Pocahontas/Alan Menken - Das Farbenspiel des Winds

(...)

wie kommt's, daß du so vieles gar nicht weißt?
Gar nicht weißt?

(...)

Refrain:

Kannst du hören, wie der Wolf heult unterm Silbermond?
Und weißt du auch, warum der Luchs so grinst?
Kannst du singen wie die Stimmen in den Bergen?
Kannst du malen wie das Farbenspiel des Winds?
Kannst du malen wie das Farbenspiel des Winds?


Komm', renn' mit mir im Schattenlicht der Wälder!
Probier' die süßen Beeren dieser Welt.
Komm', wälze dich in ihrer reichen Vielfalt
und du merkst, daß im Leben dir nichts fehlt.

(...)
Und jeder dreht sich mit und ist verbunden
mit dem Sonnenrad, dem Ring der Ewigkeit.

(...)
Und vergessen sind die Wölfe und der Silbermond
und daß wir alle ebenbürtig sind!
Wir müssen singen wie die Stimme in den Bergen,
müssen malen wie das Farbenspiel des Winds.
(...)


Und 2. "wie es ist" (von Scarlett)

dies löchrige brot hast du
nicht gegessen hungersehnsucht nie
geschmeckt im gelbroten feld

und niemals hat deine hand
durchwühlt die sattkörnige erde
während im kopf sich mohnwind versteckt

wie es ist wenn dein herz
an mondzeigern hängt und im takt
der sonnenuhren schlägt

nein dies alles weißt du nicht



Ich finde beide Texte ähnlich. Aber ihr scheint Walt Disney nicht so gern zu mögen... Vielleicht kann mir jemand erklären, wieso die Texte sich auf "keinen Fall ähneln" ?

(Die Kolonialherrschafts-Stellen habe ich herausgelassen. Die sind in Vermischung mit dem Silbermond nämlich genauso unglaubwürdig wie eben die Hungersnot mit den Mondzeigern -Aber nur für mich- und ich bin (wahrscheinlich?) keine geeignete Meinung dazu.

Schönen Abend!
l

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 07.05.2008, 23:04

Hallo Louisa,

hm, also ähnlich finde ich die beiden Texte nicht gerade, mal abgesehen davon, dass in beiden Werken einem Du Unwissenheit bezüglich gewisser Dinge bescheinigt wird. Ein ziemlich kleiner Nenner, oder? Scarlett hat ein anderes Thema, benutzt eine ganz andere Sprache und abstraktere Bilder.

Ich persönlich, und darum geht´s ja auch im Schlegel, finde scarletts Gedicht sehr schön und vermute einen autobiographischen Hintergrund.

Schöne Grüße

Jürgen

Louisa

Beitragvon Louisa » 07.05.2008, 23:11

Und worum geht es?

Ich dachte es geht um das Naturerleben!? Besonders wegen der zweiten Strophe.

Aber gut, dass jemand weiteres bescheinigt, dass ich spinne :smile: ...

Diese zweite Strophe und auch die letzte passen für mich gar nicht zum Thema der Hungersnot am Anfang... Es ist mir einfach zu "vage", aber ich wiederhole mich.

Ich möchte kein Gedicht lesen, wo ich denke: "Ich vermute eine spannende Geschichte dahinter" Entweder das Gedicht ist in der Lage eine kleine Welt, eine kleine Geschichte in mir zu entfalten oder es ist zu viel auf einmal... Was ja nicht heißt, dass die Versatzteile schlecht sind.

Ich finde die Sprache ähnelt sich auch (in den beiden Texten) .. naja... jeder hat seine Macken :smile:

Louisa

Beitragvon Louisa » 07.05.2008, 23:14

PS: Geht es wirklich um eine früh verstorbene Person? Hungersnot in der Wüste? Naturbanausen?
Nachgeborene (nach 45) ?

Wer wird angeklagt? Wird überhaupt jemand angeklagt?

GENAU DAS - Das ich keine Ahnung habe worum es eigentlich geht und das sich im Laufe der Diskussion auch niemand sicher war, worum es geht - Das ist auch mein Problem an diesem Text, glaube ich.

jondoy
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Registriert: 28.02.2008

Beitragvon jondoy » 07.05.2008, 23:21

~ Hallo Louisa ~ Hallo Mucki ~

TEIL I

ich wollte rausfinden, wie und warum die Louisa so denkt.

Also bin ich heut abend auf Louisas Sätzen entlanggewandert und hab mir auf youtoube dieses ominöse Lied angehört.
Nicht nur einmal, mindestens dreimal, in drei verschiedenen Variationen und dann noch einmal, um – endlich auf den Text konzentriert – mir die Textstelle mit dem Bäumen bewusst anzuhören, denn beim ersten Mal hab ich drüber lachen müssen, wie die (im Comicstrip) vor ihm rumturnt und mit großen Glubschaugen ihm ihr Liedchen vorträllert, als wenn sie sich gleich fressen würden, und auch die anschließende „reale“ Bühnenversion mit den „echten“ Indianern, die als lebende Attrappen verkleidet während der Gesangseinlage statistengelangweilt auf der Bühne rumhockten und auftragsgemäß ihren Pseudoalltags-Handbewegungen nachgehen mussten (warum haben die keinen Joint rauchen dürfen, hab ich mich gefragt, dass hätte ihnen die Regie wenigstens gönnen können) , hat mich auch nicht gerade ernster gemacht, der Text hört sich an wie gemalt, unterhaltsam fand ich’s ja schon.
Dabei wollt ich doch rausfinden, ob es zutrifft, was die Louisa sagt, dass viele Worte (von der Wortwahl her) sich ähneln.

Ich denke, Louisa, Du bist beim Schreiben deiner Kommentare einfach zu gut drauf gewesen.
Was du da sagt, ist aus deiner Sichtweise (vor diesem „kulturellen Hintergrund“ - ironischer Witz!!) – schon richtig. Ehrlich und schwungvoll allemal.
Als Ich mir nach dem mehrfachen Hören des Liedes den Text wieder durchlese, fällt es auch mir schwer, mich wieder auf den Text einzulassen.

Ich hab jetzt zumindest ne Ahnung, Louisa, warum du so denkst, worüber du hier in deinen Kommentaren sprichst.


(Teil I hatte ich geschrieben, bevor ich Louisas drittletzten Kommentar las.)


TEIL II
Jetzt nach dem Lesen von Louisas drittletztem Kommentar möchte ich noch folgendes anfügen:

Ich würde nicht behaupten, dass sich die Texte auf keinen Fall ähneln. Ähnlichkeiten der beiden Texte spreche ich Dir nicht ab.

Aber Mucki hat doch das geschrieben:

Louisa,
es geht hier nicht um Pocohontas. Dieser Text hat damit nicht das Geringste zu tun. Erkennst du das denn nicht?
Saludos
Mucki

Ich finde, du hast diese Frage nicht beantwortet.
Sie will von dir wissen, ob du erkennst, dass Scarletts Text – trotz aller möglichen zufälligen Ähnlichkeiten, die du entdeckt hast – mit Pocohontas nichts zu tun hat.

Viele Grüße,
Stefan

Mucki
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Beitragvon Mucki » 07.05.2008, 23:47

Sagt mal, was haltet ihr davon, diesen Faden vom Publicus in Lyrik zu verschieben? (Monika müsste natürlich vorher gefragt werden, ob ihr das Recht ist)
Ich finde es unfair, dass wir hier über Monikas Gedicht auf diese Art und Weise diskutieren, ohne, dass sie dazu etwas schreiben kann.
Zudem würde sie ja mit Sicherheit auch Klarheit schaffen können, um was es ihr konkret geht und wir würden damit hier eine unfruchtbare Diskussion beenden und könnten dann mit Monika zusammen konstruktive Textarbeit leisten?
Was meint ihr dazu?
Saludos
Mucki

Louisa

Beitragvon Louisa » 08.05.2008, 00:47

Hallo Jondoy!

Nein, mit Pocahothas hat das nichts zu tun!!! Habe ich das gesagt? Ich meine nur, dass sich die Sprache ähnelt, die Anklage und die hingebungsvolle Naturbeschreibung.

Aber sonst nicht. Ich weiß aber auch nicht, worum es in Scarletts Text eigentlich geht (siehe oben). Bei Pocahonthas ist das (nur als beispiel) schon mal deutlicher.

Danke, dass du mich entschuldigen möchtest :smile: ... ich glaube auch, dass ich hier langsam durchdrehe :smile: ...

Mucki, ich würde mich auch darüber freuen. Mich interessiert ja, was eigentlich gemeint ist.

Wieso hat sie ihn hier ausgestellt?

Liebe Grüße,
l

PS: Scarlett, du kannst ja eine PN schreiben, wenn du ihn woanders haben möchtest. Also ich hoffe du nimmst mir meine Vergleiche mittlerweile nicht mehr übel. ich hoffe ich konnte mich jetzt erklären.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 08.05.2008, 01:36

Hallo Louisa,

ich hoffe sehr, dass Monika es verschieben möchte.
Du fragst:
Wieso hat sie ihn hier ausgestellt?

Tja, da gehört schon eine Portion Mut dazu, seinen Text den Kommentatoren auszuliefern, ohne selbst etwas dazu sagen zu können.
Ich gebe ehrlich zu, dass ich diesen Mut bisher nicht aufgebracht habe. Und zwar genau aus dem Grund, weil dies nicht der erste Fall ist, in dem ein Text im Publicus ziemlich zerrissen oder auf heftige Art darüber diskutiert wurde. Ich glaube, dass ich nicht so taff bin. Ich muss mich auseinandersetzen können mit den Kommentaren, um genau solche Diskussionen im Keim zu ersticken, indem ich Klarheit über meine Intention schaffe.
Ich ziehe meinen Hut vor denjenigen, die im Publicus Texte einstellen.
Saludos
Mucki


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