Gemälde

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Herby

Beitragvon Herby » 26.03.2006, 23:04

Gemälde

menschen
ausgewürgt von gassen
flanieren im chiaroscuro
ihrer antithesen

piazza
theatrum mundi

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 27.03.2006, 13:03

Chiaroscuro , italienisch, "helldunkel",

Bezeichnung für den bewusst gegensätzlichen Gebrauch von Hell und Dunkel (Schatten) in Malerei und Graphik (vgl. * Clair-obscur, * Hell-Dunkel-Malerei).

:grin:

Herby

Beitragvon Herby » 28.03.2006, 10:31

Hallo Lisa,

ich hatte ursprünglich überlegt, diese Erklärung als Fußnote anzufügen, mich dann aber dagegen entschieden, da ich es als störend empfand. Wäre das besser gewesen?

Leider vermag ich aus deiner Antwort nicht zu erkennen, wie der Text bei dir ankam ( und ob überhaupt ). Wenn du Verbesserungsvorschläge hast, lass sie mich bitte wissen; Rückmeldungen sind für mich gerade und besonders auf dem Gebiet der freien Lyrik wichtig. Auch wenn ich diesen Text nicht in die Werkstatt gestellt habe, heißt das ja noch lange nicht, dass es nichts mehr zu verbessern gibt.

Liebe Grüße
Herby

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 28.03.2006, 13:14

Lieber Herby,
entschuldige, dass ich nur kurz diese Erklärung gestern abend noch angehängt habe. Ich wurde quasi von dem Beitrag weggerissen, bevor ich schreiben konnte, was ich über dein Gedicht denke, wollte aber die Definition nicht wieder löschen.

Jetzt also näheres:

Ich finde das Gedicht bis auf ein Wort rundherum gelungen. Das Wort, welches mich stört, lautet: ausgewürgt. Die Stimmung des Gedichst ist für mich eher ein bisschen existenzphilosophisch, im Sinne Sartres Geworfenheit in die Welt gemischt mit dem Wunsch nach Synthese. Ich würde ein positiveres oder zumindest neutraleres Wort als ausgewürgt verwenden, allerdings unbedingt das Passiv beibehalten.

Vielleicht: ausgespuckt? angeschwemmt? Das sind noch keine tollen Alternativen, aber mir fallen gerade keine besseren ein...ich überlege noch...

Zudem: Denkst du an ein bestimmtes Gemälde?

Gast

Beitragvon Gast » 28.03.2006, 14:10

Hallo Herby,

erst Mal Glückwunsch, mir gefällt das Bild, welches sehr kanpp und präsise widerspiegelt wie's im"Welttheater" oder auf der "Lebensbühne" zuzgeht.
ich hatte den Text schon vor 2 Tagen gelesen und und bin bei meinen umfassenden Italienisch Kenntnissen, ;-) natürlich genau über das chiaroscuro gestolpert...

@ Lisa, vielen Dank für die Übersetzung.

Auf das "Würgen" würde ich nicht verzichten wollen, weil es den Nagel auf den Kopf trifft, aber vielleicht hört sich in folg.Umstellung "besser" an:

aus den gassen
gewürgte menschen
(Das "von" hat mich auch gestört)
flanieren im chiaroscuro (es gibt im Deutschen adäquat, die Schwarz-Weißmalerei als Metapher
ihrer antithesen

piazza
theatrum mundi



Liebe Grüße
Gerda

Herby

Beitragvon Herby » 28.03.2006, 21:58

Hallo Lisa, Hallo Gerda

Ich danke euch herzlich für euer Lesen und eure konstruktiven Gedanken!

@Lisa
Oh je … ausgerechnet das Wort, das dich so stört – ausgewürgt - möchte ich gerne unverändert lassen, da es mir unter anderem für den Kontrast mit dem Verb „flanieren“ wichtig ist.
Zu deinem Verweis auf Sartre … ich kenne mich mit seiner Philosophie nicht aus, aber du hast mir einen Anstoß gegeben, mich zumindest einmal über sie schlau zu machen.
Als ich dieses Gedicht schrieb, hatte ich kein bestimmtes Gemälde vor Augen, sondern eher bestimmte Plätze. Ich habe lange Jahre in Rom und Italien als Reiseleiter gearbeitet und gerade die italienische Piazza, auf die man oft unvermittelt aus engen Gassen tritt, hat mich seither fasziniert als Mikrokosmos menschlichen Lebens. Canaletto hat ja in vielen seiner Gemälde solche Szenerien dargestellt, nur greift meines Wissens nach für ihn der Begriff des chiaroscuro nicht. Da ist man dann bei Caravaggio und Co. besser aufgehoben.

@Gerda
Ich habe mir deinen Vorschlag mit der Umstellung durch den Kopf gehen lassen und meinen Text für mich noch mal entsprechend neu geschrieben… und irgendetwas sträubt sich in mir gegen diese Umstellung, ich kann noch nicht sagen, was genau.
Was das Wort „von“ anbetrifft, so hatte ich ganz am Anfang auch „aus“ verwendet, es dann aber wieder verworfen wg. der Wiederholung ( ausgewürgt aus Gassen ).
Wäre

menschen
ausgewürgt aus Gassen …

vielleicht eine Kompromissmöglichkeit?

Ich werde eure Vorschläge in Ruhe überdenken und dann sehen, ob und inwieweit ich sie berücksichtigen kann. Jedenfalls Dank für euer Mitdenken!

Liebe Grüße
Herby

Franktireur

Beitragvon Franktireur » 29.03.2006, 01:14

Also, ich habe lang überlegt, und komme zu dem Schluß, daß ich die Wendung "ausgewürgt von Gassen" besser finde, je öfter ich das Gedicht lese.

Ist zwar in erster Linie eine Gefühlssache, aber trotzdem hab ich noch zwei Begründungen:

ausgewürgt von - flanieren im (gefällt mir klanglich halt)

Und ich sehe die Szenerie, und da werden die Leute wirklich von den Gassen ausgewürgt, nicht aus den Gassen.

Ich hoffe, das versteht jetzt wer...


Gruß
Frank

Herby

Beitragvon Herby » 29.03.2006, 18:58

Ja, Frank, ich glaube, ich verstehe schon, was du meinst.
Auch dir ein herzliches Danke fürs Mit - Lesen und Kommentieren!

LG Herby

Wannendicht

Beitragvon Wannendicht » 30.03.2006, 21:22

Ich danke den vorherigen Kritiken, daß ich dieses Gedicht verstehen kann. Die Fremdworte habe ich meinem Wortschatz beigefügt.

Die Gassen würgen die Menschen tatsächlich aus... Welch phantsatische Wortmalerei das alles ist... :shock:


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